Sport
Analyse

7 Gründe, weshalb dem FC Basel eine schwierige Saison bevorsteht

Xherdan Shaqiri (FCB) jubelt nach dem 100. Schweizer Fussball Cup Final zwischen dem FC Biel-Bienne und FC Basel, am Sonntag 1. Juni 2025, im Stadion Wankdorf in Bern. (KEYSTONE/Til Buergy)
Xherdan Shaqiri und der FC Basel kamen zum Saisonende regelrecht ins Fliegen – nun folgt die schwierige Saison der Bestätigung.Bild: keystone
Analyse

7 Gründe, weshalb dem FC Basel eine schwierige Saison bevorsteht

Nach dem Doublesieg geht der FC Basel selbstverständlich als Favorit in die neue Saison. Doch verbergen sich für den neuen Trainer Ludovic Magnin, Xherdan Shaqiri und Co. einige Stolpersteine auf dem Weg zur Bestätigung.
21.07.2025, 11:3021.07.2025, 14:17
Mehr «Sport»

Aus dem Nichts gewann der FC Basel in der letzten Saison nach sechs titellosen Jahren das Double. Angeführt von Xherdan Shaqiri und Trainer Fabio Celestini beendete er die sogar acht Jahre dauernde Durststrecke ohne Meisterschaft. Nun folgt die berüchtigte Saison der Bestätigung. Ein einfaches Unterfangen wird dies aus verschiedenen Gründen nicht.

Ein neuer Trainer

Es war ein kontroverser Entscheid, den Fabio Celestini nach dem grossen Erfolg am Rheinknie traf. Dass der 49-Jährige weiterziehen möchte, konnte man in Basel bei Klub und Fans gleichermassen nachvollziehen. Wohin es den Trainer zog, sorgte aber für Unverständnis. Der Waadtländer unterschrieb bei ZSKA Moskau, dem Armeeverein von einem Land, das seit über drei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. «Jeder Mensch hat seine eigenen Werte», kommentierte FCB-Sportchef Daniel Stucki gegenüber CH Media vielsagend.

Trainer Fabio Celestini (FCB) mit dem Meister und Cup-Pokal nach dem 100. Schweizer Fussball Cup Final zwischen dem FC Biel-Bienne und FC Basel, am Sonntag 1. Juni 2025, im Stadion Wankdorf in Bern. ( ...
Nach dem Gewinn des Doubles zog Fabio Celestini weiter.Bild: keystone

Da sich der Abgang Celestinis bereits angekündigt hatte, hatten Stucki und Co. schon einen Nachfolger in der Hinterhand: Ludovic Magnin. Der 46-Jährige kommt von Lausanne-Sport und soll die erfolgreiche Arbeit seines früheren Nati-Kollegen weiterführen. Ein solcher Trainerwechsel bringt aber immer auch Risiken mit sich. Kann Magnin das Niveau über eine ganze Saison hochhalten, obwohl er als Coach zuvor noch nie um Meistertitel konkurriert hat?

Ein Vorteil ist sicher, dass Magnin wie Celestini auf eine Viererkette und dieselben Formationen setzt. In der Vorbereitung liess Magnin sowohl im 4-2-3-1, wie es der FCB in der letzten Saison vorwiegend tat, als auch im 4-4-2 spielen. Dennoch bringt er natürlich neue Ideen mit. So sprach Sportchef Stucki bereits vom hohen Pressing, das «sehr interessant zu sehen» sei.

Star Xherdan Shaqiri schwärmte bei CH Media vor allem von der Person Magnin: «Er macht nebenbei viele Spässchen, das gibt natürlich auch eine gute Stimmung in der Mannschaft.» Gleichzeitig sei er aber auch «einer, der mal auf den Tisch klopft und sagt: ‹Hey Jungs, das geht nicht!›» Dann müsse er das nicht immer selber machen, scherzte Shaqiri. Der Optimismus in Bezug auf den Trainer scheint also gross zu sein – doch auf dem Rasen stockt es noch etwas.

Cheftrainer Ludovic Magnin (FCB) bei einem Testspiel zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Winterthur in Basel, am Samstag, 12. Juli 2025. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Der neue Mann an Basels Seitenlinie: Ludovic Magnin.Bild: keystone

Aus den Testspielen resultierten drei 1:1-Unentschieden gegen Altach, Winterthur und Wil sowie ein 4:2-Sieg gegen Challenge-League-Aufsteiger Rapperswil-Jona und zuletzt ein 3:3-Remis gegen Villarreal. Nach dem Spiel gegen Winterthur, zwei Wochen vor dem Saisonstart beim FC St.Gallen (Samstag, 26. Juli, 18 Uhr), bilanzierte Trainer Magnin noch: «Das war träge, ein bisschen traktormässig.» Das Spiel gegen Villarreal stimmte ihn aber positiv: «Heute war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das war das beste Testspiel.»

(Mögliche) Abgänge

Bisher hatte der FC Basel nicht viele Verluste zu verkraften. Mit Mittelfeldspieler Leon Avdullahu bricht aber eine wichtige Stütze weg. Zudem wurde der ebenfalls häufig zum Einsatz gekommene Joe Mendes nach Ende seiner Leihe nicht weiter verpflichtet. Der Rücktritt von Taulant Xhaka spielt sportlich eine ebenso kleine Rolle wie der Wechsel von Bradley Fink und die Rückkehr von Leihspieler Romario Baro zum FC Porto.

Leon Avdullahu Neuzugang, Hoffenheim, 7, Einzelbild, Einzelfoto, Aktion, Action, Portr�t, Portrait, 06.07.2025, Zuzenhausen Deutschland, Fussball, Bundesliga, Trainingsauftakt TSG 1899 Hoffenheim, DFB ...
Leon Avdullahu trägt neu das Trikot der TSG Hoffenheim.Bild: www.imago-images.de

Problematisch könnte jedoch werden, wenn weitere Leistungsträger wechseln. Die Innenverteidiger Jonas Adjetey und Adrian Barisic könnten von Klubs aus den Topligen gelockt werden. Beim auf der Aussenbahn flexibel einsetzbaren Anton Kade, dessen Vertrag im nächsten Sommer ausläuft, signalisierte Sportchef Stucki klar: «Entweder er verlängert oder er geht.» Kade habe angedeutet, den nächsten Schritt gehen zu wollen. Auch bei der Flügelzange aus Benie Traoré und Philip Otele sei ein Abgang nicht auszuschliessen. «Sie würden gerne diese Saison mit dem Europacup mitnehmen», sagte Stucki zwar, doch erklärte er auch: «Wenn ein Berater ein Top-Angebot vorliegen hat, dann werden die Spieler nicht bleiben.»

Bisher verstärkte der FCB sein Kader mit Rechtsverteidiger Keigo Tsunemoto von Servette und Leihspieler Koba Koindredi von Sporting Lissabon. Der französische Mittelfeldspieler und Magnin kennen sich aus der letzten Saison bei Lausanne bereits. Sollten Stammspieler Basel noch verlassen, würden wohl weitere Transfers nötig. Je grösser der Umbruch, desto mehr Unsicherheit schwingt aber auch mit.

Die Transfer-Übersicht

Abgänge:

  • Leon Avdullahu (21, Mittelfeld, Hoffenheim).
  • Bradley Fink (22, Sturm, Wycombe).
  • Taulant Xhaka (34, Mittelfeld, Karriereende).
  • Joe Mendes (22, Verteidigung, nach Leihe zurück zu Braga).
  • Romario Baro (25, Mittelfeld, nach Leihe zurück zu Porto).

Zugänge:

  • Keigo Tsunemoto (26, Verteidigung, Servette).
  • Koba Koindredi (23, Mittelfeld, per Leihe von Sporting).

Trügt das Double?

Ohnehin stellt sich die Frage, wie gut der FC Basel in der letzten Saison wirklich war. «Über Dreiviertel der Saison war die Konstanz nicht da», bemängelte Shaqiri. Noch zehn Spieltage vor Schluss hatten die Basler einen Punkteschnitt von 1,64 Zählern und waren Zweiter hinter Servette. Es folgte ein überragender Schlussspurt mit neun Siegen aus zehn Partien. Dennoch hatte letztmals 2013/14 ein Schweizer Meister weniger Punkte als die 73 des FCB in der letzten Saison. Damals holte Basel den Titel mit 72 Zählern bei zwei Spielen weniger. Ein schlechterer Punkteschnitt reichte letztmals GC 2000/01 zur Meisterschaft.

KEYPIX - Die Mannschaft des FC Basel 1893 feiert mit dem Pokal fuer den Meistertitel, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 24. Mai 2025. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Trotz Doublegewinn ist schwer zu sagen, wie gut der FC Basel wirklich war in der vergangenen Saison.Bild: keystone

Nun stellt sich die Frage, ob die Basler auf der Euphoriewelle weitersurfen können. Dass dies nicht einfach wird, weiss Trainer Magnin selbst am besten. Er war als Linksverteidiger dabei, als der VfB Stuttgart 2006/07 mit einem ähnlichen Lauf zum Überraschungsmeister wurde. «Wir hatten das Gefühl, unbesiegbar zu sein», sagte Magnin vor Kurzem im Vereinspodcast. Der Lauf wurde durch die Sommerpause jedoch gestoppt, danach tat sich der Bundesligist sehr schwer, gewann nur drei der ersten zehn Partien.

Dreifachbelastung

Ebenfalls beweisen muss der FCB, dass er mit der Dreifachbelastung umgehen kann. Basel ist mindestens in der Europa League dabei, könnte sich in den Playoffs gar die Teilnahme an der Champions League sichern. Das bedeutet zusammen mit der Qualifikation aber mindestens zehn zusätzliche Partien. Shaqiri forderte deshalb: «Wir müssen uns als Mannschaft in der Breite ein bisschen verbessern.» Ausserdem hätte er gerne «ein, zwei erfahrene Spieler mehr» im Kader. Daniel Stucki stimmt ihm in Sachen Breite («Da brauchen wir sicher mehr») zu, nicht aber bei der Erfahrung. «Wir haben viele Zugpferde, die im richtigen Performance-Alter sind», so der 43-Jährige.

FCB-Sportchef Daniel Stucki vor dem Fussball Meisterschaftsspiel der Regular Season der Swiss Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Lugano im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag,  ...
Sportchef Daniel Stucki hat andere Vorstellungen darüber, was der FCB benötigt, als Star Shaqiri.Bild: keystone

An der Belastung von Liga, Cup und Europacup sind schon ganz andere Klubs als der FC Basel gescheitert. Nach zwei Saisons ohne internationalen Wettbewerb wird dies definitiv eine Umstellung – zumal diese Mehrfachbelastung nur wenige Spieler im Basler Kader aus eigener Erfahrung kennen.

Die Abhängigkeit von Shaqiri

An 39 Toren war Xherdan Shaqiri in der Super League in der letzten Saison beteiligt. Rechnet man ab seinem ersten Einsatz von Beginn an nach seiner Rückkehr zum FCB, war der 33-Jährige an mehr als der Hälfte der Basler Treffer direkt beteiligt. Das alleine zeigt die Abhängigkeit des FCB von seinem Spielmacher auf. Wer die Partien gesehen hat, merkt, dass diese Statistik in keiner Weise trügt.

Xherdan Shaqiri Statistiken FC Basel Super League stats
Shaqiris Super-League-Statistiken in der letzten Saison.Bild: sofascore.com

So stellt sich die Frage, was Rotblau tut, wenn Shaqiri einmal ausfällt. In der letzten Saison stand er in jedem Spiel auf dem Feld. Zwar blieb er in seiner Karriere von grösseren Verletzungen weitgehend verschont, doch wäre es sehr optimistisch – oder vielleicht sogar etwas naiv – zu hoffen, dass Shaqiri erneut jedes Spiel absolvieren kann. Vielmehr ist zu erwarten, dass er nach Europacupspielen auch einmal eine Pause erhält, wie auch andere Stammspieler. Aus diesem Grund übte Magnins Team in der Vorbereitung auch schon ein 4-4-2-System ohne echten Spielmacher. Dennoch wird ein Leistungsabfall ohne Shaqiri kaum zu verhindern sein.

Bleibt der Hunger?

An die Spitze zu kommen, ist schwierig. Dort zu bleiben, ist aber oft noch viel schwieriger. Bisher waren die Basler die Jäger. Die Motivation, endlich wieder einmal einen Titel zu gewinnen, war riesig. Zumal es für viele Spieler der erste mit dem Klub war. Die gebürtigen Basler Shaqiri, Dominik Schmid und Albian Ajeti konnten ihre Mitspieler mit Erzählungen von den Titelfeiern auf dem Barfüsserplatz anstacheln – jetzt haben es aber alle erlebt. Bleiben die Motivation und der Hunger, Titel zu gewinnen, so hoch wie in der letzten Saison?

Basel, Switzerland, May 4th 2025 Dominik Schmid 31 FC Basel, right, and Albian Ajeti 23 FC Basel, left, iafter the Credit Suisse Super League between FC Basel 1893 and Servette Football Club Geneve at ...
Die Lokalmatadoren sollen vorangehen: Albian Ajeti und Dominik Schmid (r.).Bild: www.imago-images.de

Eine Gefahr birgt dabei auch die Teilnahme am Europacup. Wie es aussehen kann, wenn sich gewisse Spieler vor allem international voll ins Zeug legen, die Super League aber etwas vernachlässigen, merkte Basel in der Saison 2022/23. Damals erreichte der Klub die Halbfinals der Conference League, rettete sich national aber gerade noch so auf Platz 5. Das darf sich der FCB nicht erneut erlauben.

Die Konkurrenz schläft nicht

Denn es ist nicht zu erwarten, dass die Konkurrenz erneut so schwach ist. Besonders YB dürfte sich nach der enttäuschenden letzten Saison deutlich steigern. Zwischenzeitlich kamen die Berner, die sich mit einem katastrophalen Saisonstart einen erheblichen Rückstand einhandelten, in beträchtlichen Schritten näher. Am Ende hängte Basel den Titelverteidiger aber ab. Nun hat Trainer Giorgio Contini eine ganze Vorbereitung mit seinem Team. Ausserdem dürfte auch mit dem FC Lugano und womöglich mit Servette zu rechnen sein. Oder gelingt am Ende dem FC Zürich oder gar dem FC St.Gallen eine Überraschung? Der FC Basel muss sich in jedem Fall warm anziehen.

Der watson-Tipp

Der FC Basel wird Zweiter.

Das Startprogramm

Samstag, 26.7., 18.00 Uhr:
St.Gallen – Basel

Samstag, 2.8., 20.30 Uhr:
Basel – GC

Mittwoch, 6.8., 20.30 Uhr:
Basel
– YB

Sonntag, 10.8., 16.30 Uhr:
Lugano – Basel

Samstag, 16.8., 20.30 Uhr:
Basel
– Biel (Cup)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die wichtigsten Transfers im Sommer 2025
1 / 40
Die wichtigsten Transfers im Sommer 2025

Eintracht Frankfurt und der FC Liverpool bestätigen den Wechsel von Hugo Ekitiké nach England. Die Ablösesumme soll 95 Mio. Euro betragen.

quelle: screenshot instagram / screenshot instagram
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So war der Fanmarsch für die Schweiz am Viertelfinal
Video: extern
Das könnte dich auch noch interessieren:
34 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tornado
21.07.2025 11:57registriert Januar 2015
Pt 1: Bin sicher, dass Magnin zusammen mit Xherdan mindestens gleich gut funktioniert wie Celestini
Pt 2: Mit garantierten Europäischen Spielen vor Augen ein starkes Arguement zumindest bis im Winter zu bleiben.
Pt 3: Im Winter sind Otele und Metinho gekommen, von da an liefs rund. Beide sind nun fix.
Pt4: Die grössten Mitfavoriten werden dies auch haben
Pt 5: Ist erkannt und wurde daran gearbeitet
Pt 6: Tatsächlich eine Gefahr, wobei Xherdan da sicher dagegenhält
Pt 7: Ist so
Ich bin optimistisch für die neue Saison, zumindest was die Meisterschaft anbelangt. Cup braucht auch Glück.
3210
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kappa 25
21.07.2025 11:43registriert Dezember 2020
Den Start einmal abwarten.... wie immer wird vor einer neuen Saison viel philosophiert. Letztes Jahr hätte Basel wohl niemand das Double prophezeit. Eingetroffen ist es trotzdem. Es wird sich wie immer auf dem Platz zeigen.

Die Vorbereitung macht vorerst keinen schlechten Eimdruck. Wirkt insgesamt stabiler als die Jahre zuvor.
211
Melden
Zum Kommentar
avatar
Zanzibar
21.07.2025 12:51registriert Dezember 2015
Die nächste Saison isch schon verdammt schwer abzuschätzen. Die halbe Liga hat die Möglichkeit um den Titel mitzuspielen. Basel ist für mich aber der heisseste Kandidat.
2610
Melden
Zum Kommentar
34
Super-League-Auftakt: FCZ verspielt 2:0 Führung und verliert gegen Sion 3:2
Der Meisterschaftsauftakt in der Super League hat es in sich. Nach 0:2-Rückstand dreht der FC Sion das Auswärtsspiel gegen den FC Zürich durch späte Tore und gewinnt 3:2.
Zur Story