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Zürcher Klubs in der Krise – nur GC versprüht etwas Hoffnung

FCZ coach Mitchell van der Gaag during the Super League soccer match FC Lugano against FC Zuerich, at the Cornaredo Stadium in Lugano, Saturday, October 18, 2025. (KEYSTONE/Ti-Press/Pablo Gianinazzi).
FCZ-Trainer Mitchell van der Gaag bei der Niederlage gegen Lugano.Bild: keystone

Keine Tore, keine Punkte: Nur ein Zürcher Klub versprüht derzeit etwas Hoffnung

Der Zürcher Fussball ist am Boden. Alle Zürcher Klubs? Nicht ganz. Einer versprüht einen zarten Duft von Auferstehung. Gemeint ist weder der FC Zürich noch Tabellenschlusslicht Winterthur.
20.10.2025, 11:05
François Schmid-Bechtel / ch media

Noch vor wenigen Monaten wurde in Winterthur die fabelhafte Aufholjagd und der damit verbundene Klassenerhalt gefeiert. Inzwischen aber herrscht Tristesse. Wie auch beim FC Zürich, der nicht auf die krachende 0:3-Pleite im Derby gegen die Hoppers reagieren kann und in Lugano 0:1 verliert. Einzig GC sorgt für ein paar zaghafte Lichtblicke im Zürcher Fussball.

Inhaltsverzeichnis

GC

Da wächst etwas zusammen

Viel schlechter kann man nicht in eine Partie starten, als dies GC zu Hause gegen Sion macht. Die Walliser drücken, die Walliser dominieren. Doch die Walliser können keinen Profit daraus ziehen. Weder mit dem Kopfball von Lukembila, der an die Latte klatscht. Noch durch den frühen Platzverweis gegen GC-Captain Decarli (12.), der für ein Notbremse-Foul an Nivokazi sanktioniert wird.

Aber die aktuelle GC-Ausgabe hat nicht mehr viel gemein mit jener der vergangenen Saison. Die Mannschaft ist zwar noch jünger, noch unerfahrener, aber demütiger, bissiger, gieriger. Es ist eine Ansammlung von Rohdiamanten, die nicht ein Fussballerleben lang im Letzigrund spielen, sondern ihren Traum von der grossen, weiten Fussballwelt verfolgen.

Die GC Spieler mit Nikolas Muci, links, feiern das Tor zum 0:2 beim Schweizer Cup der 1. Runde zwischen dem FC Lachen Altendorf und den Grasshoppers vom Sonntag, 17. August 2025 in Lachen. (KEYSTONE/U ...
Nikolas Muci ist einer der Rohdiamanten bei GC.Bild: keystone

Auf die Unterschiede zur letzten Saison angesprochen, sagt Stürmer Muci: «Wir haben viele junge ambitionierte Spieler mit der richtigen Mentalität im Team. Und was der Trainer von uns verlangt, ist etwas anderes als letzte Saison. Wir wollen viel Intensität ins Spiel reinbringen.»

Was der Trainer verlangt, lebt er auch vor. Gerald Scheiblehner, 48-jähriger Österreicher, bleibt auch nach dem frühen Platzverweis mutig. Obwohl sein Abwehrchef vom Platz gestellt wird, opfert er keinen seiner drei Offensivspieler, um die Defensive zu stärken. Es zahlt sich aus.

In Unterzahl ist GC plötzlich besser als Sion, auch wenn Rrudhani (19.) den Pfosten trifft. Aber die Zürcher sind galliger, emotionaler auch. Jedem Ball jagen sie bedingungslos hinterher. Ja, es macht Spass, dieser jungen, wilden Truppe zuzuschauen, auch wenn reelle Torchancen ausbleiben.

Sieben Spieler aus der Startelf sind 22 oder jünger. Das ist einerseits dem Spardruck geschuldet. Andererseits entspringt es auch der Philosophie des Klubs, die Sportchef Alain Sutter vorgibt. Und dass diese jungen Spieler ziemlich viel drauf haben, allen voran die beiden Mittelfeldspieler Zvonarek und Mantini sowie Stürmer Asp Jensen, zeugt vom Sachverstand Sutters.

Doch GC hat Mühe, die Intensität der ersten Halbzeit aufrechtzuerhalten. Als Arigoni den Sion-Stürmer Nivokazi regelwidrig stoppt, als dieser allein auf den GC-Keeper losziehen kann, entscheidet Schiedsrichter Drmic auf Penalty. Diesen versenkt Rrudhani nach einer Stunde zum 1:0-Siegtreffer

«Man hat lange nicht gesehen, dass wir ein Mann weniger waren», sagt Muci. Aber 80 Minuten Unterzahl waren dann doch zu viel. Jedenfalls war GC gegen Ende der Partie ziemlich platt. Aber trotzdem in der Lage, das Publikum so mitzureissen, wie man das bei GC-Heimspielen länger nicht mehr erlebt hat.

FC Winterthur

Einzig die Geschichte gibt Zuversicht

In der ersten Saison nach dem Aufstieg dauerte es bis zum neunten Spiel, ehe Winterthur erstmals siegte. In der vergangenen Saison lag Winterthur bis tief in den Frühling scheinbar aussichtslos am Tabellenende. Man kennt sich also aus mit schwierigen Situationen.

In dieser Saison geht das neunte Spiel verloren: 0:3 in Basel. Winterthur ist weiterhin sieglos. Es sieht düster aus. Düsterer denn je, seit der Klub 2022 in die Super League aufgestiegen ist. Selbst Trainer Uli Forte, letztes Jahr noch der gefeierte Retter, scheint ratlos zu sein. Diesen Eindruck zementiert er allein mit seiner Erklärung «kein Glück» gehabt zu haben. Dabei war das Glück Winterthurs, dass es keine Kanterniederlage absetzte.

Trainer Uli Forte (FCW), nach dem Fussballspiel der Super League FC Winterthur gegen den FC Lugano im Stadion Schuetzenwiese in Winterthur am Sonntag, 5. Oktober 2025. (KEYSTONE/Andreas Becker)
Uli Forte und Winterthur warten noch auf den ersten Saisonsieg.Bild: keystone

Was bleibt? Winterthur kann den Trainer wechseln. Fraglich, ob das zielführend ist. Denn das Team ist schlechter besetzt als letzte Saison. Eigentlich gibt den Zürchern einzig die Geschichte mit den erfolgreichen Aufholjagden etwas Hoffnung. Auch wenn sich diese nicht immer wiederholt, sonst hätte Winterthur das neunte Spiel ja gewonnen.

FC Zürich

Neuer Trainer, alte Sorgen

Bloss nicht wieder eine Saison wie die letzte, als man die Meisterrunde verpasste, so das Credo beim FC Zürich. Dafür sollte viel neues Personal und vor allem mit Mitchell van der Gaag ein neuer Trainer sorgen. Doch die Sorgen sind die ähnlichen wie in der vergangenen Spielzeit.

Vieles wirkt wie Stückwerk beim FCZ. Auch etwas planlos. 25 Spieler hat van der Gaag in den elf Pflichtspielen bereits eingesetzt. Nach dem 0:1 in Lugano bemängelt er: «Wir müssen die Stürmer in die Box bringen, darüber sprechen wir schon seit Saisonbeginn.»

Sportchef Milos Malenovic und Praesident Ancillo Canepa (FCZ) vor dem Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Winterthur und dem FC Zuerich am Samstag, 30. August 2025 auf der Schuetzenwi ...
FCZ-Präsident Ancillo Canepa vertraut Milos Malenovic.Bild: keystone

So ähnlich tönte es auch unter Vorgänger Ricardo Moniz. Und wie Moniz wirkt auch van der Gaag wie ein ewig Suchender. Da fragt man sich zwangsläufig: Liegt das alles nur am Trainer? Wohl kaum. Und was hat das mit dem mächtigen Sportchef Milos Malenovic zu tun? Wohl etwas.

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