Der FC Zürich leistet sich gegen Luzern zu viele Fehler und Fouls und kassiert eine 1:3-Niederlage. Am Schluss des Spiels haben die Zürcher zwei Platzverweise erhalten und drei Elfmeter verursacht. So eine «Ausbeute» sieht man nur selten im Fussball.
Mit einer derartigen Disziplinlosigkeit ist es auch schwierig, ein Spiel zu gewinnen. Zwar parierte Yanick Brecher zwei Elfmeter, doch im Nachschuss waren die Schützen trotzdem noch erfolgreich. Die Zürcher zeigten nach dem ersten Platzverweis keine schwache Leistung, sondern spielten phasenweise sogar besser als die Luzerner, aber ein Treffer wollte bis kurz vor Schluss nicht gelingen.
Speziell ist auch die Reaktion von Ricardo Moniz. Der Trainer, welcher bekannt dafür ist, in den Interviews und Pressekonferenz offenkundig seine Meinung zu sagen, gab sich im Interview mit Blue nach dem Spiel für seine Verhältnisse sehr ruhig, aber erklärte auch: «Wenn ich meine Emotionen zeigen würde, wird es gegen mich verwendet. Das habe ich hier gelernt.» Der Niederländer wurde bereits in der Hinrunde für zwei Spiele gesperrt, da er sich nach dem Derby gegen GC über die Schiedsrichterleistung beschwerte.
Auch Torwart Brecher gab zu den Penaltysituationen ein neutrales Feedback: «Bei den Szenen gibt es Dinge, die wir beeinflussen können, und Dinge, die wir nicht beeinflussen können.» Dafür sorgte besonders die zweite Elfmetersituation bei den Experten im Studio von Blue für grosse Diskussionen zwischen Pascal Zuberbühler und Daniel Gygax.
Zuberbühler stellt die Szene zwischen Daniel Denoon und Thibault Klidjé mit Gygax nach und erklärt, dass Denoon dadurch, dass er grösser als sein Gegenspieler war, gar keine andere Option hatte, als so in den Zweikampf zu gehen. Für den ehemaligen Torhüter ist diese Situation klar kein Elfmeter.
Denoon sah für das Vergehen noch die Gelbe Karte und wenige Minuten später war sein Arbeitstag nach einer Gelb-Roten-Karte bereits beendet. Ein taktisches Foul im Mittelfeld sorgte für die zweite Karte für den jungen Verteidiger innerhalb kurzer Zeit.
Doch er ist nicht der einzige Innenverteidiger, welcher vom Platz flog. Auch Lindrit Kamberi sah für ein unnötiges Foul, bei welchem er seinen Gegenspieler mit dem Fuss im Gesicht traf, in der Nachspielzeit Rot. Damit fehlen beide Spieler für den Klassiker gegen Basel.
Das bringt die Mannschaft von Trainer Moniz bereits in grosse Not. Denn die Innenverteidiger Nikola Katic und Mirlind Kryeziu möchten den Verein verlassen. Beide Spieler gehörten in der Hinrunde noch zu den Stammkräften, in diesem Kalenderjahr bleiben beide bisher ohne einen Einsatz. Bei Katic soll ein Angebot von seinem ehemaligen Verein Glasgow Rangers vorliegen.
Der einzige Innenverteidiger, der noch übrig bleibt, ist Mariano Gomez. Sehr wahrscheinlich, dass Kryeziu zu den ersten Einsätzen in diesem Jahr kommen wird, besonders da er als Zürcher durch und durch für die Spiele gegen Basel besonders bereit sein wird und sich auch für ein neues Team anbieten möchte.
Durch die gestrige Niederlage und den Sieg des FC St.Gallen nähern sich die Zürcher wieder gefährlich dem Strich. Nur noch ein Punkt beträgt der Vorsprung auf den siebten Platz und die aktuelle Form spricht gar nicht für den FCZ. Dabei könnte die kommende englische Woche sehr wegweisend sein. Zuhause im Letzigrund trifft man neben Basel auch noch auf St.Gallen und dazwischen steht das Auswärtsspiel im Kantonsderby gegen Winterthur an.
Sollte der Absturz in die Relegation Group folgen, droht das Verpassen des Saisonziels. Erst letzte Woche im Spiel gegen Yverdon erklärte Präsident Ancillo Canepa, dass das Erreichen einer europäischen Gruppenphase das grosse Ziel der Saison ist. Sind die Zürcher nach 33 Spieltagen nicht in den ersten sechs platziert, bleibt als einzige Option noch der Sieg im Schweizer Cup, um sich für das europäische Geschäft zu qualifizieren.
Im Cup spielen die Stadtzürcher im Viertelfinale zu Hause gegen die Young Boys. Seit 2019 konnte der FCZ nicht mehr das Halbfinale im Pokal erreichen, der letzte Titelgewinn in diesem Wettbewerb liegt noch ein Jahr weiter zurück. Damals setzte sich der FCZ mit Ludovic Magnin an der Seitenlinie im Final gegen YB durch.
Weiterhin unter den Erwartungen agiert momentan die Offensive des FC Zürich. Mit 1,45 erwarteten Toren pro Spiel hat Zürich den zweittiefsten Wert der gesamten Liga, nur GC ist mit 1,39 expected Goals noch tiefer. In den letzten acht Spielen erzielte das Team von Ricardo Moniz in der Liga nur fünf Tore. Das letzte Spiel mit mindestens zwei Treffern ist bereits fast drei Monate her. Damals gewann Zürich mit 2:0 auswärts gegen Sion.
Auch die aktuelle Form der Mannschaft sollte den Zürchern Sorgen bereiten. Nur ein Sieg konnte der Meister aus der Saison 2021/2022 in den letzten acht Spielen einfahren. Klar ist: Ricardo Moniz und seinem Trainerstab steht eine unruhige Woche bevor, denn im Klassiker erwarten die Fans eine klare Leistungssteigerung.