Xhaka mahnt zur Vorsicht, denn: «Wir wollen nicht in die Geschichte eingehen»
Eigentlich ist es klar – aber eben noch nicht ganz. Die direkte Qualifikation für die WM 2026 in Nordamerika ist der Schweiz nur noch zu nehmen, wenn sie am Dienstagabend (Spielbeginn 2045 Uhr) in Pristina mit mindestens sechs Toren Unterschied verliert. Eine so hohe Niederlage gab es zuletzt vor 62 Jahren, als die Schweizer in einem Testspiel gegen England mit 1:8 untergingen. Dies dürfte gegen einen Gegner, den das Team im September noch 4:0 bezwungen hat, kaum passieren. Oder?
Er habe im Fussball schon viele verrückte Dinge gesehen, mahnt Granit Xhaka. «Aber wir wollen nun sicher nicht in die Geschichte eingehen.» Für den Captain ist klar, dass seine Mannschaft am Dienstag das WM-Ticket definitiv lösen wird, sofern sie das gewohnte Niveau erreicht. Es müsse «sehr, sehr, sehr viel» schief gehen, um die gute Ausgangslage noch zu verspielen. «Und wenn das passiert, dann sind wir selber schuld.»
Gleichzeitig zollt der 33-Jährige dem Gegner Respekt. Das kosovarische Nationalteam habe «eine super Qualifikation» gezeigt, so Xhaka. «Wir müssen aufpassen.»
Ein Gegner im Hoch
Kosovo schaffte es, sich nach der bitteren Auftaktniederlage im Basler St. Jakob-Park sofort zu rehabilitieren. In den vier Partien gegen Schweden und Slowenien blieben die «Dardanen» ohne Gegentreffer und holten zehn Punkte. Nach dem 2:0-Sieg in Ljubljana am vergangenen Samstag kam es in der Garderobe zur grossen Party. Mittendrin waren Leon Avdullahu und Albian Hajdari, die sich kurz vor respektive während der Qualifikation für den Nationenwechsel von der Schweiz zu Kosovo entschieden hatten. Beide gehören bereits zum Stammpersonal.
Das kosovarische Hoch reicht jedoch weiter zurück als der aktuelle Herbst. Aus den letzten 15 Spielen resultierten elf Siege. In der Nations League ist Kosovo in die Liga B aufgestiegen, und nun lebt auch der Traum von der erstmaligen WM-Teilnahme weiter. Das Team befindet sich in einem regelrechten Rausch.
Dass der Playoff-Platz vorzeitig gesichert ist, ist ein riesiger Erfolg. Schliesslich wurde Kosovo erst vor neun Jahren als FIFA-Mitglied aufgenommen und startete als vermeintlich schwächste Mannschaft (Topf 4) in die Qualifikationsgruppe. Nun kann die vom ehemaligen FCZ-Trainer Franco Foda angeführte Equipe in der abschliessenden Heimpartie befreit aufspielen. Dieser Umstand stellt für die Schweiz die grösste Gefahr dar.
Den letzten Schritt machen
Daher bekräftigt auch Christian Fassnacht, dass sich das Team nochmals «topseriös» vorbereiten werde. Der Mittelfeldspieler, der beim 4:1 gegen Schweden sein erstes Länderspiel seit zweieinhalb Jahren bestritten hat, weiss um die spezielle Atmosphäre im mit 14'000 Fans gefüllten Fadil-Vokrri-Stadion. «Es wäre fahrlässig, wenn wir das Gefühl hätten, wir könnten dort mit bloss fünfzig Prozent spielen.»
Für die Schweizer geht es in der kosovarischen Hauptstadt noch einmal darum, ihre Reife unter Beweis zu stellen. Sie haben sich in einer Gruppe, die zu Beginn deutlich ausgeglichener erwartet worden war, mit starken Leistungen als Favorit behauptet und sich eine optimale Ausgangslage für den Abschluss erarbeitet. Nun winkt die sechste WM-Endrunde in Folge. Das wiederum wäre eine Geschichte, die Xhaka und Co. gerne schreiben würden. (abu/sda)
