Im März 2014 legte er seine Münchner Ämter nieder. Nun ist er zurück, der Patron, der unüberhörbare Frei- und Querdenker, der Mann mit der unerschütterlichen Bayern-Aura: Uli Hoeness, 65, sendet wieder auf allen Kanälen. Er redet offen über seine Zeit in der Justizvollzugsanstalt von Landsberg und die soziale Rehabilitierung nach der Steuerhinterziehung in zweistelliger Millionenhöhe. Vor knapp zwei Monaten inthronisierten 97,7 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder den ehemaligen Präsidenten ein zweites Mal.
Mit Hoeness an der Spitze wirkt der Rekordmeister noch angriffiger als üblich. Der Klubchef hält nichts von einer Strategie der souveränen Zurückhaltung. Er versteht sich wie in guten alten Bayern-Zeiten als oberste Instanz der Themensetzung. Seinen Sinn für Provokationen und frontale Attacken hat er im Gefängnis nicht verloren.
Anfang Januar platzierte er in einem Sky-Interview eine Grussbotschaft an die Adresse der sportlich angezählten Dortmunder. Der BVB habe fälschlicherweise gemeint, dem FC Bayern auf die Pelle rücken zu können: «Und was ist passiert? Ich habe an Weihnachten auf die Tabelle geschaut und festgestellt: Es sind wieder zwölf Punkte.»
Seine Ansage korrespondiert so gar nicht mit dem Kurs von Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef proklamierte im vergangenen Jahr eher ein Verhältnis der Entspannung zum Rivalen aus dem Ruhrgebiet. Hoeness steht offenbar für eine andere Agenda – auch in der Kooperation mit der Nummer 2 beim FCB: «Ich bin überzeugt, dass wir Auseinandersetzungen haben werden. Das tut der Sache gut.»
Die Replik aus Dortmund war in der «Welt am Sonntag» nachlesbar. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke unterstellte seinem Münchner Gegenspieler «eine Wahrnehmungsstörung». Angesichts ihres personellen Umbaus im letzten Sommer habe niemand im Verein auch nur einen Satz gesagt, «der auf diese höhnische Art hätte interpretiert werden können», so Watzke in einem ausführlichen Interview.
Watzke relativiert die suboptimale Vorrunde. Coach Thomas Tuchel habe praktisch eine neue Mannschaft formieren müssen. «Wir haben 13 Transfers abgewickelt. Vieles war ähnlich wie in Jürgen Klopps Anfangsphase. Der Unterschied allerdings ist: Er hatte damals drei Jahre Zeit.» Entsprechend wenig könne er zynische Bemerkungen aus Süddeutschland nachvollziehen.
Überbewerten mochte er Hoeness' Anwürfe indes nicht, im Prinzip sei ja Rummenigge sein Ansprechpartner: «Er ist einer der einflussreichsten Menschen im europäischen Fussball. Mit ihm habe ich mittlerweile eine vertrauliche Arbeitsbeziehung aufgebaut», liess er sich im Gespräch mit der «Welt am Sonntag» zitieren.
Dass er den Namen Rummenigge erwähnte, ist kein Zufall. Im Prinzip herrscht bei den übergeordneten Themen TV-Rechte, Verteilung der Fernseh-Millionen oder Auslandsvermarktung bei den Bundesliga-Schwergewichten ein Konsens. Die wichtigsten Kräfte des deutschen Klubfussballs sind durchaus daran interessiert, in der Money League hinter England Position 2 zu festigen. Das Geschäft floriert, am 26. Januar wird die Deutsche Fussball Liga einen Rekordumsatz von über drei Milliarden veröffentlichen. (sda/drd)