FCZ-Präsi Canepa kritisiert Sportchef Malenovic für Fehler – der Geduldsfaden wird dünner
Beim FC Zürich läuft es in der zweiten Saison hintereinander nicht nach Wunsch. Aktuell steht der FCZ in der Super League auf dem achten Platz, im Cup ist er bereits ausgeschieden. Die vor der Saison als Ziel ausgegebene Europacup-Qualifikation scheint derzeit ausser Reichweite. Deshalb ist Sportchef Milos Malenovic schon seit längerem in die Kritik geraten. Und damit hält auch Präsident Ancillo Canepa nicht zurück.
Zwar lobt er Malenovic im Interview mit dem «Blick» dafür, dass die Zürcher gerade «so viele junge Toptalente unter Vertrag haben wie noch nie in meiner gesamten Präsidialzeit. Das ist primär der Verdienst von Milos und seinem neu zusammengestellten Team.» Doch prangert Canepa auch einige Fehler des 40-jährigen Sportchefs an. Unter anderem die Verpflichtung von Trainer Mitchell van der Gaag im Sommer: «Wir haben ihn auf Empfehlung von Milos engagiert. Milos weiss selber, dass er gewisse Aspekte zu wenig fundiert abgeklärt hat – das war nicht gut.»
Auch der Rundumschlag bei einer Pressekonferenz im Februar 2025, als Malenovic unter anderem gegen die Medien schoss, kam bei Canepa nicht gut an. «Das hat auch uns sehr missfallen und eine rote Linie überschritten.» Doch der Sportchef habe selbst eingesehen, «dass sein Auftritt alles andere als souverän war». Seither kommuniziert Malenovic nur noch über die vereinseigenen Kanäle.
Canepa spricht auch über die grosse Rolle Malenovics im Verein, über die öffentlich immer wieder diskutiert wird, und stellt klar: «Niemand beim FCZ verfügt über eine Blanko-Vollmacht. Auch Milos nicht!» Die Kompetenzen seien beim FC Zürich klar definiert. «Und wenn jemand seine Kompetenzen überschreiten sollte, reagieren wir umgehend», sagt der 72-Jährige, «aber nicht öffentlich, sondern intern, was auch geschehen ist.»
Auch, dass Malenovic im Training immer wieder eingegriffen habe, erklärte Canepa. «Aktiv im Training Einfluss zu nehmen, ist nicht die Aufgabe eines Sportchefs. Milos hat punktuell tatsächlich ausgeholfen, als wir personelle Lücken hatten. Jetzt ist das Trainerteam komplett, und folglich wird Milos nicht mehr aktiv am Training teilnehmen.»
Während Malenovic für sein Verhalten und auch die Aussenwirkung, Unruhe in den Verein zu bringen, regelmässig kritisiert wird, verteidigt Canepa seinen Angestellten aber auch. Die Reaktionen der Fans, die wiederholt die Entlassung des Sportchefs gefordert haben, seien «alles andere als angenehm» und würden von der Vereinsführung «sehr ernst» genommen. Doch die Antwort müsse der Klub auf dem Platz geben.
Dass Trainer und Spieler den FC Zürich meiden würden, wie der «Blick» dies von ehemaligen Super-League-Coaches sowie Agenten vernommen habe, nimmt Canepa zudem anders wahr: «Inhouse herrscht keine Unruhe. Wenn ich die Liste der Trainer lese, die sich bei uns gemeldet haben, habe ich einen anderen Eindruck.» Dies gelte auch für die Spieler, die zum FCZ wechseln wollten. Wäre dies anders, «würden wir umgehend und rigoros handeln», so Canepa.
Nicht abzustreiten ist aber, dass die sportliche Ausbeute in den letzten zwei Jahren nicht zufriedenstellend sei. Canepa nimmt den früheren Spieleragenten Malenovic in Schutz, da der Wechsel in einen Klub mit über 700 Personen, mehreren Zehntausend Fans und dem medialen Interesse eine grosse Herausforderung sei. Doch wird die Geduld auch beim FCZ-Präsidenten kleiner: «Der Bonus der Lernkurve ist nun vorbei.» (nih)
