Xherdan Shaqiri wechselt von Olympique Lyon nach Übersee zu Chicago Fire. Wir haben die wichtigsten Fragen gesammelt und liefern die Antworten dazu.
Erst im Sommer 2021 wechselte der Schweizer vom FC Liverpool zu Olympique Lyon. In Frankreich wurde Shaqiri als neuer Star empfangen, die Hoffnungen waren gross und Präsident Jean-Michel Aulas sprach von einer «gewichtigen Investition für die kommenden Jahre». Nun, gewichtig war die Investition nur bezüglich Ablösesumme. Für die kommenden Jahre war sie, wie wir jetzt wissen, nicht.
Catch Shaq on the Lakefront. 🔥
— Chicago Fire FC (@ChicagoFire) February 10, 2022
Denn auf dem Feld funktionierte Shaqiri bei Lyon überhaupt nicht. Die ernüchternde Bilanz eines halben Jahres lautet: 16 Spiele, 2 Tore, 3 Assists. Auch wenn er in seinem letzten Einsatz mit einem Tor und einem Assist glänzen konnte, hätte der Schweizer bei Trainer Peter Bosz auch in der Rückrunde keine grosse Rolle gespielt. Ein erneuter Wechsel war deshalb naheliegend.
Obwohl Xherdan Shaqiri ein enttäuschendes Halbjahr hinter sich hat, macht Olympique Lyon mit dem Schweizer noch ein kleines Transferplus. Chicago Fire überweist 7 Millionen Euro nach Frankreich und damit eine Million mehr, als Lyon im vergangenen Sommer an Liverpool bezahlte. Insgesamt hat Shaqiri mit seinen Transfers damit bereits 71.5 Millionen Euro bewegt.
Der Wechsel in die Major League Soccer (MLS) ist für Xherdan Shaqiri äusserst lukrativ. «Shaq» soll pro Jahr rund sieben Millionen Dollar verdienen – damit wird er vorübergehend zum bestbezahlten Spieler der gesamten Liga.
Im Sommer wird Shaqiri dann aber deutlich an der Spitze abgelöst. Dann stösst der italienische Superstar und Europameister Lorenzo Insigne von Napoli zu Toronto. Der Flügelspieler wird 15 Millionen Dollar pro Jahr verdienen.
Weil die Teams aus der MLS selbsterklärend nicht an den europäischen Klubwettbewerben teilnehmen, fehlt der direkte Vergleich zu unseren Ligen. Das macht die Beurteilung etwas schwieriger, man könnte die Liga aber insgesamt etwa gleichauf mit der Schweizer Super League einordnen.
Dass das Niveau in den USA nicht unterschätzt werden darf, erklärte zum Beispiel Ex-MLS-Profi Nicolas Hasler gegenüber dem «Blick». Der heutige Thun-Spieler macht darauf aufmerksam, dass immer mehr Talente aus dem südamerikanischen Raum schon in jungen Jahren den Schritt in die MLS statt nach Europa wagen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Thiago Almada. Der Wechsel des 20-jährigen Argentiniers von Velez Sarsfield zu Atlanta United wurde gestern offiziell. Mit 16 Millionen US-Dollar Ablöse wird er zum teuersten Neuzugang der MLS-Geschichte.
Die 27. Saison in der MLS beginnt am 26. Februar mit der Regular Season, die bis am 9. Oktober dauert. Die Teams sind unterteilt in die Eastern Conference (mit Chicago) und die Western Conference, in beiden spielen je 14 Teams. 12 der insgesamt 28 Mannschaften erreichen die Playoffs. Der Final findet am 5. November statt.
Shaqiri wird bei Chicago Fire mit der Nummer 10 auflaufen. So gehört es sich schliesslich auch für den «Alpine Lake Michigan Messi».
The A̶l̶p̶i̶n̶e Lake Michigan Messi. #cf97 | @XS_11official pic.twitter.com/ekiHoGhIoY
— Chicago Fire FC (@ChicagoFire) February 9, 2022
Es ist das erste Mal, dass der Schweizer auf Klubebene (in der U21-Nati trug er 2010/11 die 10) mit der Rückennummer 10 auflaufen wird. In der A-Nati läuft Shaqiri seit seinem Debüt mit der 23 auf, diese Nummer trug er auch beim FC Liverpool.
Hierzulande dürfte vor allem Verteidiger Rafael Czichos ein Begriff sein. Der Deutsche spielte von 2018 bis 2022 beim 1. FC Köln. Er wechselt wie Shaqiri auf die neue Saison hin nach Chicago.
Ebenfalls einem breiten Publikum bekannt ist natürlich Fabian Herbers Fussballgott. Sonst besteht der Kader hauptsächlich aus Süd- und US-Amerikanern.
Bekannteste Figur aus Schweizer Sicht ist Sportdirektor Georg Heitz. Der Schweizer, der dieses Amt von 2008 bis 2017 beim FC Basel innehatte, arbeitet seit Dezember 2019 für Chicago Fire. Heitz war es auch, der die Übernahme des FC Lugano durch Chicago-Besitzer Joe Mansueto einfädelte.
Einen weiteren Schweizer verpasst Shaqiri um ein paar Monate. Raphael Wicky war von 2019 bis September 2021 als Cheftrainer bei Chicago engagiert.
Nach Übergangscoach Frank Klopas hat im November 2021 Ezra Hendrickson übernommen. Der Mann aus St.Vincent und den Grenadinen war zuletzt als Co-Trainer bei Columbus Crew zuständig.
Für Shaqiri dürfte sich ein Wechsel insofern positiv auswirken, als er in der MLS zu mehr Spielpraxis kommen dürfte. Das war zuletzt weder bei Lyon, noch beim FC Liverpool der Fall. Die letzte Saison mit regelmässigen Einsätzen hatte Shaqiri 2018/19.
Dass Vertrauen und Spielpraxis für Shaqiri elementar sind, bestätigt Nationaltrainer Murat Yakin gegenüber dem «Blick»: «Von der Art her, wie Shaq spielt, ist es für ihn wichtig, dass er Spielminuten in den Beinen hat. Dass er zu ‹Gegge› Heitz kommt, ist ja irgendwie naheliegend. Das Vertrauen ist für Shaq wichtig, das bekommt er von ‹Gegge›. Schliesslich waren sie lange zusammen in Basel.»
Auch bezüglich der WM 2022, die ab November in Katar stattfindet, ist Murat Yakin optimistisch: «Ich mache mir da keine Sorgen in Bezug auf uns, denn ich bin sicher, dass Shaq bis zur WM im Rhythmus ist. Wie wichtig das für ihn ist, sah man an der EM 2021. In den ersten paar Spielen lief es ihm nicht wie gewünscht. Als er dann ein paar Partien in den Beinen hatte, war er richtig parat, die Spiele zu entscheiden. Darum ist die Konstellation, dass die WM erst im November ist, gut für ihn und für uns.»
Wie sehr Yakin weiterhin den Fähigkeiten von Shaqiri vertraut, unterstrich er gleich selbst: «Fussballspielen verlernst Du nicht, egal, in welchem Land du spielst. Und Shaq hat es immer hingekriegt, Leistung für die Schweiz zu bringen. Auch, wenn er nicht genug Spielpraxis hatte. Das wird er auch dieses Mal schaffen, davon bin ich überzeugt.»