Heute Mittag um 13 Uhr verkündet Julian Nagelsmann sein vorläufiges Kader für die Fussball-Europameisterschaft. Viele Namen sind jedoch schon bekannt, denn diese wurden in der Zusammenarbeit mit TV-Moderatoren, Prominenten und Influencerinnen bereits scheibchenweise öffentlich gemacht.
So teilte Günther Jauch beispielsweise mit, dass Brightons Pascal Gross zur EM fährt, während Sängerin Nina Chuba Leverkusen-Star Florian Wirtz über seine Berufung in das Kader informierte. Ausserdem nominierte die Fluggesellschaft Lufthansa Linksverteidiger David Raum, und «Major Tom»-Sänger Peter Schilling gratulierte Stuttgarts Maximilian Mittelstädt zu seiner Teilnahme an der Heim-EM.
Während viele den neuen Weg, das Kader für einen Grossanlass zu präsentieren, gutheissen, gibt es auch negative Stimmen. Wir sind uns aber sicher, dass man selbst die Kritiker hätte überzeugen können – und zwar mit diesen Nominationen.
Nur mit Künstlern und Talenten ist an einem Grossanlass kein Blumentopf zu gewinnen, weiss Oliver Kahn. Für ihn ist deshalb klar: «Beier, wir brauchen Beier!» Damit meint er Hoffenheim-Stürmer Maximilian Beier, der in der laufenden Bundesliga-Saison 15 Tore erzielt hat und im März gar erstmals fürs Nationalteam nominiert wurde. Ob er auch an der EM dabei sein wird, ist noch unklar.
Klar ist hingegen: Uli Hoeness ist kein Fan von Toni Kroos. Das Image des «Querpass-Toni» ist unter anderem auf den Bayern-Patron zurückzuführen, ausserdem sagte der 72-Jährige zuletzt, dass Kroos im heutigen Fussball nichts mehr verloren habe. Dennoch muss Hoeness nun in der Fernsehsendung «Doppelpass» die Nomination des 34-jährigen Mittelfeldspielers, der mit Real Madrid erneut im Champions-League-Finale steht, verkünden.
«Was der für einen Scheissdreck zusammengespielt hat», beginnt Hoeness die neuste seiner legendären Wutreden, «damals im Halbfinal der Champions League 2013/14 gegen Real Madrid war Toni Kroos alleine dafür verantwortlich, dass wir 0:4 verloren haben.» Zähneknirschend fügt er an: «Und trotzdem nimmt der Julian Nagelsmann den jetzt mit. Zum Glück haben wir den Trainer bei Bayern rausgeschmissen. Wer Kroos nominiert, kann ja keine Ahnung von Fussball haben.»
Unser Kader für die #EURO2024 in Deutschland! 🇩🇪
— DFB-Team (@DFB_Team) May 16, 2024
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Er war einer der ruppigsten Verteidiger der Bundesliga-Geschichte: der legendäre Walter Frosch. In einer Zweitligasaison soll er einmal 27 Gelbe Karten kassiert haben, was wahrscheinlich aber nicht ganz korrekt ist. Dennoch wäre wohl niemand besser dafür geeignet, um Emre Can – ebenfalls kein Kind von Traurigkeit und immer für eine Gelbe Karte gut – zu nominieren.
Bei einem Legendenspiel wird Frosch also zum Interview an die Seitenlinie geholt, wobei dem Fragensteller auffällt, dass Frosch etwas in seinen Stutzen hat. Auf die Frage, was das denn sei, holt dieser eine Zigarettenpackung mit einem Bild des BVB-Mittelfeldspielers heraus und sagt mit rauchiger Stimme: «EM-Spieler!»
Es ist kein Geheimnis, dass Niklas Süle das Idealgewicht eines Profisportlers leicht überschreitet, weshalb er sich von seinem Klub Borussia Dortmund, aber auch vom damaligen Bundestrainer Hansi Flick, schon mal Kritik gefallen lassen musste. Für seine Berufung in das DFB-Kader, dem er letztmals im vergangenen Oktober angehört hatte, hat sich Nagelsmann nun etwas Besonderes ausgedacht.
Der Innenverteidiger von Dortmund wird vom aus der Fernsehsendung «Galileo» bekannten Jumbo Schreiner über seine EM-Teilnahme informiert. Der gut genährte Moderator sucht nämlich gerade den grössten Burger der Welt, und als er diesen findet, ist der Name und die Rückennummer von Süle auf dem Brötchen eingebrannt.
Fussballstadien und die Innenstädte solch fussballverrückter Städte wie Dortmund, Köln oder Gelsenkirchen mal ausgenommen, ist die Dichte von deutschen Fussballfans wohl nirgends so hoch wie am Ballermann. Selbstverständlich muss ein Spieler also auch auf Mallorca verkündet werden. Glücklicherweise gibt es einen Sänger namens Bierkapitän, der die Nomination von DFB-Captain Ilkay Gündogan zur Chefsache macht.
Spacerujesz po Alexanderplatz w Berlinie i zauważasz, że kolejnym powołanym na Euro jest İlkay Gündoğan 🇩🇪⚽️ #DFBTeam #EURO2024 pic.twitter.com/Uw5TaTBzi6
— DAMIAN (@gaskadamian) May 15, 2024
Eigentlich wäre Joshua Kimmich ja gerne ein defensiver Mittelfeldspieler. Nachdem ihm Bayern-Coach Thomas Tuchel aber bereits vor der Saison klargemacht hatte, dass Kimmich in seinen Augen keine sogenannte «Holding 6» sei, und ihn deshalb während der Saison auf die Position des Rechtsverteidigers beorderte, setzte ihn auch Nagelsmann in den letzten beiden Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande hinten rechts ein.
Damit dem 29-Jährigen noch einmal vor Augen geführt wird, dass dies so bleibt, wird er mithilfe einer «Safer Sex»-Kampagne nominiert. «Schliesslich ist die Verteidigung des Immunsystems beim Sex genauso wichtig wie die des eigenen Tors auf der Sechs», heisst es dort, «deshalb, lieber Joshua, fährst du als Deutschlands Rechtsverteidiger an die EM.»
Was in der Schweiz das Video des älteren Herrn, der zeigte, wie er einen Fuchs mit den Worten «Verreis, verreis, verreis!» vertrieben hat, ist in Deutschland jenes des kleinen Modellflugzeug-Piloten Rüdiger, dessen Vater ihn wiederholt darauf hinweist, dass er doch bitte nicht zu tief fliegen solle. Da trifft es sich ja gut, dass der deutsche Abwehrchef mit Nachnamen ebenso heisst.
So wird Antonio Rüdiger, wie Kroos bei Champions-League-Finalist Real Madrid unter Vertrag, also für einen Werbespot in das Cockpit eines Flugzeugs gesetzt. Als dieses nur knapp über den Boden segelt, kommt die Durchsage per Funk: «Nicht so tief, Rüdiger, du musst doch noch zur Europameisterschaft.»