Im Stade Louis II verflüchtigte sich Monacos Hoffnung am letzten Mittwoch, ein zweites Mal nach 2004 um die prestigeträchtigste Trophäe im Klub-Fussball spielen zu können. Selbst von einer der gefährlichsten Offensiven Europas war im Duell mit Juventus Turin nichts auszurichten.
Das Team mit der aussergewöhnlichen Referenz von 149 Treffern in 59 Partien stiess nach den spektakulären Coups gegen Manchester City und Borussia Dortmund an die Grenzen.
Den ersten nationalen Titelgewinn seit 17 Jahren dürften die Monegassen auf Kosten von Paris Saint-Germain gewinnen. «Alles andere wäre ein Kunstfehler», hält der Wunderknabe Kylian Mbappé fest. Mehr sei nur schwierig zu erreichen, vermutet der Teenager, dem offenbar eine konkrete Offerte von Real Madrid vorliegt.
«Wir werden versuchen, Juventus wehzutun.» Er klang dabei nicht so, als würde er restlos daran glauben. An der Côte d'Azur sind die Fakten bekannt, das Torverhältnis von Juventus (19:2) lässt wenig Spielraum zu; in knapp fünf Monaten hat der Serie-A-Dominator in seiner internationalen Kampagne keinen Gegentreffer mehr zugelassen.
Gegen den Leader der Ligue 1 ging der italienische Branchenprimus bereits im ersten Teil mit chirurgischer Präzision vor. Emotionen kamen keine auf, die Betriebstemperatur blieb konstant tief. Während jeder Minute war im Hinspiel erkennbar, wie unfassbar viel Leadership und Wettkampferfahrung in der Turiner Squadra steckt. Juventus besitzt einen imaginären Champions-League-Chip; 775 Partien im anspruchsvollsten Wettbewerb sind abgespeichert, Monaco kommt auf knapp 35 Prozent dieser Marke.
In jedem Winkel des italienischen Renommiervereins ist die Fokussierung auf die grossen Ziele und Bilder zu spüren. David Trezeguet, während einer Dekade bis 2010 in Turin engagiert und mit 171 Treffern noch immer der beste ausländische Stürmer der «Vecchia Signora», erinnert sich in einem Interview mit der «L'Equipe»: «Juve steht für pure Professionalität.» Der Klub entfache auf der ganzen Welt Leidenschaft und ziehe die Tifosi massenhaft an.
Ein aktiver Juventino überragt derzeit alle: Gianluigi Buffon, der Jahrhundert-Goalie, der Rekordhalter, der an manchen Tagen noch immer die Aura des Unbesiegbaren ausstrahlt. 39-jährig ist «Gigi Nazionale» inzwischen, von Rückzuggedanken keine Spur. Der Mann ist getrieben von seinem Ehrgeiz, den sechsten Scudetto in Serie wird er gewinnen, den erstmaligen Champions-League-Triumph hat er im Kopf.
Gigi #Buffon ha avuto compagni nati in 6 decadi diverse. Da Giovanni Galli a Moise #Kean (da @Squawka) pic.twitter.com/0j38gicwUt
— Simone Bordoli (@Simobo74) 5. Mai 2017
Auf der Online-Plattform der UEFA sind von ihm zwei Tage vor seiner 150. Europacup-Partie ein paar Sätze zu lesen, die erahnen lassen, welchen Stellenwert der Star-Keeper dem möglichen Gewinn der europäischen Elite-Liga einräumen würde: «Zusammen mit dem WM-Titel wäre es das grösste Glück meiner Karriere. Diesen Sieg wollte ich schon immer. Es wäre das Ende eines schwierigen, harten Wegs, der viel Mut und Hartnäckigkeit erforderte. Ich bin schon immer davon überzeugt gewesen, es schaffen zu können.»
Er und auch der Schweizer Nationalmannschafts-Captain Stephan Lichtsteiner, der derzeit primär in der Serie A zum Zug kommt, könnten sich mit einem weiteren Glanzstück im Geschichtsbuch des italienischen Fussballs verewigen. Einzig der AC Milan ist es seit der Gründung der Champions League (1992) gelungen, sechsmal einen Halbfinal zu gewinnen. (zap/sda)