Die bauen in Abu Dhabi für die Rad-WM einen Berg, damit Pogacar gewinnt?!
Alles fürs Spektakel? Alles für die Superstars? Das scheint das Motto zu sein, wenn die Gerüchte über den Kurs der Rad-WM 2028 in Abu Dhabi stimmen.
Die endschnellen Männer haben es nicht leicht. An der Tour de France erhielten sie zuletzt weniger Gelegenheiten für einen Etappensieg als auch schon. Und das letzte Mal, dass ein WM-Rennen in einem Massensprint entschieden worden ist, war 2017 jenes im norwegischen Bergen.
Hoffnungen der Sprinter bleiben womöglich unerfüllt
Seither machten Classique-Jäger und Bergspezialisten unter sich aus, wer ein Jahr lang das Regenbogentrikot tragen darf. Weil die nächsten beiden Weltmeister – 2026 in Montréal (Kanada) und 2027 in Hochsavoyen (Frankreich) – ebenfalls in höhenmeterreichen Rennen ermittelt werden, blicken die Sprintspezialisten schon vorfreudig auf die Titelkämpfe 2028 voraus.
Das WM-Rennen in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten liess eines erwarten wie jenes 2016 in Doha (Katar), als Peter Sagan den zweiten seiner drei Titel auf einem topfebenen Kurs ohne jede Steigung gewann. Doch damit wird es womöglich nichts – weil die Scheichs an einem Berg bauen.
Weltklasse-Sprinter Tim Merlier, in diesem Jahr zweifacher Etappensieger an der Tour de France, hatte das Thema angestossen. In einem Interview mit «Het Laatste Nieuws» beklagte sich der 33-jährige Belgier darüber, dass er wohl nie eine Gelegenheit erhalte, um Weltmeister zu werden. In der Sportart, in der verschiedene Fahrertypen gegeneinander antreten, sollte jede Generation von Sprintern mindestens eine echte Chance auf einen Weltmeistertitel zu erhalten, sagte Merlier. «Ich befürchte, dass diese Chance für mich nie kommen wird.»
Künstlicher Hügel als Ausflugsziel
Denn Merlier befürchtet, dass seine Gelegenheit auf das Regenbogentrikot auch in Abu Dhabi flöten geht. «Sie bauen daran», sagte er und meinte damit, dass künstliche Berge aufgeschüttet werden, die einen härteren Kurs erlauben würden.
Das würde Fahrer wie Tadej Pogacar bevorteilen, den Weltmeister 2024 und 2025 – und den die Besitzer vom UAE Team Emirates zum bestbezahlten Radprofi der Welt gemacht haben. Man braucht weder besonders viel Fantasie noch Mut, um zu behaupten: Natürlich wünschen sich die reichen Scheichs, dass der Slowene bei ihnen Weltmeister wird.
Den künstlichen Hügel gibt es tatsächlich. Wathba Artificial Hill nennen sie ihn und listen den Gipfel als Ausflugsziel, denn er biete eine atemberaubende Aussicht auf die Wüste.
Der Hügel soll weiter wachsen
Die spanische Zeitung Marca lieferte technische Angaben aus dem Jahr 2023. Damals war der Anstieg 1,4 Kilometer lang und hatte eine durchschnittliche Steigung von rund 6 Prozent, mit Rampen von 9 Prozent. Das ist nichts, wovor Topsprinter erzittern würden.
Doch der Hügel soll weiter wachsen. Nächstes Jahr soll der Anstieg schon 2 Kilometer lang und bis 2028 laut internen Dokumenten des Emirats sogar 3,8 Kilometer lang sein, mit durchschnittlich 6,5 Prozent und mit einem 11 bis 13 Prozent steilen Stück am Ende. Das entspricht etwa dem Zürcher Albispass oder der Wasserfluh im Toggenburg. So ein Anstieg, der auf einem Rundkurs mehrmals befahren werden muss, kann Sprintern den Zahn ziehen.
Auf der Insel Al Hudayriyat, mit einer Brücke mit Abu Dhabi City verbunden, sollen zudem weitere kleinere Hügel geplant sein. Ihre Integration in den WM-Kurs würde helfen, die Monotonie eines flachen Rennens zu durchbrechen.
Noch sind die Berichte nicht mehr als Gerüchte. Und die Möglichkeit, ein tiefes Loch zu graben, um nach einer Abfahrt einen Anstieg zurück auf Meereshöhe zu haben, ist noch nicht einmal das.
In der Regel werden die Kurse der WM-Strassenrennen etwa ein Jahr im Voraus veröffentlicht. Spätestens dann wird man sehen, ob die Sprinter wieder einmal ihre Chance erhalten – oder ob der Kurs eher dem Superstar Tadej Pogacar in die Karten spielt.
