Obacht vor Echallens: Die Waadtländer warfen im Cup-Sechzehntelfinal bereits den eigentlich souveränen Challenge-League-Leader Xamax raus. Der FC Luzern ist also gewarnt. Denn eine Pleite im Cup kann sich die krisengeschüttelte Mannschaft von Markus Babbel nicht leisten.
Noch verhalten sich der Anhang und das Umfeld ruhig, aber ein Scheitern am Donnerstag würde Hektik auslösen. Und bei einem weiteren Fehltritt am kommenden Sonntag beim Tabellenletzten Lugano käme das wahre Ausmass der Krise wohl vollumfänglich zum Vorschein.
Überraschend kommt die ernüchternde Bilanz des FC Luzern allerdings nicht. Schon im Sommer hatte Babbel vor Komplikationen gewarnt: «Wir haben unser Rückgrat verloren.»
Ihm war klar, welche Furchen die Abgänge von Topskorer Marco Schneuwly (68 Tore in 120 Liga-Spielen), Gestalter Markus Neumayr und des Schweizer U21-Captains Nicolas Haas hinterlassen würden.
Nach inzwischen acht sieglosen Runden klammern sich die desillusionierten Luzerner an wenig. «Wir haben keine schlechten Leistungen gezeigt, aber das ist natürlich ein schwacher Trost», versuchte Christian Schwegler die bisherige Saison positiv zu deuten, gab dann aber umgehend eine konkretere Linie vor: «Es muss von jedem mehr kommen. Wir müssen über das Team kommen.»
Der Auftritt gegen die topklassierten Young Boys vom vergangenen Wochenende war im Prinzip kein Abbild des sportlichen Tiefs, das sich eine Woche vor dem kursweisenden Duell mit Lugano akzentuiert hat. YB-Trainer Adi Hütter bescheinigte dem Verlierer zumindest gute Ansätze: «Wir haben erst nach 30 Minuten Fahrt aufgenommen. Luzern war besser und aktiver.» Aber Luzern war eben auch weniger robust, harte Rencontres setzen der unerfahrenen Equipe zu.
Mehr als ein bisschen warmer Applaus und ein paar nette Berner Komplimente resultierten für den FCL nicht. Der Blick auf die Tabelle lässt ungemütliche Wochen erahnen. Von Abstiegsgefahr spricht in Luzern nach wie vor keiner, aber die Lage spitzt sich zu. Schwegler, der einzige FCL-Akteur mit langjähriger internationaler Erfahrung, rief in der Mixed-Zone die «Woche der Wahrheit» aus: «Wir müssen so schnell wie möglich wieder den Tritt finden.»
Markus Babbel arbeitet die diffizile Lage zurückhaltender auf. Auf das übliche Krisen-Vokabular setzt er (noch) nicht. Der dienstälteste Super-League-Coach hält es für verfrüht, bereits von einer ersten entscheidenden Woche zu sprechen. «Mir ist klar, dass die Situation schwierig ist, wir haben im Moment zu wenige Punkte, weil wir sie teilweise fahrlässig liegen gelassen haben.» Richtig problematisch sei indes nur die Vorstellung in Thun (0:2) gewesen.
«Selbstmitleid bringt uns keinen Zentimeter weiter.» Der frühere Bayern-Verteidiger und Europameister kennt den Ausweg: Mit der richtigen Mentalität und Bereitschaft, täglich 100 Prozent zu leisten, sei die Trendwende zu schaffen. «Es geht um die taktische Disziplin, wir müssen den maximalen Laufaufwand betreiben, präsenter sein. Dann lässt sich der Bock wieder umstossen.»
Nach drei für lokale Verhältnisse üppigen Jahren unter Babbel zeichnet sich eine schwierige Kampagne ab, eine vierte Top-5-Klassierung ist angesichts der wirtschaftlichen Zurückbuchstabierung eher unwahrscheinlich; zu viel Knowhow ging auf verschiedenen Ebenen verloren, zu instabil wirkt das verjüngte Ensemble. Babbels Vertrag läuft Ende Saison aus; die Verhandlungen stocken. Ein Commitment des Vereins steht aus, Babbel nimmt den Stillstand zur Kenntnis: «Die Vertragsgespräche sind für mich aktuell die kleinste Baustelle.»
Ausser Frage steht, dass er an Kontinuität interessiert ist. Der eigentliche Kopf der sportlichen Abteilung vertritt weiterhin eine bemerkenswert loyale Haltung, die Schweizer Liga ist für den Ex-Bundesliga-Coach kein Mittel zum Zweck. «Ich habe meinen Namen nirgendwo in den Ring geschmissen, ich habe nie einfach auf ein Angebot gewartet», hielt er in einem Interview vor ein paar Monaten dezidiert fest. (abu/sda)