Nur drei Schweizer Fussballer sind derzeit noch wertvoller als Ardon Jashari, dessen Marktwert gemäss transfermarkt.ch bei 25 Millionen Euro liegt: Gregor Kobel, Manuel Akanji und Denis Zakaria. Bei seinem Wechsel von Luzern zu Club Brügge im Sommer lag Jasharis Wert noch bei 6 Millionen Euro, dank seiner starken ersten Saison in Belgien hat das Schweizer Talent seinen Marktwert mehr als vervierfacht.
Der Wechsel von der Super League in die Jupiler Pro League mag aus Schweizer Sicht ein eher ungewöhnlicher Schritt sein. Aber für den 22-Jährigen scheint sich dieser komplett auszuzahlen. Nach nur einem halben Jahr in Westflandern wurde sein Vertrag bereits bis 2029 verlängert. Das zeigt, dass Spieler und Verein beide mehr als zufrieden sind. In einem Interview mit der NZZ sagt Jashari beispielsweise: «Ich habe in Belgien in zehn Monaten mehr Wertschätzung erfahren als vorher in drei Jahren in der Schweiz.»
Die Zeit beim FC Luzern war für Jashari nicht immer ganz einfach. Im Sommer 2023 sorgte das Eigengewächs des Klubs mit einem Interview bei der Luzerner Zeitung für riesige Schlagzeilen. Basel hatte grosses Interesse, den Youngster zu verpflichten und einigte sich mit dem Spieler, ohne dass der FCL für Verhandlungen offen war. «Ich fordere von den Verantwortlichen, dass sie mit dem FCB verhandeln. Bekommt der FCL das Geld, welches ich wert bin, dann soll man mich gehen lassen», sagte Jashari im Interview und ergänzte: «Nach Gesprächen mit meinem Berater und meiner Familie sind wir zum Schluss gekommen, dass ich in der Schweiz bleiben will. Ich bin überzeugt, dass ich beim FCB fussballerisch einen weiteren Schritt machen kann.»
Dass diese Aussagen bei den Leuchtenstädtern nicht gut ankamen, ist selbsterklärend. Als Massnahme wurde dem damals erst 20-Jährigen die Kapitänsbinde vorübergehend abgenommen. Dennoch wurde er nach einigen Spielen wieder zum Captain ernannt und fehlte den Luzernern in der gesamten Saison nur zwei Spiele. Im Anschluss bezahlte Brügge sechs Millionen für den defensiven Mittelfeldspieler.
Am gestrigen Sonntag durfte Jashari nun über seinen ersten Titel in seiner noch jungen Karriere jubeln: Im Cupfinal setzte sich Brügge mit 2:1 gegen RSC Anderlecht durch. Wie so oft in dieser Saison stand der Schweizer das gesamte Spiel auf dem Platz. Dass er unangefochtener Stammspieler ist, war aber nicht immer so. Jashari erlebte in Belgien einen schwierigen Start und erhielt nicht auf Anhieb die gewünschte Spielzeit, mittlerweile ist er einer der Leistungsträger.
Da der Zuger aufgrund der Europameisterschaft erst später zum Team stiess, wusste er, dass er sich zuerst umso mehr beweisen muss. «Ich wusste genau, wenn ich geduldig bleibe, wird meine Chance kommen, ich muss sie nur nutzen. Ich spüre die Unterstützung und Liebe von den Fans, deshalb will ich in jedem Spiel mit meinen Leistungen etwas zurückgeben», sagte Jashari im Januar zu transfermarkt.ch.
Die Verantwortlichen des Vereins schwärmen alle vom jungen Schweizer und auch bei den Fans hat Jashari mit einer speziellen Aktion reichlich Sympathiepunkte gesammelt. Nach dem Auswärtssieg im Derby gegen Cercle Brügge nahm Jashari eine Fahne und steckte diese symbolisch in den Mittelkreis. Dies kam zwar beim Gegner nicht gut an, aber bei den eigenen Fans umso mehr.
Nicht nur in den belgischen Wettbewerben legte der Mittelfeldspieler starke Leistungen hin. Auch in der Champions League – Brügge erreichte das Achtelfinal – glänzte Jashari immer wieder mit starken Spielen oder überzeugt auch mit Einzelaktionen wie in der Zwischenrunde gegen Atalanta Bergamo, als er im Rückspiel mit einem herrlichen Sololauf ein Tor einleitete und nach dem Spiel zum besten Spieler der Partie gewählt wurde.
Der zweifache Nationalspieler entschied sich im letzten Sommer trotz Angeboten aus mehreren Top-Ligen für den amtierenden belgischen Meister, der schon für einige Spieler als Sprungbrett diente. Jashari begründete den Entscheid wie folgt: «Für mich war es viel wichtiger, zu einem Verein zu wechseln, der einen klaren Entwicklungsplan für mich aufzeigen kann, als zu einem Verein zu wechseln, nur weil dieser in einer bestimmten Liga spielt.»
Durch die starken Leistungen zieht Jashari nun auch die Scouts der Topklubs auf sich. So sollen unter anderem Juventus Turin und Napoli schon seit Längerem Interesse am Schweizer haben, mittlerweile gibt es auch Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Paris Saint-Germain. Vorerst gilt Jasharis Fokus aber dem Meisterkampf. Drei Runden sind in der belgischen Liga noch zu absolvieren, aktuell liegt Brügge zwei Punkte hinter Leader Union Saint-Gilloise.