Das Fussballstadion wird von manchen Anhängern als rechtsfreier Raum verstanden – und bei Auswärtsfahrten auch der Weg dahin und zurück. Das ist natürlich falsch, es gelten in Zügen, Bussen und Fussballstadien die üblichen Gesetze.
Trotzdem kommt es beinahe in jeder Runde der Super League in einer der Schweizer Arenen oder in deren Umfeld zu Randale, Krawallen oder Sachbeschädigungen. Stets ist es gemessen an der Gesamtzahl der Zuschauer eine kleine Menge an vorwiegend jungen Männern, die mit ihrem Verhalten den Ruf einer ganzen Szene beschädigen.
Die anständigen Fans haben dies satt. So zirkulierte gemäss dem «St.Galler Tagblatt» vor dem 1:0-Sieg des FC St.Gallen in Basel ein Flyer der aktiven Fanszene. In diesem ruft sie allen Anhängern in Erinnerung, was auf dem Spiel steht – und was man sich nicht erlauben darf.
Deutsch und deutlich wird betont, dass es um die bestmögliche Unterstützung der Mannschaft gehe und um nichts anderes. «Wer wegen Alkohol und Drogen oder erhofften Gewaltexzessen an die Auswärtsspiele fährt, ist definitiv falsch am Platz und soll sich gleich wieder verpissen!»
Die aktive Fanszene sei nicht länger bereit zuzuschauen, «wie einige wenige Halbstarke unsere mühsam erkämpften Freiheiten leichtsinnig und fahrlässig aufs Spiel setzen», heisst es im Schreiben weiter. Allfällige künftige Verstösse würden «konsequent und mit harter Hand» verfolgt und fehlbare Personen «ohne Vorwarnung zur Rechenschaft» gezogen werden.
Die Initiative der St.Galler Fanszene ist ganz im Sinne der Liga. Deren CEO Claudius Schäfer sagte jüngst, man erwarte ein deutliches Signal aus den Fankurven, dass Fehlverhalten nicht unterstützt werde. Die Swiss Football League macht sich derzeit Gedanken über eine Schliessung der Gästesektoren bei den Spielen.
Die Fans der Grün-Weissen erinnern insbesondere an die Verhaltensgrundsätze im Extrazug und bei Auswärtsfahrten. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern sei ein Extrazug der SBB seit mehreren Jahren der Normalfall, was gerade aufgrund der Randlage der Stadt St.Gallen als Privileg zu betrachten sei. «Entsprechend gilt es, alles dafür zu tun, dass dies auch so bleibt.»
Sachbeschädigungen wie jene unlängst in Luzern, wo vier Busse massiv beschädigt und Sicherheitskräfte mit pyrotechnischem Material beworfen wurden, werden im Schreiben als «feige und sinnlos» bezeichnet. Es gelte, dem zur Verfügung gestellten Rollmaterial Sorge zu tragen: «Dies bedeutet unter anderem: Es werden keine Scheiben eingeschlagen, Nothammer entwendet, Tags und Kleber hinterlassen, Polster aufgeschlitzt oder Toiletten zerstört. Und es werden keine Gegenstände oder sogar Feuerwerk aus den Zugfenstern geworfen.»
Des Weiteren fordern die St.Galler Fans ihre Mitreisenden auf, das Zug- und Bus-Personal respektvoll und freundlich zu behandeln. «Sie sorgen dafür, dass wir sicher und schnell an den Spielort und wieder nach Hause kommen.» (ram)