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Ratlos, schludrig, überheblich – wo der Nati überall der Schuh drückt

Switzerland's defender Manuel Akanji, midfielder Renato Steffen, forward Cedric Itten and midfielder Granit Xhaka, from left, ract during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match betwee ...
Lange Gesichter nach dem nächsten nicht erwarteten Unentschieden.Bild: keystone

Ratlos, schludrig, überheblich – wo der Nati überall der Schuh drückt

Puuuuh, was war das wieder für ein Spiel! Die Schweiz stolpert weiter durch die EM-Qualifikation und kommt im Heimspiel gegen das bescheidene Belarus nicht über ein 3:3 hinaus. Die Position von Nationaltrainer Murat Yakin wird mehr und mehr hinterfragt.
16.10.2023, 11:1916.10.2023, 13:11
Ralf Meile
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Gefühlt ist die Schweiz in der Gruppe I der EM-Qualifikation ihren Gegnern so überlegen, dass sie auf dem Weg ans Turnier 2024 in Deutschland nur Testspiele zu bestreiten hat, bei denen es ausnahmsweise Punkte gibt. Doch die Realität sieht anders aus.

19. Juni, Luzern. Die Schweiz führt gegen Rumänien 2:0 und kassiert in der 89. und 92. Minute noch Gegentore zum 2:2-Endstand.

epa10700941 Romania's players celebrate the 2-2 goal during the UEFA European Qualifiers match between Switzerland and Romania at the Swissporarena stadium in Lucerne, Switzerland, 19 June 2023.  ...
Rumänien feiert den überraschenden Punkt.Bild: keystone

9. September, Pristina. Die Schweiz führt gegen Kosovo bis zur 94. Minute, ehe sie noch den Ausgleich kassiert. Wieder nur ein 2:2.

Switzerland's midfielder Granit Xhaka looks desapointed during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Kosovo and Switzerland at the stadium Fadil Vokrri, in Pristina, Kosovo,  ...
Ein enttäuschter Granit Xhaka.Bild: keystone

12. September, Sion. Gegen Andorra steht es 84 Minuten lang bloss 1:0, ehe die Nati noch zwei Tore zum 3:0-Sieg nachlegen kann.

Switzerland's midfielder Ruben Vargas, left, argues with Andorra's forward Ricard Fernandez, 2nd left, behind other players who argue too, during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer ...
Gegen den Fussballzwerg war's auch ein Kampf.Bild: keystone

15. Oktober, St.Gallen. Gegen Belarus führt die Nati zunächst, ehe sie 1:3 in Rückstand gerät. Dank eines Doppelschlags in der 89. und 90. Minute schafft sie noch ein 3:3.

Switzerland's defender Manuel Akanji, left, and Switzerland's midfielder Granit Xhaka react during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Switzerland and Belarus, on Sund ...
Ratlose Leitwölfe: Manuel Akanji und Granit Xhaka.Bild: keystone

Man muss schon ein gnadenloser Optimist sein, um in erster Linie das Positive zu sehen: dass dieses Schweizer Nationalteam offenbar für grosses Spektakel bürgt. Was grundsätzlich zu befürworten ist, wird in diesem Fall zum ungewünschten Begleiter. Denn der Schweiz gehört die Favoritenrolle in dieser Gruppe so klar, dass alles andere als ein Sieg jeweils enttäuschend ist.

Noch immer sieht es nach einer EM-Qualifikation aus, und letztlich steht das Resultat im Fussball immer über dem Wie. Trotzdem gibt es einigen Grund zur Sorge.

Ratlos

Murat Yakin ist ein eloquenter Mann. Aber im SRF-Interview nach dem 3:3 gegen Belarus ringt er oft nach Worten. Dann und wann rettet er sich in Floskeln, lobt den Gegner für dessen Effizienz. Auf Fragen, weshalb sein Team es zugelassen habe, gegen Belarus drei Tore zu erhalten, findet Yakin offenbar keine Antwort; er weicht diesen Fragen aus.

Captain Granit Xhaka, der mit nun 118 Länderspielen mit dem Schweizer Rekordhalter Heinz Hermann gleichzog, wirkte ebenso ratlos wie sein Trainer. «Es ist schwer zu erklären, wie das drei Mal passieren kann», sagte Xhaka über die drei Unentschieden in den letzten vier Spielen.

Nachlässig

Es kann immer vorkommen, dass ein Favorit gegen einen Aussenseiter ein Gegentor kassiert. Aber nicht gegen drei Gegner zwei, zwei und drei Treffer. Das ist schludrig. Das Stellungsspiel war schwach, der Zweikampfwille zu wenig ausgeprägt.

epa10920556 Belarus' defender Vladislav Malkevich (L) fights for the ball with Switzerland's defender Jordan Lotomba during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Switzer ...
Jordan Lotomba gelang es nicht, Werbung in eigener Sache zu machen.Bild: keystone

«Wenn wir eine grosse EM spielen wollen, dann genügt das nicht», betonte Routinier Xherdan Shaqiri. «80 Prozent reichen nicht, egal gegen wen du spielst. Wir dürfen nicht zu bequem werden», warnte er.

Unkonzentriert

Gegentore sind das eine, nicht erzielte eigene Tore das andere. Denn der Schweiz gelingt es durchaus, ihren vielen Ballbesitz in Chancen umzumünzen. Gegen Belarus kam sie zu 24 Abschlüssen, davon sieben aufs Tor.

Doch die Schweizer Offensive macht zu wenig aus ihren Chancen. Auch gegen die Belarussen war die erste Halbzeit dominant, das Resultat von 1:0 aber zu knapp. «Sie hatten drei Möglichkeiten und schiessen drei Tore, wir hatten etwa zehn oder zwölf Möglichkeiten und schiessen ebenfalls drei Tore», erkannte Verteidiger Manuel Akanji.

Überheblich

Hat er das wirklich gesagt? Zurückspulen. Nochmals hinhören. Tatsächlich. Murat Yakin sagt: «Defensiv musst du gegen diese Mannschaften nicht vorbereiten, vielmehr in der Offensive. Wir hatten Lösungen, nützten sie aber nicht effizient aus heute.»

epa10920639 Switzerland's forward Cedric Itten (C) fights for the ball with Belarus' midfielder Sergei Politevich (L) and, Belarus' goalkeeper Sergei Ignatovich during the UEFA Euro 202 ...
Stürmer Cedric Itten war kein Faktor.Bild: keystone

Man kann Yakins Überlegungen durchaus verstehen; in der Tat musste es das hauptsächliche Ziel sein, Tore zu schiessen. Aber mit seiner Wortwahl tat er sich keinen Gefallen, denn damit macht er sich angreifbar. «Defensiv musst du gegen diese Mannschaften nichts vorbereiten» – den Satz könnte er noch bereuen. Yakin untermauert damit das Klischee der Überheblichkeit. Auch dass unterschwellig bei den Nati-Protagonisten oft ein «Easy, das wird schon» durchschimmert, kommt nicht gut an. Der Ton macht die Musik. Und gegen Kleine will das Publikum Siege und kein Gemurkse.

So geht es weiter

In einem Monat wird die Gruppenphase der EM-Qualifikation abgeschlossen. Die Nati wird dann innerhalb von sieben Tagen drei Partien austragen. Allerdings ist die erste – das zuletzt verschobene Auswärtsspiel gegen Israel – noch nicht in Stein gemeisselt. Wohl am realistischsten scheint derzeit ein Spiel am 15. November auf neutralem Boden zu sein.

Danach folgen am 18. November das Heimspiel gegen Kosovo in Basel und zum Abschluss am 21. November in Bukarest das Auswärtsspiel gegen Rumänien. Als vor einem Jahr die Gruppen ausgelost wurden, hätte wohl kaum jemand in der Schweiz gedacht, dass es dann noch spannend sein könnte.

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Die Nati-Noten nach dem 3:3-Unentschieden gegen Belarus
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Die Nati-Noten nach dem 3:3-Unentschieden gegen Belarus
Yann Sommer – Note 3: Lange ist er so unterbeschäftigt, wie er sich das aus seinem Verein Inter Mailand gewohnt ist. Das Problem: Plötzlich hat er drei Gegentore erhalten. Fehler? Nicht zwingend erkennbar. Aber eben auch keine grosse Parade. Beim 1:2 fehlen die berühmten Zentimeter.

quelle: keystone / peter schneider
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Dieser Comedian begeistert das Publikum – und das ohne ein Wort zu sagen
Video: watson
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ᴉlǝqǝǝuɥɔs@Frau Schneebeli
16.10.2023 11:54registriert Juli 2020
In dieses Bild passt, dass ein 118. Länderspiel gefeiert wird, bevor dieses 118. Länderspiel gespielt ist.
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Gimmee more
16.10.2023 12:12registriert Juli 2021
Denke, diese Nonchalance kommt von Yakin persönlich.
Von „Arbeit“ zu sprechen ist aus seinem Mund unglaubwürdig - insbesondere auch für die Spieler.
Oder fragt mal Constantin.
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Bruno Wüthrich
16.10.2023 11:35registriert August 2014
Ich wünsche mir, dass die Nati Gegner wie Belarus etc. noch klarer zu dominieren versucht. Und zwar, indem man solche Gegner mit Tempofussball überrollt. Das sollte m.E. möglich sein. Das taktische Geschiebe kann man dann gegen Gegner bringen, die potenziell gleichwertig oder überlegen sind.

Dieses geduldige, auf Abwarten ausgerichtete Spiel ist gegen potenziell unterlegene Gegner extrem langweilig anzuschauen. Schon deswegen sollte es auch mal das Ziel sein, ein Andorra (als Beispiel) mit sieben oder acht Toren Differenz wegzuhauen, und sich nicht immer nur aufs Minimum zu beschränken.
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