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Nations League: Schweizer Nati verliert trotz Überzahl gegen Spanien

Switzerland's midfielder Ruben Vargas, left, Switzerland's midfielder Remo Freuler, centre, and Switzerland's defender Manuel Akanji, right, react after receiving their fourth goal, dur ...
Die Schweiz steht gegen Spanien im Regen.Bild: keystone

Nati wird trotz Überzahl von Spanien deklassiert: «Glück war nicht auf unserer Seite»

Die Schweiz verliert das erste Heimspiel der Nations League gegen den Europameister Spanien trotz langer Überzahl mit 1:4. Zeki Amdouni schoss in Genf den Schweizer Treffer zum 1:2 kurz vor der Pause.
08.09.2024, 23:0309.09.2024, 01:48
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Aus dem ersten Zusammenzug im Rahmen der Nations League sprang für die Schweiz nichts Zählbares heraus. Drei Tage nach der Niederlage in Dänemark unternahm sie gegen Spanien nach einem frühen 0:2-Rückstand viel, um mindestens noch zum Remis zu kommen. In ihrer besten Phase gelang Zeki Amdouni in der 41. Minute der Anschlusstreffer. Zu diesem Zeitpunkt spielte die Schweiz schon seit längerem in Überzahl. Spaniens Verteidiger Robin Le Normand hatte nach einem Foul als letzter Mann gegen Breel Embolo die Rote Karte gesehen (21.).

Der Mut der Schweizer, inklusiver jener von Nationalcoach Murat Yakin, der in der letzten halben Stunde die Offensive personell verstärkte, wurde nicht belohnt. Mit zwei einfach gespielten Angriffen sorgten Fabian Ruiz (77.), der schon das 2:0 erzielt hatte, und Ferran Torres (80.) gegen die entblösste Schweizer Defensive für klare Verhältnisse.

Abwehrboss Manuel Akanji zeigte sich nach dem Spiel im Interview mit SRF nachdenklich:

«Alle vier Gegentore beschäftigen mich. Das war nicht nötig, es waren Absprachefehler. Es passiert viel zu einfach. In der ersten Halbzeit war es ok, trotz des Rückstands. In der zweiten Halbzeit haben wir das nicht mehr gemacht, ich weiss nicht warum. Die Pässe wurden ohne Druck gespielt, obwohl wir ein Mann mehr waren. Am Ende war die Niederlage verdient, wir haben zu wenig gemacht. Wir hatten genügend defensive Spieler auf dem Feld, die diese Räume hätten absichern können. Die Kommunikation war heute nicht gut genug. Das sollte auch mit Spielern, die sonst nicht oft spielen kein Problem sein.»

Zu viele schlechte Phasen

Zu wenig konsequent verteidigt hatte die Schweiz bereits in der Startviertelstunde. Lamine Yamal war dabei zweimal entscheidend. Der 17-Jährige setzte sich zunächst in der 4. Minute gegen Remo Freuler durch und fand mit seiner Flanke den Kopf von Joselu, dem Ersatz für den verletzten Alvaro Morata. Der frühere Stürmer von Real Madrid setzte sich im Kopfball-Duell gegen Gregory Wüthrich durch. Die zweite entscheidende Aktion von Yamal führte knapp zehn Minuten später zum 2:0. Nach einem Ballverlust von Michel Aebischer lancierte er den Konter, den Fabian Ruiz abschloss.

Danach entwickelte sich das Spiel ganz anders, als man annehmen musste. Von den Spaniern war in der Offensive bis zu den beiden Toren in der Schlussviertelstunde kaum mehr etwas zu sehen. Gegen die bald mal nur noch zu zehnt spielenden Europameister war die Schweiz überlegen. Bei strömendem Regen und auf unansehnlichem Rasen hatte sie viel Ballbesitz, aber nach der Pause kaum mehr Torchancen. Zu viele Fehlpässe mischten sich in die Angriffe.

Die starken Minuten vor der Pause

Die Schweiz war personell dezimiert und das war ihr in den schlechteren Phasen anzumerken. Neben den Ausfällen der gesperrten Granit Xhaka und Nico Elvedi musste Murat Yakin auch auf der rechten Aussenbahn umplanen, nachdem sich Silvan Widmer beim Aufwärmen verletzt hatte. Becir Omeragic kam an seiner Stelle zum Zuge und hätte beinahe den perfekten Einstand gegeben. Sein Treffer in der 7. Minute, kurz nach dem 0:1, wurde wegen eines vorangegangenen Handspiels von Remo Freuler aberkannt.

Diese Entscheidung habe nichts mit der Niederlage zu tun gehabt, so Freuler nach der Partie. Er bemängelte ebenfalls das ungenügende Defensivverhalten.

«Klar ist, dass diese Leistung nicht reicht. In der Defensive müssen wir viel besser arbeiten. Es kann nicht sein, dass wir vier Tore kassieren. Wir hatten richtig Schwung vor der Pause. Danach wollten wir das gleiche machen, aber es ist uns nicht mehr gelungen. Dann plätscherte das Spiel so dahin. Das Handspiel vor dem vermeintlichen Ausgleich kann man so geben, die Hand war draussen. Das war auch nicht das Problem, sondern unsere eigene Leistung.»
Remo Freuler

Die spielerischen Ambitionen der Schweizer waren trotz fehlendem Stammpersonal gross. Wie es der Nationalcoach angekündigt hatte, war die SFV-Auswahl im ausverkauften Genfer Stadion bemüht, auch gegen den Europameister möglichst oft am Ball zu sein. Richtig gut gelang dies in Überzahl in der ersten Halbzeit. Nach dem Platzverweis gegen Le Normand beschäftigten Embolo und Co. die Spanier in der Defensive.

Ruben Vargas dribbelte sich auf seiner Seite gegen Yamal und Dani Carvajal immer wieder frei und schickte Ball um Ball gefährlich in den Strafraum. Er war es auch, der in der 41. Minute den Eckball trat, der Amdouni zum 8. Tor im 21. Länderspiel verhalf. Der neue Stürmer von Benfica Lissabon, der an der EM nicht die grosse Rolle spielen konnte, bewies seine Goalgetter-Qualitäten. Auch Embolo überzeugte, bis ihm zusammen mit dem Rest der Mannschaft ab der 50. Minute die Ideen und wohl auch etwas die Kraft ausgingen.

Trainer Yakin würdigte denn in der Analyse nach dem Spiel auch die positiven Momente seines Teams:

«Es war nicht alles so schlecht. Es gab einige Aktionen, die gegen uns gelaufen sind. Wir haben dominant gespielt, aber das Glück lag nicht auf unserer Seite. Spanien hat am Schluss clever gespielt, wir haben aber nicht clever verteidigt.

Vorne hätten die entscheidenden Pässe und die Präzision gefehlt, was mit ebenfalls fehlender Geduld zusammenhänge, so Yakin weiter. Den Grund dafür wiederum verortet der Trainer unter anderem in der noch nicht vorhandenen Erfahrung einiger Spieler, die die Stammkräfte ersetzten. Verloren sei in der Nations League aber noch nichts, doch:

«Wir müssen nun das Glück wieder auf unsere Seite bringen.»

Mit null Punkten nach zwei Spielen steht die Schweiz nun unter Zugzwang. Die nächsten Partien finden am 12. Oktober in Serbien und am 15. Oktober gegen Dänemark statt.

Schweiz - Spanien 1:4 (1:2)
Genf. - 26'265 Zuschauer (ausverkauft). - SR Peljto (BOS).
Tore: 4. Joselu 0:1. 13. Fabian Ruiz 0:2. 41. Amdouni 1:2. 77. Fabian Ruiz 1:3. 80. Torres 1:4.
Schweiz: Kobel; Wüthrich, Akanji, Rodriguez (62. Rieder); Omeragic, Freuler, Zakaria (62. Sierro), Aebischer (76. Monteiro); Amdouni, Embolo (76. Duah), Vargas (85. Steffen).
Spanien: Raya; Carvajal, Le Normand, Laporte, Grimaldo; Rodri (58. Zubimendi), Fabian Ruiz (81. Garcia); Yamal (46. Torres), Pedri (28. Vivian), Williams (59. Pino); Joselu.
Bemerkungen: Schweiz ohne Xhaka, Elvedi (beide gesperrt) und Widmer (verletzt). Spanien ohne Morata und Oyarzabal (beide verletzt). 7. Tor von Omeragic wegen eines vorangegangenen Handspiels aberkannt. 21. Rote Karte gegen Le Normand (Notbremse). 25. Lattenschuss von Amdouni. 48. Tor von Amdouni aberkannt, weil Ball nach einem Eckball draussen war.
Verwarnungen: 18. Vargas, 52. Freuler, 53. Wüthrich, 69. Torres, 69. Carvajal. (abu/sda)

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128 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TaulRam
08.09.2024 22:30registriert März 2019
Meine Güte. Da frage ich mich was passiert wäre, wenn Spanien nicht rot kassiert hätte...
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Brennus
08.09.2024 22:31registriert September 2023
4:1 trotz 10 Spieler..peinlich!
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mikel
08.09.2024 21:11registriert Februar 2014
Ich weiss, 50%ist anderer Meinung, aber ich vertrage diesen Sascha Rufer wirklich nicht mehr...
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