Zwei Volltreffer gab es beim Turniersieger: Sportchef Ralf Meile und Eishockey-Schreiberling Adrian Bürgler haben den Triumph Spaniens vorausgesagt. «Deutschland, getragen von der Euphorie im eigenen Land? Möglich. Aber ich setze auf das ausgeglichene Spanien», schrieb Meile. Dass er trotz dieses Tipps das redaktionsinterne Tippspiel bei Punktgleichheit auf dem zweiten Rang beendete, ärgerte ihn sichtlich trug er natürlich mit grosser Fassung.
Der Rest lag ziemlich daneben. Philipp Reich, Leo Helfeberger und Yoann Graber kamen mit ihrem England-Tipp immerhin bis in den Final. Katja Burgherr (Frankreich), Julien Caloz und Reto Fehr (beide Niederlande) scheiterten im Halbfinal. Am wenigsten weit kam Niklas Helblings Tipp mit dem deutschen Sommermärchen.
Switzerland-Tipps: Zero Points. Nicht ein watson-Journalist hat das Schweizer Abschneiden richtig getippt. Vor dem EM-Start war der Pessimismus im Schweizer Fanlager riesig. Dementsprechend waren es auch die Prognosen: Mit Ach und Krach in die Achtelfinals und dort das schnelle Out lautete der Tenor.
Am besten tippte Philipp Reich, der den Achtelfinal gegen Italien voraussagte, dort aber ein Penalty-Aus der Schweiz erwartete und nicht den grossartigen Sturm in den Viertelfinal. Völlig daneben griffen dagegen Bürgler und Fehr, die ein Schweizer Ausscheiden ohne Punkt voraussagten.
Punkt für Fehr, Reich und Graber. Alle drei glaubten daran, dass EM-Neuling Georgien eine Überraschung schaffen können. Und siehe da: Angeführt von Georges Mikautadze und Chwitscha Kwarazchelia schlugen die Georgier Portugal und stürmten bis in den Achtelfinal, wo sie am späteren Europameister Spanien scheiterten. Mit drei Toren wurde Mikautadze gar geteilter Torschützenkönig.
Höchstens einen halben Punkt gibt es für Nik Helbling und Katja Burgherr, die Österreich als positive Überraschung auf der Rechnung hatten. Zwar gewann die Mannschaft von Ralf Rangnick sensationell ihre Gruppe vor Frankreich und den Niederlanden. Doch dann war auch im Achtelfinal enttäuschenderweise bereits Schluss gegen die Türkei.
Ganz anders die Prognose von Helfenberger: «Sehr zum Leidwesen der Schweiz werden die Schotten alle überraschen. Ihre starke Defensive wird sie bis in den Halbfinal tragen», schrieb er. Dafür müsste man ihm fast schon einen Punkt abziehen.
Porca miseria! Mit Bürgler, Graber und Meile haben gleich drei Watsonians Italien als negative Überraschung des Turniers auserkoren. Zum vorausgesagten Out nach der Gruppenphase hätte auch nicht viel gefehlt, beim letzten Gruppenspiel gegen Kroatien sorgte Mattia Zaccagni erst in der 98. Minute doch dafür, dass die Squadra Azzurra im Achtelfinal auf die Schweiz traf. Dort war nach einem schwachen Auftritt aber Lichterlöschen.
Julien Caloz, unser Kollege aus der watson-Redaktion in Lausanne, sagte zudem die enttäuschende EM von Kylian Mbappé voraus. Der französische Superstürmer schoss in fünf Spielen nur ein Tor und musste nach einem Nasenbeinbruch einen grossen Teil des Turniers mit einer Maske spielen.
Katja Burgherr lag mit ihrer Prognose zu England als Enttäuschung des Turniers gleichermassen richtig, wie daneben. Die Spielweise der Engländer war mehr als nur enttäuschend, trotzdem scheiterten die Three Lions wieder erst im Final. Immerhin darf Katja mit Freude Musik hören: «Mir persönlich gefällt ‹Don't Look Back in Anger› einfach besser als ‹It’s Coming Home›», schrieb sie in ihrem Tipp.
Eine knifflige Situation. Offiziell gab es an dieser EM gleich sechs Torschützenkönige, weil die UEFA eine entsprechende Regel änderte, wonach es keine Tiebreaker bei Gleichstand mehr gibt. Jamal Musiala (Deutschland) Harry Kane (England), Dani Olmo (Spanien), Ivan Schranz (Slowakei), Cody Gakpo (Niederlande) und Georges Mikautadze (Georgien) teilen sich also mit je drei Treffern die Krone.
Philipp Reich und Leo Helfenberger haben mit Harry Kane zwar einen korrekten Spieler gewählt, lagen aber mit ihren Prognosen trotzdem daneben:
Richtig daneben lagen Ralf Meile und Julien Caloz, die Cristiano Ronaldo als Torschützenkönig voraussagten. CR7 traf kein einziges Mal an diesem Turnier.
Hier haben wir zwei Volltreffer. Ralf Meile und Adrian Bürgler sagten Rodri als Turnier-MVP voraus. Bürglers Prognose schlug voll ein: «Wer bei Manchester City über Sieg oder nicht entscheidet, ist definitiv gut genug, um an der EM zum Schlüsselspieler zu werden. Der 27-Jährige verteidigt, schaltet und waltet in Spaniens Mitte und führt die ‹Furia Roja› so zum grossen Triumph.»
Rodri has lifted twice as many trophies (8) as he has lost games (4) for club and country since the start of 2023. 🤯🏆 @Squawka. pic.twitter.com/JvdpX7pzpj
— City Xtra (@City_Xtra) July 14, 2024
Ansonsten lagen wir auch hier ziemlich daneben. Philipp Reich sagte Phil Foden vier Tore und fünf Assists voraus. Der Man-City-Star beendete das Turnier aber mit einer statistischen Brille. Auch Toni Kroos (Katja Burgherr), Harry Kane (Julien Caloz) oder Florian Wirtz (Niklas Helbling) hatten nicht den erhofften Einfluss.
Es hat eben schon seinen Grund, warum Ralf Meile das watson-Sportressort führt. Mit drei richtigen Tipps (Europameister, Enttäuschung des Turniers, bester Spieler) schnappt er sich den Sieg vor Hockey-Feder Adrian Bürgler. Der hat zwar auch drei Punkte und die exakt gleichen wie Meile, aber der krasse Fehltipp beim Schweizer Abschneiden (Heimreise ohne Punkt und Tor) gibt den Ausschlag zu seinen Ungunsten.
Lehrgeld bezahlen hingegen die Mitglieder der watson-Sportredaktion mit der wenigsten Erfahrung: Katja Burgherr und Nik Helbling blieben ohne Volltreffer. Helbling hat dafür schon Ausreden parat, wie ein Grosser. «Füllkrug Torschützenkönig? Was kann ich für die Dummheit von Nagelsmann, wenn er ihn nicht in die Startelf nimmt?» «Holland als Enttäuschung? Sie bekamen im Achtelfinal den schwächsten Gruppensieger.»
Wir freuen uns bereits jetzt auf die Ausreden für die Tipps an der WM 2026.