Xherdan Shaqiri hat über das Osterwochenende seinem Klub Liverpool auf der vereinseigenen Homepage ein ausführliches Interview gegeben. Dabei spricht der Schweizer Nationalspieler über Strassenfussball in der Schweiz, seine vielen Erfolge und sein grosses Idol.
Xherdan Shaqiri über ...
Um ehrlich zu sein, ich dachte nie, dass ich solch eine Karriere hinlege. Manchmal sage ich meiner Familie: «Schaut, wo ich spielte und wie viele Trophäen ich gewonnen habe.» Nicht jeder kann sagen, dass er die Champions League mit zwei verschiedenen Teams gewonnen hat, zwei mal Klubweltmeister wurde und so viele Titel mit Bayern und Basel holte. Es ist wie ein Traum, den ich jeden Tag lebe. Ich geniesse es, ich bleibe aber auf dem Boden.
Damals in den Parks und auf den Plätzen war es anders, weil es privat war, es war auf der Strasse. Alles kann passieren auf der Strasse, manchmal haben sich die Leute vor meinen Augen geprügelt. Es war hart, dort zu spielen, denn ich war sehr jung und nicht der Grösste oder Schwerste.
Ich habe mich immer mit allen Leuten gemessen und das half mir, erwachsen zu werden. Ich lernte viel. Herauszufordern, erfolgreich zu sein, Spiele zu gewinnen. Vielleicht half es mir, technisch besser zu werden. Leute, die oft auf der Strasse spielen, sind immer trickreicher, ich glaube, weil sie mehr mit Instinkt spielen. Ich bin einer dieser Spieler, der aus dem nichts einen grossartigen Pass spielen oder ein schönes Tor erzielen kann. Das kommt von der Strasse.
Die Zeiten haben sich sehr geändert, heute haben die Kinder Playstations und iPhones. Sie können zuhause sitzen und diese Spiele zuhause spielen. Die Zeiten ändern sich. Vielleicht vor 15 oder 20 Jahren war es anders, ich bin froh, bin ich damals aufgewachsen. Ich habe viel gelernt. Ich weiss, wie es ist, nicht so ein schönes Leben zu haben wie ich es jetzt habe. Das half mir sehr.
Ich bekomme Respekt von überall auf der Welt. Die Leute wissen, was ich erreicht habe. Überall kennen sie mich als Spieler, sie wissen, wo ich gespielt habe und wie viele Titel ich geholt habe. Das ist etwas, was man sehr schätzt und respektiert. Ich liebe es, wenn die Leute anerkennen, was man erreicht hat. Manchmal ist es fast etwas zu viel Respekt, aber es ist grossartig. Es bedeutet mir viel, dass sie mich in erster Linie als Person respektieren und als Spieler ebenfalls.
Es hat überall Liverpool-Fans, speziell in der Schweiz. Auch in Albanien und im Kosovo, die Leute werden verrückt. Viele waren früher schon Liverpool-Fans, seit ich dort bin, noch viel mehr. Das ist ziemlich normal, überall wo ich hingehe, werden die Leute Fan vom Team. Wir hatten sogar viele Stoke-Fans in der Schweiz dank mir.
Ich mochte Ronaldo, seinen Style und die Art wie er spielte war unglaublich. Er war mein grosses, grosses Idol. Ich habe sogar seinen Haarschnitt kopiert, das Dreieck von 2002. Alle waren geschockt, als ich so in die Schule kam. Aber ich habe ihn geliebt und tue es noch immer. Ich wünschte, ich könnte ihn treffen. Als er 1998 im WM-Final gegen Frankreich verlor, habe ich zuhause geweint.
Ich bin sehr nett mit allen, aber es ist nicht so, dass ich jemandem wirklich nahe stehe. Ich mag es, mit allen nett zu sein und mit allen zu scherzen. Natürlich spreche ich mit denen, die Deutsch können, etwas mehr.
Zum Beispiel helfe ich Takumi Minamino (der Japaner wechselte im Winter von RB Salzburg zu Liverpool, die Red.), der besser Deutsch als Englisch spricht. Es ist anders hier in England, er muss sich an das Leben hier gewöhnen. Wenn er etwas braucht, sind wir hier und helfen ihm.
Es ist wichtig für die Mannschaft, ein Team zu sein und keine Grüppchen zu bilden. Das ist sehr gut für uns. Wir haben alle zusammen Spass und gewinnen zusammen. Wir sind wie eine kleine Familie und das ist sehr wichtig und ein Grund, weshalb wir so erfolgreich sind.
Wir haben viele gute Spieler, es kommt nicht darauf an, wer spielt, das haben wir oft gesehen. Wer spielt und wer eingewechselt wird, ist egal, die Qualität haben wir sowieso. Konkurrenzkampf ist wichtig für das Team, um erfolgreicher zu sein und sich gegenseitig zu pushen und auf das höchste Level zu kommen. Es ist ein sehr gesunder Konkurrenzkampf.
Es war ein unglaubliches Comeback (Liverpool verlor das Hinspiel 0:3 und gewann das Rückspiel 4:0, die Red.). Niemand glaubte, dass wir zurückkommen werden, aber wir haben immer daran geglaubt. Ehrlich gesagt, ich dachte nie, dass wir das Spiel am Ende mit 4:0 gewinnen werden. Ich denke, wenn wir 20 weitere Minuten gespielt hätten, hätten wir noch zwei weitere Tore erzielt.
Ich habe natürlich die Qualität für gute Flanken. In diesem Moment war es der perfekte Ball zwischen die zwei Verteidiger und «Gini» stand da perfekt.
Ich dachte, ich übernehme die Ecke. Ich war auf dem Weg dahin und habe auf den Boden geschaut, da spielte er plötzlich schnell. Ich sah den Ball im Tor und wir feierten, es war unglaublicher Instinkt.
Hier gibt's das ganze Interview zum Nachlesen.