Ein Fussball-Leibchen bewegt Deutschland. Nein, es geht hier nicht mehr um das pinke Auswärts-Trikot der DFB-Elf an der Heim-EM im kommenden Sommer. Es geht um die Grundsatzfrage, wer denn die Leibchen und auch sämtliche andere Ausrüstung der deutschen Fussball-Nationalmannschaften herstellt.
Bislang war klar: Das macht Adidas. Der deutsche Sportartikelhersteller ist seit über 70 Jahren der offizielle Ausrüster des DFB. Doch nun ändert sich das. Der deutsche Verband hat den Vertrag mit bayrischen Unternehmen nicht mehr verlängert und läuft ab 2027 mit Nike.
Der Deutsche Fußball Bund wird ab 2027 bis 2034 eine Ausrüstungspartnerschaft mit der Nike Inc eingehen. 🤝👕 Nike wird alle Nationalmannschaften des #DFB ausrüsten und den deutschen Fußball in seiner Gänze fördern.
— DFB (Verband) (@DFB) March 21, 2024
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«Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfussballs in Deutschland beinhaltet», erklärte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald.
Aber natürlich hat so ein Wechsel immer auch monetäre Gründe. Wie das «Handelsblatt» unter Berufung auf «Branchenkreise» berichtet, habe US-Gigant Nike mit einem Angebot im dreistelligen Millionen-Bereich pro Jahr den Verband überzeugt.
Mit mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr würde der Sieben-Jahres-Vertrag dem DFB somit deutlich über den bisher von Adidas gezahlten 50 Millionen pro Jahr liegen und das Gesamtvolumen des Deals über die Laufzeit von sieben Jahren eine halbe Milliarde Euro klar übertreffen.
t-online fragte bei Adidas nach, wie es zum unerwarteten Bruch mit dem DFB kam. Die Antwort fiel kurz und knapp aus – und doch vielsagend: «Unser Vertrag mit dem Deutschen Fussball-Bund läuft bis Ende 2026. Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird», teilte ein Unternehmenssprecher mit.
Kurios: Bei der EM 2024 wird das Männer-Team sein Basecamp noch im «Home Ground» bei Adidas am Firmensitz in Herzogenaurach aufschlagen und in den gerade erst vorgestellten Trikots spielen. Die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko wird für das Traditionsunternehmen ein Abschied.
Heftig. Viele Fans zeigen sich enttäuscht, dass die deutsche Traditionsmarke gegen einen US-Konkurrenten ausgetauscht wird. So schrieb etwa ein User: «Dann wird 2026 mein letztes DFB-Trikot gekauft! Ihr bekommt den Hals nicht voll beim DFB. Tradition versus Kohle. Traurig.» Ein weiterer kommentierte: «Nike hat nichts auf einem DFB-Trikot verloren! Die Nationalmannschaft Deutschlands kehrt dem deutschen Hersteller den Rücken zu, für mehr Geld vom Amerikaner. Peinlich.»
Während ein Grossteil auf den wirtschaftlichen Aspekt eingeht, stellen weitere Nutzer Fragen wie «Was wollt ihr noch tun, damit die Akzeptanz der Fans schwindet?» oder «Wie könnt ihr den ganzen Hype von zwei Wochen so an die Wand fahren?» oder «Kann man dagegen auch Tennisbälle auf das Spielfeld werfen?». Für andere sei Nike zwar eine gute Marke. Adidas aber hätte einfach Tradition. Immerhin belief sich die Zusammenarbeit auf mehrere Jahrzehnte.
Doch nicht nur Fans, auch Politiker ergreifen das Wort. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat den zukünftigen Ausrüster-Wechsel beim Deutschen Fussball-Bund vom langjährigen Partner Adidas zu Nike kritisiert. «Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht», sagte Habeck.
Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist um deutliche Worte nicht verlegen: «Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fussball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet ...»
Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Statt dessen ein US Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet… pic.twitter.com/14N4xWCQJa
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) March 21, 2024
Der Deutsche Fussball-Bund hat seinen zukünftigen Ausrüster-Wechsel vom langjährigen Partner Adidas zu Nike trotz aufkommender Kritik verteidigt. «Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt», schrieb der DFB auf X, vormals Twitter.
Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt. (1/6)
— DFB (Verband) (@DFB) March 21, 2024
«Der DFB sei aber zuallererst dem deutschen Fussball und dessen Entwicklung verpflichtet», hiess es weiter und begründete die Entscheidung mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten: «Der DFB hat ein Alleinstellungsmerkmal: Er ist ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände und die Basis im Amateurbereich finanziert und nicht von ihnen finanziert wird. Er steckt das Geld in den Fussball. Damit Fussball ein Volkssport bleibt.» (abu/t-online.de)
Jetzt lassen wir mal alles weg, was frei erfunden ist und schauen uns die Kernaussage an:
«Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben.»
Gleichzeitig frage ich mich, ob es als Landesverband nicht Sinn macht, den Faktor Heimat ebenfalls bei der Ausschreibung mitzugewichten. Schliesslich hat Deutschland mit Puma und Adidas zwei der grössten Sportmarken im eigenen Land.
Oder ob eventuell jemand persönlich davon profitiert.
Das ist eigentlich undenkbar und unvorstellbar!