Volle Ränge in der Stamford Bridge, gähnende Leere auf den Chelsea-Trikots. Die Absenz eines Firmenlogos auf den blauen Shirts rührt ganz einfach daher, dass Chelsea für diese Saison noch keinen Sponsor hat. Angesichts der finanziellen Einbussen, die damit einhergehen, werden sich die Londoner wohl schnellstmöglich darum bemühen, mit einem Sponsor einig zu werden. Schade eigentlich, denn die schlichten Trikots stehen ihnen gar nicht mal so schlecht.
Bereits am ersten Spieltag der Premier League kam es mit der Partie zwischen Chelsea und Liverpool zu einem Aufeinandertreffen zweier Spitzenteams. Nachdem sich die beiden Klubs in den letzten vier Begegnungen jeweils immer 0:0 getrennt hatten, waren die Kräfteverhältnisse auch gestern ausgeglichen. Chelseas Antwort auf den sehenswerten Liverpooler Führungstreffer durch Luis Diaz, der nach einem genialen Zuspiel von Mohamed Salah nur noch einzuschieben brauchte, folgte noch vor der Pause: Disasi trifft für die «Blues».
Salah und Diaz, die beiden Baumeister des Führungstreffers, wurden in der 77. Minute ausgewechselt – insbesondere Salah zeigte sich darüber alles andere als erfreut. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp schien seinem Torgaranten diese Reaktion aber nicht übel zu nehmen, sagte er doch nach dem Spiel zu den Medien: «Ich verstehe seine Reaktion. Hätte Mo noch einmal getroffen, hätte er einen Rekord für ein Eröffnungsspiel aufgestellt, aber das hatte ich nicht auf dem Schirm.»
Den Einstieg in die Saison hätten sich die Bayern definitiv anders vorgestellt. Nach viel Unruhe vor der Saison durch Diskussionen um die Torhüterposition und das Hin und Her in den Verhandlungen um Tottenhams Tormaschine Harry Kane erlitt der FC Bayern im Finale des Supercups gegen RB Leipzig eine Bruchlandung. Gleich mit 3:0 wurde der deutsche Serienmeister vor heimischem Publikum vom Platz gefegt. Bayerns Trainer Thomas Tuchel fand deutliche Worte für die Leistung seines Teams: «Es fühlt sich an, als hätten wir vier Wochen gar nichts gemacht.»
Am Ursprung allen Übels stand für die Bayern Leipzigs Dani Olmo, der ein Dreierpack schnürte.
Einen Grund zur Freude gab es für die Bayern-Fans dann aber doch noch. Nachdem sie wiederholt seinen Namen skandiert hatten, war es dann in der 64. Minute endlich so weit: Harry Kane, der Mann, der Bayern auf Kurs bringen soll, betrat das Feld.
Harry #Kane. Losgelassen.#FCBRBL pic.twitter.com/0qCzyLamVG
— Patrick Strasser (@AZ_Strasser) August 12, 2023
Auch Noussair Mazraouis Griff in die Trickkiste sorgte in Bayern für einen kurzzeitigen Lichtblick.
Das Drama verlagerte sich nach dem Spiel in die sozialen Medien. Der junge Franzose Mathys Tel zeigte mit einigen verpassten Torchancen keine prickelnde Leistung und wurde daraufhin in sozialen Netzwerken rassistisch beleidigt. Der FC Bayern verurteilte den Vorfall scharf.
Wir verurteilen die menschenverachtenden Kommentare, denen Mathys Tel auf Social Media ausgesetzt wurde, aufs Schärfste. Wer solche widerlich rassistischen Dinge schreibt, ist kein Fan des FC Bayern. Mathys, wir stehen hinter dir und du hast unsere volle Unterstützung!…
— FC Bayern München (@FCBayern) August 13, 2023
Im DFB-Pokal sorgte ein anderer Klub aus Leipzig für Schlagzeilen, dieses Mal aber von der weniger positiven Sorte. Beim Erstrundenduell zwischen Lokomotive Leipzig und Eintracht Frankfurt kam es zu wüsten Szenen. Die Leipzig-Fans zündeten Pyros und Böller, die dann im Bereich unter der Tribüne landeten, wo Personen in Rollstühlen das Spiel schauten. Schiedsrichter Michael Bacher musste die Partie aufgrund der Störenfriede zeitweise sogar unterbrechen und die Mannschaften in die Kabine schicken.
Leipzig-Trainer und Sportdirektor Almedin Civa war vom Verhalten der eigenen Fans schockiert: «Das geht so nicht! Es ist immer Hass, Hass, Hass!», meinte er nach dem Spiel, das Frankfurt mit 7:0 für sich entscheiden konnte.
Auch dem FC Barcelona missriet der Saisonauftakt. Gegen den FC Getafe schaute für die Katalanen in einer gehässigen Partie mit drei Roten und acht Gelben Karten nur ein 0:0 heraus – es ist das dritte 0:0 zwischen den zwei Teams in den letzten vier Spielen. Besonders im Stadion des FC Getafe, welcher die letzte Saison auf Platz 15 beendete, bekundet der FC Barcelona Mühe.
3 - Barcelona have now gone three straight visits without a win against Getafe at the Coliseum Alfonso Pérez in @LaLigaEN (D2 L1), their worst winless away streak against them in the top-flight.
— OptaJose (@OptaJose) August 13, 2023
Danger.
Die Katalanen machten in der Partie nicht mit ihren fussballerischen, sondern mit ihren handballerischen Fähigkeiten auf sich aufmerksam. Ronald Araujo in einem Moment der geistigen Umnachtung:
Barça-Trainer Xavi war von der Leistung des Schiedsrichters ebenso wenig angetan wie der Schiedsrichter von Xavis Reklamationen: Als der Trainer nach einem Foul an Ezzalzouli vehement einen Freistoss fordert, wird er vom Unparteiischen kurzerhand mit einer Roten Karte aus der Coaching-Zone verbannt.
Auch in der Nachspielzeit stand der Schiedsrichter wieder im Zentrum der Diskussionen. Nachdem sich Getafes Juan Iglesias mit allen Mitteln gegen die heranstürmenden Katalanen zur Wehr gesetzt hatte, wurde die Szene noch einmal überprüft. Da Barcelonas Gavi den Ball vorher mit dem Oberarm berührt haben soll, taxierte der Unparteiische die Aktion als nicht Penalty-würdig.
Auch nach der Partie blieb die Stimmung gereizt. Xavi wetterte nicht nur gegen den Schiedsrichter, sondern gegen die gesamte «La Liga», die er als «Schande» betitelte.
💢 "El mensaje que le mandaría hoy a @Tebasjavier es que su producto es una vergüenza"
— Carrusel Deportivo (@carrusel) August 13, 2023
💭😡 Xavi, tras el partido ante el Getafe, a la pregunta de @AdriaAlbets pic.twitter.com/QFsXOFIb0H
Für Barcelonas grössten Konkurrenten aus Madrid verlief der Saisonstart deutlich positiver. Zum 2:0-Sieg über Athletic Bilbao steuerte der Neuzugang Jude Bellingham bereits sein erstes Tor bei.
Paris Saint-Germain zeigte sich im ersten Spiel der Saison nicht in Torlaune. Beim Debüt des Trainers Luis Enrique waren Kylian Mbappé und Neymar die grossen Abwesenden. Für die Pariser reichte es gegen den FC Lorient trotz 1001 (!) gespielten Pässen und einer Passquote von 94 Prozent nur zu einem Remis.
In der kolumbianischen Liga kassierte Edwin Cardona mit seinem Verein America Cali gegen Independiente Medellin zwar eine 1:3-Niederlage, der Abend dürfte ihm aufgrund seines Traumtors zum zwischenzeitlichen 2:1 aber trotzdem in bester Erinnerung bleiben.
Ein sehenswerter Treffer gelang auch dem ehemaligen GC-Stürmer Haris Tabakovic. Er steuerte ein Tor zum 4:0-Sieg von Hertha BSC gegen Jena in der ersten Runde des DFB-Pokals bei.
Im zweiten Spiel für den englischen Zweitligisten Norwich schoss Christian Fassnacht sein erstes Tor. Norwich mit dem ehemaligen YB-Akteur spielte gegen Southampton 4:4 unentschieden.