Volle Stadien, tadellose Organisation und ausgelassene Stimmung: Die WM 2006 in Deutschland dürften viele Fussball-Fans in bester Erinnerung behalten haben. Besonders nach zuletzt weniger festlichen Austragungen wie die umstrittene WM in Katar oder die Corona-EM, an der die Spiele in elf verschiedenen Ländern stattfanden.
18 Jahre nach dem «Sommermärchen» wird wieder ein Grossturnier beim nördlichen Nachbarn der Schweiz ausgetragen. Zwischen dem 14. Juni und 14. Juli finden im nächsten Jahr 51 Spiele statt. Zu den 24 Teams, die um den Titel spielen, möchte auch die Schweiz gehören. Mit diesem klaren Ziel versammelten sich Trainer und Spieler am Montag in Basel zum ersten Nationalmannschafts-Zusammenzug seit dem bitteren WM-Aus Anfang Dezember (1:6 im Achtelfinal gegen Portugal).
Dabei haben gleich mehrere Spieler gefehlt, die bei der Kader-Verkündigung vom vergangenen Donnerstag noch auf der Liste gestanden hatten. Bereits am Sonntag wurde vermeldet, dass die angeschlagenen Xherdan Shaqiri (Mittelfeld) und Gregor Kobel (Tor) nicht zum Team stossen würden. Am Montag folgten die Ausfall-Meldungen von Andi Zeqiri (Sturm) und Jordan Lotomba (Abwehr). Die Spieler, die sich bei Basel respektive Nice zuletzt in einem Formhoch befanden, müssen ebenfalls verletzt passen.
Nationaltrainer Murat Yakin, der vorerst verzichtet hatte, einen Ersatz für Shaqiri ins Team zu berufen, musste nach den neuerlichen Ausfällen reagieren. Mit Cedric Itten bot er den YB-Stürmer auf, der am Sonntag mit drei Treffern brilliert und die Spitze der Torschützenliste in der Super League erklommen hatte.
Der 26-Jährige, der in bisher sieben Einsätzen für die Nationalmannschaft vier Tore erzielt hat, erhielt den Vorzug gegenüber dem knapp fünf Jahre älteren Haris Seferovic (92 Einsätze, 25 Tore). Dieser bekommt bei Celta Vigo zwar wieder mehr Einsatzmöglichkeiten als zuletzt bei Galatasaray, absolvierte jedoch noch keines seiner bisher sieben Spiele für die Galizier über 90 Minuten.
Ebenfalls zum Nationalteam stiessen die Super-League-Akteure Christian Fassnacht (YB), Michael Lang (Basel) und Jérémy Frick (Servette). Fassnacht ist der Einzige der Nachnominierten, der an der WM in Katar dabei war. Langs letzter Länderspiel-Einsatz datiert vom 18. November 2019, der dritte Torhüter Frick wurde sogar erstmals überhaupt aufgeboten - wohl auch, weil die Nationalmannschaft ihr erstes Heimspiel in dessen Heimstadion in Genf bestreiten wird.
An Grossturnieren teilzunehmen, ist für die Schweiz schon fast zur Gewohnheit geworden. Bei neun der letzten zehn EM- und WM-Endrunden war das Nationalteam dabei. Einzig in der Qualifikation für die EM 2012 in Polen und der Ukraine scheiterte es. Neben Favorit England blieb die Schweiz in der Gruppe überraschend auch hinter Montenegro. Eine solche negative Überraschung soll dieses Mal ausbleiben.
Die Voraussetzungen, sich nach 1996, 2004, 2008 (Heim-EM), 2016 und 2021 wieder für eine EM zu qualifizieren, sind gut. Anders als zum Beispiel Frankreich oder England war die Schweiz für die Auslosung der Qualifikationsgruppen in Topf 1 eingeteilt. Mit den zugelosten Gegnern Israel, Rumänien, Kosovo, Belarus und Andorra scheint das Vorhaben machbar, einer der beiden ersten Plätze in der Gruppe zu erreichen. Den gefährlichen Umweg über das Playoff-Turnier wollen die Schweizer unbedingt vermeiden.
Am Samstag trifft die Schweiz zum Auftakt auf Belarus, das wegen Beteiligung am russischen Angriffskrieg in der Ukraine seine Heimspiele auf «neutralem Boden» austragen muss. Die Partie findet daher im serbischen Novi Sad statt. Drei Tage später empfängt die Nationalmannschaft in Genf Israel, den auf dem Papier stärksten Widersacher in der Gruppe. (abu/sda)