Sport
Fussball

Champions League: Manuel Akanji und Co. haben kein Bock auf neuen Modus

Premier League Manchester City v Brentford Manuel Akanji of Manchester City during the Premier League match Manchester City vs Brentford at Etihad Stadium, Manchester, United Kingdom, 14th September 2 ...
Manuel Akanji absolvierte in der Vorsaison 62 Spiele und sagt: «Es muss eine Grenze geben.»Bild: www.imago-images.de

Immer mehr Spiele – Akanji und Co. haben keinen Bock auf neue Champions League und Klub-WM

Am heutigen Dienstag beginnt die Champions League mit noch mehr Spielen, im nächsten Sommer steht für die Topklubs dann die Klub-WM an, 2026 ist schon wieder Weltmeisterschaft. Für die besten Fussballer nimmt es kein Ende – nun wehren sich diese aber.
17.09.2024, 15:4717.09.2024, 16:06
Mehr «Sport»

Hier ein paar Spiele mehr, da noch ein neuer Wettbewerb und in der immer kürzeren Saisonpause geht es dann noch auf Promo-Tour in den USA oder Fernost. Der Kalender wird für Fussballer immer dichter – und diesen gefällt dies überhaupt nicht.

«Wir alle haben es satt.»
Liverpool-Goalie Alisson

«Es ist so hart», sagte Manuel Akanji im Vorfeld der neuen Champions-League-Saison. Diese beginnt am heutigen Dienstag und bringt mit dem geänderten Modus mindestens zwei zusätzliche Partien – neu hat jeder Teilnehmer acht Ligaspiele statt sechs Vorrundenspiele. Wer vor den Achtelfinals den Umweg über die Zwischenrunde nehmen muss (Plätze 9 bis 14), absolviert insgesamt gar bis zu vier Spiele mehr als bisher.

Liverpool's goalkeeper Alisson Becker speaks during a news conference at the San Siro Stadium, in Milan, Italy, Monday, Sept. 16, 2024, ahead of the Champions League soccer match between A.C. Mil ...
Auch Liverpool-Goalie Alisson äusserte sich kritisch.Bild: keystone

«Vielleicht spielt unsere Meinung keine Rolle», beklagte Liverpool-Goalie Alisson und stellte klar: «Aber jeder weiss, was wir davon halten, mehr Spiele zu haben: Alle haben es satt!» Fussballer seien «nicht dumm». «Wir verstehen natürlich die Sicht der Medien, der UEFA, der FIFA und der verschiedenen Ligen, die mehr Spiele wollen. Aber man muss auch auf uns Spieler hören.»

Der 31-Jährige forderte, dass sich die verschiedenen Seiten sowie die Verantwortlichen für den Spielplan zusammensetzen und sich die Anliegen der Spieler anhören. Die aktuelle Entwicklung schade aber auch dem Fussball. Denn: «Wer müde ist, kann nicht auf höchstem Niveau konkurrieren. Doch ich will in jedem Spiel mein Bestes geben», so Alisson.

«Wann haben wir Ferien?»
Manchester Citys Manuel Akanji

Akanji sieht ein weiteres Problem im immer dichteren Spielplan: «Man kann nicht einfach Partie um Partie hinzufügen und glauben, dass alles einfach so weitergeht. Man muss auch an die Spieler denken. Irgendwann ist man zu erschöpft, um weitere Spiele zu absolvieren. Und dann kommen die Verletzungen.» Die Profis würden zwar so hart wie möglich trainieren und seien fit, «doch es muss eine Grenze geben».

England's Jude Bellingham, left, and Switzerland's Manuel Akanji challenge for the ball during a quarterfinal match between England and Switzerland at the Euro 2024 soccer tournament in Dues ...
Nati-Spieler wie Akanji und Jude Bellingham (l.) haben kaum noch Pausen.Bild: keystone

Der Schweizer Verteidiger von Manchester City blickt nicht nur auf die kommende Saison kritisch, sondern auch darüber hinaus. «Angenommen wir werden Meister oder gewinnen den Cup. Dann schaffen wir es in den Final der Klub-WM – und spielen drei Wochen später schon wieder im Supercup. Wann haben wir Ferien?», fragt der 29-Jährige.

Erschwerend hinzu kommt für die Premier-League-Stars, dass es in England keine Winterpause gibt. So könnten Akanji und Co. das nächste Jahr aufgrund der erstmals durchgeführten Klub-WM tatsächlich fast durchspielen, nachdem durch die Europameisterschaft in diesem Sommer schon nur ein verkürzter Urlaub möglich war. «Und 2026 ist dann die WM, es nimmt kein Ende», so Akanji, der in der Saison 2023/24 insgesamt 62 Mal im Einsatz stand. Aufgrund der hohen Last spasste der Nati-Star gar: «Vielleicht trete ich mit 30 zurück.»

«Es geht nur um Geld. Niemand kümmert sich um die Spieler.»
Thibaut Courtois im Herbst 2021

Akanji und Alisson sind nicht die einzigen, welche das Vorhaben von FIFA und UEFA harsch kritisierten. Akanjis Teamkollege Bernardo Silva erklärte: «Der Terminplan ist völlig verrückt.» In der Vergangenheit gab es auch schon klare Worte gegen die 2018 eingeführte Nations League. So polterte Belgien-Goalie Thibaut Courtois im Herbst 2021: «Es geht nur um Geld. Niemand kümmert sich um die Spieler.»

Real Madrid's goalkeeper Thibaut Courtois gestures during the Champions League final soccer match between Borussia Dortmund and Real Madrid at Wembley stadium in London, Saturday, June 1, 2024. ( ...
Kein Fan vom dichten Spielplan: Thibaut Courtois.Bild: keystone

Im vergangenen Juni erhob die Spielervereinigung FIFPRO zudem eine Anklage gegen den Fussball-Weltverband. Damit stellt FIFPRO infrage, ob die FIFA einseitig über den Fussball-Kalender entscheiden und die Klub-Weltmeisterschaft, die im nächsten Sommer mit 32 Teams aus der ganzen Welt ansteht, einführen kann.

Es sind jedoch nicht nur die Verbände, die den Fussballprofis immer mehr abverlangen. Auch die Klubs, die für Promo-Touren im Sommer in die USA oder nach Asien reisen, um neue Fans zu erschliessen und zusätzliche Kohle zu scheffeln, sind in der Hinsicht nicht unschuldig. Besonders absurd war eine Reise des FC Barcelona, der im November 2023 rund 32 Stunden nach einem Ligaspiel ein Testspiel in den USA geplant hatte – angeblich entgegen dem Willen einiger Spieler.

Selbstverständlich profitieren auch die Profis von den immer weiter steigenden Einnahmen. Wie es aussieht, wären einige jedoch gerne bereit, auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür auch mal eine Verschnaufpause erhalten würden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Mehrfach-Torschützen in der Champions League
1 / 21
Die Mehrfach-Torschützen in der Champions League
5 Tore: Erling Haaland (Manchester City) beim 7:0 gegen Leipzig am 14. März 2023.
quelle: imago/pro sports images / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Slackline-Weltmeister Jaan Roose spaziert über Bosporus von Kontinent zu Kontinent
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
81 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
c-bra
17.09.2024 16:57registriert April 2016
Aus diesem Grund spielt der FC Aarau niemals international. Da werden die Bedürfnisse der Mitarbeiter noch grossgeschrieben!
474
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tomtschi
17.09.2024 17:31registriert März 2019
Nur schon um Schweizer Fussball und Champions League zu schauen zahle ich bei Blue 34.90. Will ich dann auch noch Bundesliga schauen bin ich bei 95 Franken im Monat. Und damit haben wir es in der Schweiz noch gut.

So lange wir Sportfans da mitmachen, so lange wird es für Akanji heissen "noch mehr, noch mehr..."

Das System ist krank, aber niemand wird es reparieren können.
412
Melden
Zum Kommentar
avatar
fandustic
17.09.2024 17:27registriert Juni 2021
Keine Ahnung weshalb viele Kommentarschreiber den Fussballern die Legitimation sich zu beschweren absprechen. Klar, sie haben auch viel Freizeit, aber wer will bitteschön 1 Jahr durcharbeiten ohne Möglichkeit ein paar Wochen auch mal den Kopf durchlüften zu können? Eben, niemand, egal was man verdient. Es ist die Fifa und Uefa die den Hals nicht voll genug kriegt. Früher gabs mal noch eine Sommerpasue und ein grosses Turnier alle zwei Jahre. Ging auch sehr gut. Nun diese pseudo Turniere ohne Wert, nur um die „Lücke“ zu füllen. Back to the Roots würde ich meinen.
398
Melden
Zum Kommentar
81
    Grandiose Doku über den «FC Hollywood» – eine Reise in die Ära der letzten echten Typen
    Der FC Bayern sorgte auch in den letzten Jahren immer mal wieder für Negativschlagzeilen – an das Chaos der 90er-Jahre, als der Spitzname «FC Hollywood» entstand, kommt dies aber nicht heran. Das zeigt eine unterhaltsame ZDF-Doku auf eindrückliche Weise.

    Bei dieser Serie ist schon nach den ersten Minuten offensichtlich, dass sie nur grossartig werden kann. Selbst als Fussballfan mit Jahrgang 1997 kennt man die Gesichter, die sich in den Anfangssequenzen der ZDF-Doku «FC Hollywood – der FC Bayern und die verrückten 90er» vor die Kamera setzen, alle. Sei es als Trainer wie Jürgen Klinsmann und Markus Babbel, als Experten wie Mehmet Scholl und Dietmar Hamann oder als beides wie Lothar Matthäus. Und so weiss man auch, dass es den Macherinnen und Machern der Serie an Zündstoff sicher nicht gemangelt hat.

    Zur Story