Der 3:0-Erfolg von Bayer Leverkusen im Spitzenspiel gegen Bayern München war ein Statement. Ein Statement, dass es «Vizekusen» ernst meint, in diesem Jahr den Fluch zu brechen und erstmals Deutscher Meister zu werden. Und mittendrin in dieser bislang herausragenden Saison steht Granit Xhaka.
Englische Fussballfans machen sich vor allem darüber lustig, dass es als langjähriger Arsenal-Spieler Xhakas einzige Mission in Deutschland sei, zu verhindern, dass die Ex-Tottenham-Spieler Harry Kane und Eric Dier ihren ersten wichtigen Titel gewinnen. In Deutschland wird der Schweizer Nati-Captain dagegen mit Lob überschüttet.
Harry Kane leaves Tottenham to go win a guaranteed trophy in Germany.
— ꜱᴏᴄᴄᴇʀᴘᴀᴇᴅɪᴀ (@soccerpaedia) February 11, 2024
Granit Xhaka : pic.twitter.com/neyiVmRkOX
Das fängt im eigenen Team an. «Granit war auch heute wieder ein überragender Spieler», sagte Verteidiger Jonathan Tah nach dem Sieg gegen die Bayern in die TV-Kameras. Er gebe der Mannschaft viel Stabilität, egal ob mit oder ohne Ball. Xhaka sei einer, der vorangehe, was Leverkusen guttue.
Trainer Xabi Alonso war vor allem froh, dass sein Mittelfeldmotor nach einem kurzen Verletzungsschreck in der 34. Minute weiterspielen konnte: «Er wollte unbedingt auf dem Platz bleiben und er hat weitergekämpft. Granit ist ein echter Krieger.»
Nicht mehr aus dem Schwärmen kam der ehemalige deutsche Nationalspieler Didi Hamann beim Fussballtalk von «Sky»: «Granit Xhaka ist Taktgeber, das Metronom, das Herzstück dieser Mannschaft.» Was den Schweizer so gut macht? Er gewinne unglaublich viele Bälle und dirigiere das Spiel. Was dabei oft untergehe, sei die technische Qualität des 31-Jährigen.
Es habe einen Grund, warum sich Leverkusens Offensivspieler wie Florian Wirtz, Jeremie Frimpong oder Amine Adli in dieser Saison so gut entfalten können, ist sich Hamann sicher. Und dieser Grund heisse Granit Xhaka. «Ich glaube, Xhaka erhält noch zu wenig Aufmerksamkeit für sein Passspiel. Er verliert nie einen Ball, jeder Pass wird auf den richtigen Fuss gespielt, mit der richtigen Passstärke. Es ist einfach ein Genuss, ihm zuzuschauen», lobt der 50-Jährige.
RTL-Journalist Felix Görner bringt bei «Sky» noch ein anderes Bild in die Runde ein: «Xhaka ist ein Leuchtturm, auch wegen seiner 360-Grad-Blickrichtung.» Der Schweizer finde immer in einer Ruhe eine Lösung für alles. «Gegen die Bayern war es besonders krass, wenn du siehst, dass sie so einen Spieler eben nicht haben», analysiert Görner.
Und Patrick Helmes, der dritte Experte in der Talkrunde und einst selbst Spieler in Leverkusen, glaubt, dass Xhaka immer noch unter dem Radar laufe. «Es sieht immer so aus, als mache er nicht viel. Einen kurzen Ball da, zwei, drei Ballkontakte, eine Lücke aufziehen», analysiert der 39-Jährige. «Aber das Krasseste in seinem Spiel ist seine Kommunikation. Er zeigt teilweise Sachen nur mit einem Finger an und du siehst sofort, wie alle anderen spuren. Maximale Autorität.»
Hamann lobt auch die neue Reife des Schweizer Nati-Captains. Er sei zu Beginn gerade wegen der Hitzköpfigkeit des Mittelfeldspielers kein Freund der Verpflichtung gewesen. Aber: «Ich habe mich in diesem Jahr richtig in den Spieler verliebt.» In Leverkusen dürfte es manche Fussballfans geben, die gleich denken.