Seit nunmehr sechseinhalb Jahren spielt der einst grosse Hamburger SV in der 2. Bundesliga. Sechs Trainer haben seither versucht, den einstigen Bundesliga-Dino zurück in sein angestammtes Territorium zu bringen; geschafft hat es bisher keiner. Am Sonntag erklärten die Hamburger dann das neueste Experiment für gescheitert und entliessen Steffen Baumgart, der im Februar von Tim Walter übernommen hatte. Die verspielte 2:0-Führung gegen Schalke und das Abrutschen auf den achten Tabellenrang kosteten dem 52-Jährigen den Job. Noch läuft die Suche nach einem Nachfolger.
Dies liegt daran, dass bereits mehrere Wunschkandidaten verzichtet haben. So dürfte Ruud van Nistelrooy demnächst bei Premier-League-Klub Leicester unterschreiben. Ausserdem wolle der Schweizer Urs Fischer gemäss «Blick» nicht noch einen Zweitligisten aufpäppeln, wie er es bei Union Berlin getan hatte, und habe dem HSV deshalb abgesagt. Sky berichtete am Donnerstagabend, dass der Klub Fischer zwar auf der Liste gehabt, ihn aber nicht kontaktiert habe. Absagen solle es auch vom derzeit vereinslosen Niko Kovac und Lukas Kwasniok, Trainer bei Tabellenführer Paderborn, gegeben haben.
Deshalb gilt nun ein anderer als Favorit auf die freie Stelle in Hamburg. So führe Sportchef Stefan Kuntz – der selbst Erfahrung als Trainer hat, eine Rückkehr an die Seitenlinie aber kategorisch ausschliesst – konkrete Gespräche mit Bruno Labbadia. Der 58-Jährige trainierte den HSV bereits zweimal (2009 bis 2010 und 2015 bis 2016) und sei hoch motiviert für eine dritte Amtszeit beim Klub mit den beiden Schweizern Miro Muheim und Silvan Hefti.
Dies würde bedeuten, dass Raphael Wicky leer ausgehen würde. Der 47-Jährige ist seit seiner Entlassung in Bern im März ohne Job. Wicky hat als Spieler HSV-Vergangenheit (2001 bis 2007) und wurde in der Hansestadt angeblich ebenfalls hoch gehandelt. Auch sein YB-Nachfolger Patrick Rahmen, der zwischen 2011 und 2015 als Co-Trainer von Thorsten Fink und Joe Zinnbauer bei den Hamburgern angestellt war, wäre demnach keine Option mehr.
So blieben also alle drei Schweizer, die auf der Kandidatenliste des HSV standen, weiterhin auf der Suche. Besonders spannend dürfte sein, welche Aufgabe Urs Fischer als Nächstes abnimmt. Der 58-Jährige sagte zuletzt bereits zweimal dem VfL Bochum ab. Bei Borussia Mönchengladbach, das sich nach dem schlechten Saisonstart im Oktober bereits nach einem neuen Trainer umschaute und Fischer kontaktierte, läuft es plötzlich wieder. Das Team von Gerardo Seoane ist der formstärkste Bundesligist nach Bayern München und steht auf Rang 6.
Auch bei anderen deutschen Klubs, die für Fischer interessant sein könnten, dürfte in nächster Zeit erstmal kein Job frei werden. An einer Rückkehr in die Super League – YB ist nach wie vor auf der Suche – habe er ebenfalls kein Interesse, wie zuletzt berichtet wurde. Obwohl sein Abgang bei Union Berlin bereits über ein Jahr her ist, dürfte also noch etwas Zeit vergehen, bis der Fanliebling wieder an der Seitenlinie steht. (nih)