In diesen Tagen befinden sich die Schweizer Nationalspieler im Trainingslager im spanischen La Manga, bevor am Samstag in Kopenhagen eines der letzten Freundschaftsspiele vor der Europameisterschaft ansteht. Am Dienstag testet das Team von Murat Yakin noch gegen Irland. Es sind die letzten beiden Partien der Nati, bevor Yakin sein vorläufiges Kader für sein zweites grosses Turnier als Nationaltrainer benennen muss.
Denn der nächste Zusammenzug der Schweizer ist erst wenige Tage vor dem ersten EM-Spiel am 15. Juni gegen Ungarn. Weil das Grossereignis in Deutschland immer näher rückt – bis zum Auftaktspiel vergehen keine drei Monate mehr –, wollen wir einen Blick auf den derzeitigen Formstand der einzelnen Spieler werfen. Wer schon jetzt bereit ist für die Europameisterschaft und wer noch etwas Zeit braucht, um in Form zu kommen, erfährst du hier.
37 Spiele für Inter Mailand, 18 Gegentore, 23 Mal zu null
Kein Stammgoalie in den Top-5-Ligen hat so wenig Gegentore kassiert wie Yann Sommer. Der 35-Jährige glänzt bei Inter Mailand schon die gesamte Saison über mit überragenden Leistungen, auch wenn er das Ausscheiden im Achtelfinal der Champions League nicht verhindern konnte. Der Rückhalt des italienischen Tabellenführers wird das Tor der Schweizer auch an der EM hüten – und wäre schon jetzt dafür bereit.
31 Spiele für Dortmund, 33 Gegentore, 11 Mal zu null
Auch der zweite Schweizer Torhüter zeigt in dieser Saison sehr starke Leistungen. Zuletzt verpasste Gregor Kobel aufgrund einer Krankheit und muskulärer Probleme einige Partien und fehlt nun auch der Nati, doch wenn er auf dem Feld steht, brilliert er meist mit herausragenden Paraden. Ohne ihn wäre Borussia Dortmund möglicherweise nicht mehr in der Champions League vertreten und hätte auch in der Bundesliga einige Punkte weniger auf dem Konto. Dennoch bleibt der 26-Jährige – auch zum Ärger seines Beraters Philipp Degen – nur die Nummer 2 hinter Sommer.
34 Spiele für Manchester City, 4 Tore
Wer im möglicherweise besten Team der Welt fast immer gesetzt ist und von Pep Guardiola regelmässig mit Lob überschüttet wird, muss schon ein hervorragender Fussballer sein. Manuel Akanji glänzt auch in seiner zweiten Saison bei Manchester City mit überragenden Passquoten und Zweikampfwerten. In dieser Form wäre der 26-Jährige ein starker Anführer für die Schweizer Defensive.
36 Spiele für Leverkusen, 1 Tor, 1 Assist
Nach 38 Saisonspielen ist Leverkusen noch immer ungeschlagen. Das Überraschungsteam von Trainer Xabi Alonso steht in der Bundesliga an der Spitze, im DFB-Pokal im Halbfinal und in der Europa League im Viertelfinal. Einer der Hauptgründe dafür ist Taktgeber Granit Xhaka. Kein Spieler in den Top-5-Ligen ist so häufig am Ball und bringt so viele Pässe an den Mann wie der 31-jährige Mittelfeldspieler. Xhaka ist derzeit in der Form seines Lebens – damit er diese auch in der Nati auf den Platz bringen kann, braucht er aber auch die Unterstützung seiner Mitspieler. Um sein Spiel voll zu entfalten, müssen ihm diese den Rücken freihalten, wie es beispielsweise Robert Andrich oder Exequiel Palacios bei Leverkusen tun.
26 Spiele für Mönchengladbach, 2 Tore
Für sein Team läuft es in dieser Saison zwar nicht so gut, doch Nico Elvedi ist nicht daran schuld, dass die Gladbacher bereits 50 Gegentore kassiert haben. Vielmehr ist der 27-Jährige einer der wenigen Lichtblicke in der Defensive des Bundesligisten, weil er sowohl mit guten Zweikampfwerten als auch als Passgeber überzeugt. So könnte sich Yakin beruhigt auf das bewährte Innenverteidiger-Duo Elvedi-Akanji verlassen.
39 Spiele für Newcastle, 4 Tore, 2 Assists
Er ist bei Newcastle unangefochtener Stammspieler und Abwehrchef und obwohl es den Magpies in dieser Saison nicht besonders nach Wunsch verläuft, befindet sich Fabian Schär im Klub nach wie vor auf einem hohen Niveau. Dennoch sieht ihn Yakin nur als Ersatzspieler hinter Akanji und Elvedi – wobei eine vom Nati-Trainer diskutierte Umstellung auf eine Dreierkette eine Chance für Schär sein könnte.
26 Spiele für Bologna, 1 Tor
Mit gewohnt hohen Passquoten und der Einflussnahme sowohl im Spiel nach vorne als auch durch Defensivaktionen ist Remo Freuler auch in dieser Saison ein solider Wert im Mittelfeld. Bei Überraschungsteam Bologna, das in der Serie A auf Platz 4 steht, ist der 31-Jährige einer der Dauerbrenner.
24 Spiele für Monaco, 3 Tore
Der Wechsel von Juventus Turin zur AS Monaco hat ihm sichtlich gutgetan. Wenn er nicht gerade gesperrt ist, ist Denis Zakaria bei den Monegassen im defensiven Mittelfeld stets gesetzt. Der Genfer brilliert als Balleroberer und mischt auch im Offensivspiel stärker mit als noch bei seinen bisherigen Klubs. Aber vor allem aufgrund seiner Defensivstärke wäre der 27-Jährige in dieser Form ein hervorragender Partner für Granit Xhaka.
25 Spiele für Augsburg, 2 Tore, 3 Assists
In den letzten Jahren schien er etwas zu stagnieren, doch nun ist Ruben Vargas wieder in Tritt gekommen. Der 25-Jährige spielt wieder mutiger, aber gleichzeitig auch zielgerichteter. Nur Stürmer Ermedin Demirovic hat beim FC Augsburg mehr Aktionen, die zu einem Schuss führen. Damit hat Vargas entscheidenden Anteil, dass das Team unter Trainer Jess Thorup plötzlich auf Platz 7 in der Bundesliga vorgestossen ist.
32 Spiele für Lugano, 6 Tore, 13 Assists
Einige stöhnten schon wieder auf, als Renato Steffen erneut fürs Nationalteam nominiert wurde. Doch seine Leistungen lassen auch in dieser Saison keine Zweifel daran zu, dass der 32-Jährige das Vertrauen von Murat Yakin verdient hat. Der Rechtsaussen ist derzeit der beste Skorer der Super League und mangelnden Einsatz kann man Steffen ohnehin nicht vorwerfen.
22 Spiele für YB, 1 Tor, 5 Assists
7 Spiele für Marseille
Bei YB war er ein fester Wert, nach seinem Wechsel im Winter zu Marseille pendelt Ulisses Garcia aber zwischen einem Platz in der Startaufstellung und der Rolle als Joker. In der Europa League ist der 28-Jährige bei den Franzosen nicht spielberechtigt, wodurch er nur noch in der Liga zum Einsatz kommen kann. In den letzten vier Partien sah der Linksverteidiger jedoch zweimal nur zu und kam einmal von der Bank.
29 Spiele für Torino, 1 Assist
In der Schweiz häufig belächelt, ist Ricardo Rodriguez beim FC Torino nicht nur Stammspieler, sondern auch Captain. Der 31-Jährige spielt beim Mittelfeld-Klub der Serie A jedoch vorwiegend als Innenverteidiger, während er in der Nati unter Yakin fast immer auf der linken Abwehrseite eingesetzt wird. Da könnte er etwas Eingewöhnungszeit brauchen – das sollte aufgrund seiner Routine und seiner vielen Spiele als Linksverteidiger jedoch nicht lange dauern.
12 Spiele für Mainz, 1 Tor, 1 Assist
Er war über ein halbes Jahr verletzt und kehrte erst im vergangenen November aufs Feld zurück. Seither ist Silvan Widmer bei Mainz wieder gesetzt und trägt die Kapitänsbinde. Doch wie die meisten seiner Mitspieler beim Abstiegskandidaten ist auch der 31-Jährige noch nicht in seiner besten Verfassung. Dies kann sich bis zur EM – und je länger die Verletzung in der Vergangenheit liegt – jedoch noch ändern.
19 Spiele für Wolfsburg
Auch Cédric Zesigers Wolfsburg befindet sich im unteren Drittel der Bundesliga, der 25-Jährige kam in diesem Jahr zudem häufig gar nicht zum Einsatz. Zuletzt spielte er zwar zweimal wieder von Beginn an und zeigte ansprechende Leistungen, doch braucht er bis zur EM deutlich mehr Spielpraxis, um in Topform zu kommen. Vielleicht bekommt er die unter dem neuen Trainer Ralph Hasenhüttl.
4 Spiele für Chicago, 1 Tor
In Nordamerika hat die Saison erst gerade wieder begonnen. Zwar hat Xherdan Shaqiri bereits wieder getroffen, doch hat der 32-Jährige davor seit den Nati-Spielen im November keinen Ernstkampf bestritten. Shaqiri, der bei Chicago Fire im offensiven Mittelfeld spielt und damit eine Position bekleidet, die es bei Yakin in der Nati so nicht gibt, hat aber bereits bewiesen, auch ohne grosse Spielpraxis gute Leistungen abrufen zu können.
30 Spiele für Burnley, 5 Tore, 1 Assist
Es ist nicht einfach, Teil der schlechtesten Offensive in der wohl besten Liga der Welt zu sein. Das merkt Zeki Amdouni derzeit bei Burnley. Zwar versucht er viel, läuft, dribbelt, schiesst, doch hängt bei den Stürmern vieles auch am Selbstvertrauen. Das kann derzeit nicht so hoch sein wie in der Vorsaison, als er sowohl beim FC Basel als auch in der Nati grandiose Trefferquoten vorweisen konnte.
27 Spiele für Milan, 5 Tore, 2 Assists
Die Spielpraxis ist auch bei Noah Okafor ein Thema. Der 23-Jährige kommt bei Milan meist von der Bank, kann aber immer wieder als Joker glänzen. Okafor wird sowohl als Linksaussen als auch als Stürmer eingesetzt, was ihm auch in der Nati zugutekommen könnte.
21 Spiele für Nantes, 2 Tore
Eray Cömert fliegt in Nantes etwas unter dem Radar, spielt jedoch eine gute Saison. Gerade mit seiner hohen Genauigkeit auch bei langen Pässen, aber auch durch seine Zweikampfstärke und das Erobern von Bällen hilft er seinem Team. Ausserdem variiert der Ligue-1-Klub, der auf einem Abstiegsplatz steht, zwischen einer Dreierkette und einer Viererkette, wodurch der 26-Jährige in beidem erprobt ist.
23 Spiele für Montpellier, 1 Tor
Ebenfalls eine gute Rolle spielt Becir Omeragic bei Montpellier. Der 22-Jährige ist nach seinem Wechsel vom FC Zürich in die Ligue 1 in der Innenverteidigung mehrheitlich gesetzt und meldet durch seine Leistungen wie Cömert Anspruch auf einen Platz im EM-Kader an. Für die Testspiele gegen Dänemark und Irland wurde Omeragic erstmals seit Juni 2021 nominiert.
20 Spiele für Augsburg, 2 Assists
Seit dem Sommer spielt in Kevin Mbabu neben Ruben Vargas ein weiterer Schweizer beim FC Augsburg – und er tut dies gut. Keiner bringt den Ball so häufig ins Angriffsdrittel wie der Rechtsverteidiger, der von Fulham zum Bundesligisten ausgeliehen ist. Auch dank seiner Flanken sowie seiner Balleroberungen ist der seit seiner Ankunft gesetzte 28-Jährige ein wichtiger Faktor bei den auf der Erfolgswelle reitenden Augsburgern.
32 Spiele für Bologna, 1 Assist
Der 27-Jährige ist der einzige im Kader Bolognas, der 32 der 33 möglichen Partien absolviert hat. Michel Aebischer geniesst das volle Vertrauen von Trainer Thiago Motta, der ihn als intelligenten Jungen mit einem hohen Spielverständnis bezeichnet. Mit diesen Leistungen empfiehlt er sich auch für eine grössere Rolle im Nationalteam, wo er im November gegen Rumänien erstmals seit Juni 2022 wieder in der Startaufstellung stand.
36 Spiele für Lugano, 6 Tore, 6 Assists
Er ist einer von drei Super-League-Spielern im aktuellen Nati-Kader – gemeinsam mit Teamkollege Steffen und dem Genfer Kutesa – und er verdient sich diesen Platz mit seinen beständig guten Leistungen für Lugano. Der 24-Jährige ist gerade in diesem Kalenderjahr in hervorragender Form. In elf Partien erzielte der vielseitig einsetzbaren Mittelfeldspieler, den Mattia Croci-Torti auch mal als Zehner oder gar Flügel auflaufen lässt, fünf Tore und bereitete drei weitere vor.
35 Spiele für Toulouse, 5 Tore, 5 Assists
Mit ihm ist ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler in sehr guter Verfassung. Beim FC Toulouse kurbelt der 28-Jährige mit seinen Pässen in die Spitze das Offensivspiel an und wirft sich auch defensiv rein. Ausserdem erzielte der Captain in diesem Jahr bereits fünf Tore und verdiente sich aufgrund seines hervorragenden Formstands die erste Nomination fürs Nationalteam.
45 Spiele, 6 Tore, 6 Assists
Wie Sierro wurde auch er erstmals in die A-Nati berufen. Dereck Kutesa spielt die bisher beste Saison seiner Karriere und ist einer der Hauptfaktoren, dass es Servette derzeit so gut läuft und die Genfer gar um den Titel in der Super League spielen. Mit seinen Qualitäten könnte er auch der Schweiz helfen – zumindest als Joker.
30 Spiele für Bologna, 2 Tore, 5 Assists
Bei Bologna mal Joker, mal Teil der Startaufstellung spielt Dan Ndoye eine gute erste Saison in der Serie A. Sein Trainer lobt ihn für die Stärke in 1-gegen-1-Situationen, doch auch dank seiner Schnelligkeit und als Anspielstation auf dem Weg in Richtung des gegnerischen Tors ist er schon jetzt ein beliebter Spieler bei den Fans und Motta.
17 Spiele für Mainz, 2 Assists
Die Mainzer spielen eine ganz schwache Saison und mittendrin ist dabei Edimilson Fernandes. Der 27-Jährige verlor gegen Ende der Hinrunde seinen Stammplatz und kam seither kaum noch zum Einsatz. Beim aktuellen Nati-Zusammenzug ist er nicht dabei und wer bei einer der schwächsten Defensiven der Bundesliga keinen Platz hat, dürfte auch bei der Schweiz kein Thema sein.
32 Spiele für Sevilla, 1 Tor, 2 Assists
Es ist ein klares Zeichen, das Murat Yakin gesetzt hat. Wie schon im November fehlt Djibril Sow erneut im Kader. Dabei spielt er gar keine schlechte Saison, ist beim FC Sevilla häufig in der Startaufstellung zu finden und kann solide Statistiken vorweisen. Nur sind seine Konkurrenten im zentralen Mittelfeld derzeit stärker und hat Sow in den Augen Yakins seit seinem Weggang aus Frankfurt nicht mehr seine Topform abrufen können. Es liegt nun also am 27-Jährigen, seinen Platz bei der Schweiz zurückzuerobern – derzeit ist er jedoch im Nachteil.
32 Spiele für YB, 10 Tore, 3 Assists
In der Hinrunde musste Cedric Itten sich den Platz im Sturm der Young Boys noch mit Jean-Pierre Nsamé teilen, dann wechselte der Kameruner nach Italien, doch so richtig profitieren konnte Itten davon noch nicht. In diesem Jahr traf er erst dreimal und blieb in neun von zwölf Spielen ohne Treffer. Derzeit fungiert der 27-Jährige nicht im Nati-Kader, wenn er sich in den restlichen Saisonspielen nicht steigert, wird er wohl auch für die EM keinen Platz haben.
Zwei Spiele hat Murat Yakin noch mit seinem Team, bevor er Anfang Juni sein vorläufiges Kader benennen muss: die Partien gegen Dänemark und Irland. Es wird spannend zu beobachten, ob sich die Schweiz nach den schwachen Auftritten in den letzten Qualifikationsspielen rehabilitieren kann.
In ihren Klubs sind viele der Nati-Stars in starker Form, nun geht es jedoch darum, diese Leistungen auch im Schweizer Trikot zu zeigen. Die Verantwortung dafür liegt jedoch auch bei Murat Yakin, der sein System an die Stärken seiner Spieler anpassen muss. Die nächste Woche könnte für das Schweizer Nationalteam richtungsweisend sein.
Hingegen ist die Defensive und das zentrale Mittelfeld sehr solid.