Aus dem Nichts gewann der FC Basel in der letzten Saison nach sechs titellosen Jahren das Double. Angeführt von Xherdan Shaqiri und Trainer Fabio Celestini beendete er die sogar acht Jahre dauernde Durststrecke ohne Meisterschaft. Nun folgt die berüchtigte Saison der Bestätigung. Ein einfaches Unterfangen wird dies aus verschiedenen Gründen nicht.
Es war ein kontroverser Entscheid, den Fabio Celestini nach dem grossen Erfolg am Rheinknie traf. Dass der 49-Jährige weiterziehen möchte, konnte man in Basel bei Klub und Fans gleichermassen nachvollziehen. Wohin es den Trainer zog, sorgte aber für Unverständnis. Der Waadtländer unterschrieb bei ZSKA Moskau, dem Armeeverein von einem Land, das seit über drei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. «Jeder Mensch hat seine eigenen Werte», kommentierte FCB-Sportchef Daniel Stucki gegenüber CH Media vielsagend.
Da sich der Abgang Celestinis bereits angekündigt hatte, hatten Stucki und Co. schon einen Nachfolger in der Hinterhand: Ludovic Magnin. Der 46-Jährige kommt von Lausanne-Sport und soll die erfolgreiche Arbeit seines früheren Nati-Kollegen weiterführen. Ein solcher Trainerwechsel bringt aber immer auch Risiken mit sich. Kann Magnin das Niveau über eine ganze Saison hochhalten, obwohl er als Coach zuvor noch nie um Meistertitel konkurriert hat?
Ein Vorteil ist sicher, dass Magnin wie Celestini auf eine Viererkette und dieselben Formationen setzt. In der Vorbereitung liess Magnin sowohl im 4-2-3-1, wie es der FCB in der letzten Saison vorwiegend tat, als auch im 4-4-2 spielen. Dennoch bringt er natürlich neue Ideen mit. So sprach Sportchef Stucki bereits vom hohen Pressing, das «sehr interessant zu sehen» sei.
Star Xherdan Shaqiri schwärmte bei CH Media vor allem von der Person Magnin: «Er macht nebenbei viele Spässchen, das gibt natürlich auch eine gute Stimmung in der Mannschaft.» Gleichzeitig sei er aber auch «einer, der mal auf den Tisch klopft und sagt: ‹Hey Jungs, das geht nicht!›» Dann müsse er das nicht immer selber machen, scherzte Shaqiri. Der Optimismus in Bezug auf den Trainer scheint also gross zu sein – doch auf dem Rasen stockt es noch etwas.
Aus den Testspielen resultierten drei 1:1-Unentschieden gegen Altach, Winterthur und Wil sowie ein 4:2-Sieg gegen Challenge-League-Aufsteiger Rapperswil-Jona und zuletzt ein 3:3-Remis gegen Villarreal. Nach dem Spiel gegen Winterthur, zwei Wochen vor dem Saisonstart beim FC St.Gallen (Samstag, 26. Juli, 18 Uhr), bilanzierte Trainer Magnin noch: «Das war träge, ein bisschen traktormässig.» Das Spiel gegen Villarreal stimmte ihn aber positiv: «Heute war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das war das beste Testspiel.»
Bisher hatte der FC Basel nicht viele Verluste zu verkraften. Mit Mittelfeldspieler Leon Avdullahu bricht aber eine wichtige Stütze weg. Zudem wurde der ebenfalls häufig zum Einsatz gekommene Joe Mendes nach Ende seiner Leihe nicht weiter verpflichtet. Der Rücktritt von Taulant Xhaka spielt sportlich eine ebenso kleine Rolle wie der Wechsel von Bradley Fink und die Rückkehr von Leihspieler Romario Baro zum FC Porto.
Problematisch könnte jedoch werden, wenn weitere Leistungsträger wechseln. Die Innenverteidiger Jonas Adjetey und Adrian Barisic könnten von Klubs aus den Topligen gelockt werden. Beim auf der Aussenbahn flexibel einsetzbaren Anton Kade, dessen Vertrag im nächsten Sommer ausläuft, signalisierte Sportchef Stucki klar: «Entweder er verlängert oder er geht.» Kade habe angedeutet, den nächsten Schritt gehen zu wollen. Auch bei der Flügelzange aus Benie Traoré und Philip Otele sei ein Abgang nicht auszuschliessen. «Sie würden gerne diese Saison mit dem Europacup mitnehmen», sagte Stucki zwar, doch erklärte er auch: «Wenn ein Berater ein Top-Angebot vorliegen hat, dann werden die Spieler nicht bleiben.»
Bisher verstärkte der FCB sein Kader mit Rechtsverteidiger Keigo Tsunemoto von Servette und Leihspieler Koba Koindredi von Sporting Lissabon. Der französische Mittelfeldspieler und Magnin kennen sich aus der letzten Saison bei Lausanne bereits. Sollten Stammspieler Basel noch verlassen, würden wohl weitere Transfers nötig. Je grösser der Umbruch, desto mehr Unsicherheit schwingt aber auch mit.
Abgänge:
Zugänge:
Ohnehin stellt sich die Frage, wie gut der FC Basel in der letzten Saison wirklich war. «Über Dreiviertel der Saison war die Konstanz nicht da», bemängelte Shaqiri. Noch zehn Spieltage vor Schluss hatten die Basler einen Punkteschnitt von 1,64 Zählern und waren Zweiter hinter Servette. Es folgte ein überragender Schlussspurt mit neun Siegen aus zehn Partien. Dennoch hatte letztmals 2013/14 ein Schweizer Meister weniger Punkte als die 73 des FCB in der letzten Saison. Damals holte Basel den Titel mit 72 Zählern bei zwei Spielen weniger. Ein schlechterer Punkteschnitt reichte letztmals GC 2000/01 zur Meisterschaft.
Nun stellt sich die Frage, ob die Basler auf der Euphoriewelle weitersurfen können. Dass dies nicht einfach wird, weiss Trainer Magnin selbst am besten. Er war als Linksverteidiger dabei, als der VfB Stuttgart 2006/07 mit einem ähnlichen Lauf zum Überraschungsmeister wurde. «Wir hatten das Gefühl, unbesiegbar zu sein», sagte Magnin vor Kurzem im Vereinspodcast. Der Lauf wurde durch die Sommerpause jedoch gestoppt, danach tat sich der Bundesligist sehr schwer, gewann nur drei der ersten zehn Partien.
Ebenfalls beweisen muss der FCB, dass er mit der Dreifachbelastung umgehen kann. Basel ist mindestens in der Europa League dabei, könnte sich in den Playoffs gar die Teilnahme an der Champions League sichern. Das bedeutet zusammen mit der Qualifikation aber mindestens zehn zusätzliche Partien. Shaqiri forderte deshalb: «Wir müssen uns als Mannschaft in der Breite ein bisschen verbessern.» Ausserdem hätte er gerne «ein, zwei erfahrene Spieler mehr» im Kader. Daniel Stucki stimmt ihm in Sachen Breite («Da brauchen wir sicher mehr») zu, nicht aber bei der Erfahrung. «Wir haben viele Zugpferde, die im richtigen Performance-Alter sind», so der 43-Jährige.
An der Belastung von Liga, Cup und Europacup sind schon ganz andere Klubs als der FC Basel gescheitert. Nach zwei Saisons ohne internationalen Wettbewerb wird dies definitiv eine Umstellung – zumal diese Mehrfachbelastung nur wenige Spieler im Basler Kader aus eigener Erfahrung kennen.
An 39 Toren war Xherdan Shaqiri in der Super League in der letzten Saison beteiligt. Rechnet man ab seinem ersten Einsatz von Beginn an nach seiner Rückkehr zum FCB, war der 33-Jährige an mehr als der Hälfte der Basler Treffer direkt beteiligt. Das alleine zeigt die Abhängigkeit des FCB von seinem Spielmacher auf. Wer die Partien gesehen hat, merkt, dass diese Statistik in keiner Weise trügt.
So stellt sich die Frage, was Rotblau tut, wenn Shaqiri einmal ausfällt. In der letzten Saison stand er in jedem Spiel auf dem Feld. Zwar blieb er in seiner Karriere von grösseren Verletzungen weitgehend verschont, doch wäre es sehr optimistisch – oder vielleicht sogar etwas naiv – zu hoffen, dass Shaqiri erneut jedes Spiel absolvieren kann. Vielmehr ist zu erwarten, dass er nach Europacupspielen auch einmal eine Pause erhält, wie auch andere Stammspieler. Aus diesem Grund übte Magnins Team in der Vorbereitung auch schon ein 4-4-2-System ohne echten Spielmacher. Dennoch wird ein Leistungsabfall ohne Shaqiri kaum zu verhindern sein.
An die Spitze zu kommen, ist schwierig. Dort zu bleiben, ist aber oft noch viel schwieriger. Bisher waren die Basler die Jäger. Die Motivation, endlich wieder einmal einen Titel zu gewinnen, war riesig. Zumal es für viele Spieler der erste mit dem Klub war. Die gebürtigen Basler Shaqiri, Dominik Schmid und Albian Ajeti konnten ihre Mitspieler mit Erzählungen von den Titelfeiern auf dem Barfüsserplatz anstacheln – jetzt haben es aber alle erlebt. Bleiben die Motivation und der Hunger, Titel zu gewinnen, so hoch wie in der letzten Saison?
Eine Gefahr birgt dabei auch die Teilnahme am Europacup. Wie es aussehen kann, wenn sich gewisse Spieler vor allem international voll ins Zeug legen, die Super League aber etwas vernachlässigen, merkte Basel in der Saison 2022/23. Damals erreichte der Klub die Halbfinals der Conference League, rettete sich national aber gerade noch so auf Platz 5. Das darf sich der FCB nicht erneut erlauben.
Denn es ist nicht zu erwarten, dass die Konkurrenz erneut so schwach ist. Besonders YB dürfte sich nach der enttäuschenden letzten Saison deutlich steigern. Zwischenzeitlich kamen die Berner, die sich mit einem katastrophalen Saisonstart einen erheblichen Rückstand einhandelten, in beträchtlichen Schritten näher. Am Ende hängte Basel den Titelverteidiger aber ab. Nun hat Trainer Giorgio Contini eine ganze Vorbereitung mit seinem Team. Ausserdem dürfte auch mit dem FC Lugano und womöglich mit Servette zu rechnen sein. Oder gelingt am Ende dem FC Zürich oder gar dem FC St.Gallen eine Überraschung? Der FC Basel muss sich in jedem Fall warm anziehen.
Der FC Basel wird Zweiter.
Samstag, 26.7., 18.00 Uhr:
St.Gallen – Basel
Samstag, 2.8., 20.30 Uhr:
Basel – GC
Mittwoch, 6.8., 20.30 Uhr:
Basel – YB
Sonntag, 10.8., 16.30 Uhr:
Lugano – Basel
Samstag, 16.8., 20.30 Uhr:
Basel – Biel (Cup)
Pt 2: Mit garantierten Europäischen Spielen vor Augen ein starkes Arguement zumindest bis im Winter zu bleiben.
Pt 3: Im Winter sind Otele und Metinho gekommen, von da an liefs rund. Beide sind nun fix.
Pt4: Die grössten Mitfavoriten werden dies auch haben
Pt 5: Ist erkannt und wurde daran gearbeitet
Pt 6: Tatsächlich eine Gefahr, wobei Xherdan da sicher dagegenhält
Pt 7: Ist so
Ich bin optimistisch für die neue Saison, zumindest was die Meisterschaft anbelangt. Cup braucht auch Glück.
Die Vorbereitung macht vorerst keinen schlechten Eimdruck. Wirkt insgesamt stabiler als die Jahre zuvor.