Plötzlich geht es schnell – und zwar gleich zweimal hintereinander. In der 78. Minute rutscht einem ghanaischen Verteidiger ein Pass von Bruno Fernandes durch, woraufhin João Felix Goalie Lawrence Ati Zigi überwindet. Portugal führt wieder. Zwei Minuten später lanciert Fernandes den anderen Flügelspieler, der erst kurz zuvor eingewechselt wurde, und auch Rafael Leão verwertet den Steilpass souverän. Auf das 3:1 hat Ghana keine Antwort mehr. Der Anschlusstreffer von Osman Bukari in der 89. Minute ist zu wenig, um doch noch zu Punkten zu kommen.
Dafür muss Portugal kurz vor dem Abpfiff aber noch einmal eine Schrecksekunde überleben, als Goalie Diogo Costa den Ball im Strafraum hinlegt und den hinter ihm lauernden Iñaki Williams übersieht. Der Ghanaer luchst dem in der Schweiz geborenen Costa den Ball ab, bringt ihn aber nicht aufs Tor, weil er wegrutscht und Ruben Dias gerade noch rechtzeitig zur Stelle ist.
Nach dem Führungstreffer der Südeuropäer war dies noch anders. Wenige Minuten nachdem Cristiano Ronaldo das Skore eröffnet hatte, glich André Ayew in der 73. Minute aus kurzer Distanz aus. Ronaldo war im Strafraum gefallen, nachdem er von Mohammed Salisu am Fuss getroffen wurde. Schiedsrichter Ismail Elfath aus den USA zeigte sofort auf den Penaltypunkt. Es war ein strittiger Entscheid. SRF-Kommentator Reto Held und Schiedsrichter-Experte Sascha Amhof waren sich einig: «Das darf kein Elfmeter sein.» Doch der Videoassistent griff nicht ein und Ronaldo tat, was er in seiner Karriere zuvor schon 145 Mal getan hatte: Er liess Ghanas Goalie Zigi, der beim FC St.Gallen unter Vertrag steht, keine Chance. Damit ist der 37-Jährige der erste Fussballer, der an fünf Weltmeisterschaften getroffen hat.
Davor agiert Ronaldo meist unglücklich, bleibt bei seinen Angriffsversuchen oft an der Verteidigung hängen, vergibt eine gute Chance, weil er den Ball bei der Mitnahme nicht richtig kontrollieren kann, und als er dann trifft, hat der Schiedsrichter aufgrund eines Foulspiels des momentan vereinslosen Stürmers bereits abgepfiffen. Vor dem Spiel wurde Ronaldo bei der portugiesischen Nationalhymne noch von den Emotionen übermannt – er hatte Tränen in den Augen.
Doch ein so genialer Spieler kann eine Partie auch an einem schlechten Tag entscheiden – und das schien er in der 65. Minute zu tun. Dass dem nicht so war, lag an einem starken Kudus, der bis zu seiner Auswechslung der auffälligste Spieler der «Black Stars» war und den Ausgleich Ayews vorbereitet hat.
Der 22-jährige Kudus hat sich bei Ajax Amsterdam mit sechs Torbeteiligungen in der diesjährigen Champions-League-Gruppenphase auf den Radar einiger Topklubs gespielt. Präsentiert er sich an der WM weiterhin in dieser Form, dürfte das Interesse noch einmal steigen. Ghana muss darauf hoffen. Denn nach der Niederlage zum Auftakt gegen den wohl stärksten Gruppengegner kommen die wichtigen Spiele erst noch. Gegen Südkorea am Montag und Uruguay am nächsten Freitag kämpft das Team von Otto Addo wohl um den zweiten Platz hinter dem Titelkandidaten Portugal.
Portugal - Ghana 3:2 (0:0)
Stadium 974, Doha. 42'662 Zuschauer. SR Elfath (USA).
Tore: 65. Ronaldo (Foulpenalty) 1:0. 73. André Ayew 1:1. 78. João Felix 2:1. 80. Leão 3:1. 89. Bukari 3:2.
Portugal: Costa; Cancelo, Dias, Pereira, Guerreiro; Neves (77. Leão); Bernardo Silva (88. Palhinha), Fernandes; Otavio (56. Carvalho), Ronaldo (88. Ramos), Joao Felix (88. João Mario).
Ghana: Ati Zigi; Seidu (67. Lamptey), Djiku, Amartey, Salisu (92. Semenyo), Baba; Kudus (77. Bukari), Partey, Abdul Samed (92. Kyereh), André Ayew (77. Jordan Ayew); Williams.
Bemerkungen: Portugal ohne Mendes (verletzt).
Verwarnungen: 45. Kudus (Foul). 49. André Ayew (Foul). 57. Seidu (Foul). 91. Williams (unsportliches Verhalten). 91. Pereira (Foul). 95. Fernandes (Foul).
Ich fiebere jedes spiel der Schweiz mit und freue mich über UNSERE Siege! Ich schreibe bewusst "UNSERE", denn die Schweiz sehe ich als meine Heimat, auch wenn die Liebe mir an solchen Abenden doch eher einseitig erscheint.
Es leben sehr viele Portugiesen hier, die das alltägliche Leben in der Schweiz prägen. Jedoch eher erst auf dem zweiten Blick.
Trotzdem verrichten sie täglich essentielle Arbeit!