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Eishockey: Viel Liebe, aber auch viele Hassnachrichten nach Todesfall

PITTSBURGH, PA - SEPTEMBER 22: Pittsburgh Penguins center Adam Johnson (47) skates during the first period in the preseason game between the Pittsburgh Penguins and the Columbus Blue Jackets on Septem ...
Adam Johnson im Jahr 2018 bei den Pittsburgh Penguins.Bild: imago sportfotodienst

Viel Liebe, aber auch viele Hassnachrichten nach tödlichem Eishockey-Unfall

30.10.2023, 15:0530.10.2023, 18:25
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Am Sonntag erreichte die Eishockey-Welt eine traurige Nachricht aus Grossbritannien. Der US-Amerikaner Adam Johnson war den Folgen eines tragischen Unfalls im Spiel seiner Nottingham Panthers gegen die Sheffield Steelers erlegen.

Der 29-Jährige war vom Schlittschuh eines gegnerischen Spielers am Hals getroffen worden und musste Berichten zufolge noch auf dem Eis wiederbelebt werden. Zuvor hatte er sich noch aufgerafft und versucht, das Spielfeld zu verlassen. Dabei verlor er jedoch eine Menge Blut und sackte wieder zusammen.

Am Tag danach teilte sein Team dann die Nachricht vom Tod von Johnson, der ein «grossartiger Teamkollege und eine unglaubliche Person» gewesen sei, mit. Schon kurz darauf begannen Hunderte, die Social-Media-Profile von Matt Petgrave, dessen Schlittschuh den 13-fachen NHL-Spieler verletzt hatte, mit Hassnachrichten zu bombardieren.

Das X-Profil des Verteidigers ist mittlerweile nicht mehr öffentlich, auf dem Instagram-Profil in seinem Namen, das nur ein Bild von 2011 enthält, wüten noch immer viele. «Mörder» und «Geh ins Gefängnis, du hast jemanden getötet» sind noch die harmloseren Kommentare. Viele der Anschuldigungen gegenüber dem dunkelhäutigen Eishockey-Spieler sind nämlich nicht nur beleidigend, sondern auch rassistisch. Einige Nutzer fragen sich zudem, ob der Vorfall ebenfalls als Unfall bezeichnet würde, wenn ein weisser Spieler einen dunkelhäutigen Spieler verletzt hätte.

Wie viele davon sich wirklich mit dem Sport auskennen, ist nicht bekannt. In jedem Fall ist es nicht das erste Mal, dass ein Spieler von der Kufe eines Gegners verletzt wird. Dies betonen viele Eishockey-Fans auf Reddit und verweisen unter anderem auf Drew Miller von den Detroit Red Wings, der in einem NHL-Spiel von einem Schlittschuh verletzt wurde. Erst vor Kurzem wurde zudem Bostons Jakub Lauko auf ähnliche Weise von Chicagos Jason Dickinson im Gesicht getroffen. In der Schweiz denkt man bei Unfällen dieser Art unweigerlich an Michel Zeiter, der 2001 nur dank ganz viel Glück überlebt.

Der Zwischenfall aus der NHL.Video: YouTube/SPORTSNET

Vor dem Zusammenprall mit Johnson verlor Petgrave im Zweikampf mit einem anderen Nottingham-Spieler die Balance, woraufhin sein Bein in die Luft schoss. Inwiefern ihm deshalb eine Mitschuld an Johnsons Tod nachgewiesen werden kann, möchte nun auch die Polizei in South Yorkshire herausfinden, wie sie mitteilte. Der Vorfall wird also untersucht.

Dieser hat ausserdem eine weitere Debatte entfacht: Es wird wieder über Schutzkleidung für den Hals nachgedacht. In einigen Juniorenligen, beispielsweise in Kanada, ist solche bereits Pflicht. Und auch in der NHL könnte diese nun vermehrt eingesetzt werden, wie «The Athletic» berichtet. So habe Washingtons T.J. Oshie, der sich bisher gegen schützende Rollkragen wehrte, da es in den NHL-Stadien «so heiss sei wie nie», fünf solche bestellt, damit auch einige seiner Teamkollegen die Kevlar-Rollkrägen testen können.

Andernorts wird des tragisch Verstorbenen gedacht. So wurden in der DEL, wo Johnson in Augsburg spielte, oder auch beim Fussballspiel von Sheffield Wednesday, in der Stadt, wo sich der Center tödlich verletzt hatte, Schweigeminuten abgehalten. Das AHL-Team Ontario Reign ehrte seinen Ex-Spieler ebenfalls.

(nih)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TAM9E
30.10.2023 16:24registriert November 2022
Unglaublich diese Menschen… als ob es für Matt Petgrave nicht ohnehin schon schlimm genug sein wird, kommen auch noch solche Social Media Idioten und „prügeln“ auf ihn ein.
Was für ein Armer Kerl.
wieso tut man so etwas?
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Commander Salamander
30.10.2023 16:28registriert September 2018
Das einzige, wofür man den Unfall instrumentalisieren sollte, sind stärkere Schutzbestimmungen für die Spieler, und sicher nicht, um Hass zu schüren! Ich mag mich noch gut an Michel Zeiters Unfall erinnern, schrecklich.
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Chnebeler
30.10.2023 17:20registriert Dezember 2016
Einfach nur primitiv den Beteiligten zu beschimpfen und ihm die Schuld zu geben. Es war ein tragischer Unfall, wie er im Eishockey leider ab und zu vorkommen kann und keiner macht sich wohl momentan mehr Vorwürfe.
Ich wünsche allen das Beste für die Zukunft.
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