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So wird Katar der erfolgloseste WM-Gastgeber der Geschichte

epa10316502 Akram Afif of Qatar reacts during the FIFA World Cup 2022 group A Opening Match between Qatar and Ecuador at Al Bayt Stadium in Al Khor, Qatar, 20 November 2022. EPA/Noushad Thekkayil
Wollte am liebsten nicht mehr hinsehen: Stürmer Akram Afif.Bild: keystone

So wird Katar der erfolgloseste WM-Gastgeber der Geschichte

Nach einer enttäuschenden Leistung verliert Katar das Eröffnungsspiel gegen Ecuador diskussionslos mit 0:2. Es fällt einem schwer, sich vorzustellen, wie diese Mannschaft gegen Senegal oder die Niederlande reüssieren kann.
20.11.2022, 19:1220.11.2022, 19:46
Ralf Meile
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Wie gut ist Katar wirklich? Diese Frage stellte sich die Fussballwelt vor Beginn der WM im kleinen arabischen Emirat. Während Jahren konnte der spanische Trainer Felix Sanchez ausgiebig mit seiner Mannschaft üben. 2019 gewann Katar die Asien-Meisterschaft. Ein Fingerzeig, was möglich sein könnte.

Doch im Eröffnungsspiel gegen Ecuador präsentierte sich Katar phasenweise inferior. Kaum war die Partie angepfiffen, lag der Ball nach einem Ausflug des Goalies ein erstes Mal im Netz. Katars Glück war es, dass der VAR ein Offside Ecuadors bemerkte und das Tor annullierte.

Die Leistung des WM-Gastgebers blieb sackschwach, die Tore von Enner Valencia nach einer Viertel- und einer halben Stunde waren die logische Konsequenz. Ecuador war jederzeit Herr der Lage, während von Katar auch in der fast ereignislosen zweiten Halbzeit nichts zu sehen war.

Und so bleibt es fraglich, wie Katar zu Punkten kommen kann. Als nächster Gegner wartet am Freitag Senegal, zum Abschluss der Vorrunde kommt es zum Duell mit dem Gruppenfavoriten Niederlande. Kann sich Katar in diesen zwei Spielen nicht massiv steigern, wird es zum schlechtesten WM-Gastgeber der Geschichte.

Der bisher erfolgloseste Gastgeber

Südafrika war 2010 das bislang einzige Nationalteam, für das die WM im eigenen Land schon nach der Gruppenphase vorbei war. Die «Bafana Bafana» zog sich allerdings achtbar aus der Affäre, holte vier Punkte und verpasste das Weiterkommen in die Achtelfinals bloss wegen des schlechteren Torverhältnisses als Mexiko.

Das Turnier begann mit einem 1:1 gegen diesen Gegner. Südafrika war dabei in Führung gegangen, durch den Torschützen mit dem unvergesslich schönen Namen Siphiwe Tshabalala.

Schöner Name, schönes Tor, schöner Jubel.Video: YouTube/MaorMizrahi

Ein sensationeller 2:1-Sieg gegen Frankreich, vier Jahre zuvor noch im WM-Final, nützte nichts, weil zuvor schon die Mexikaner 2:0 gegen die Franzosen siegten. Zudem verlor Mexiko gegen Uruguay weniger hoch (0:1) als die Südafrikaner (0:3).

Die Gastgeber der letzten 50 Jahre

2018 Russland: Viertelfinal.
2014 Brasilien: Halbfinal.
2010 Südafrika: Gruppenphase.
2006 Deutschland: Halbfinal.
2002 Südkorea: Halbfinal, Japan: Achtelfinal.
1998 Frankreich: Weltmeister.
1994 USA: Achtelfinal.
1990 Italien: Halbfinal.
1986 Mexiko: Viertelfinal.
1982 Spanien: Zwischenrunde.
1978 Argentinien: Weltmeister.
1974 Deutschland: Weltmeister.

JAHRESRUECKBLICK 2014 - FUSSBALL WM 2014 - Brazil's captain David Luiz reacts while German player a goal during the FIFA World Cup 2014 semi final match between Brazil and Germany at the Estadio  ...
2014 kamen David Luiz und Co. in den Halbfinal, in dem Brasilien 1:7 gegen Deutschland unterging.Bild: EPA

Die erfolgreichsten Gastgeber

Weltmeister im eigenen Land zu werden – etwas viel schöneres kann ein Fussballer wohl nicht erreichen. In der WM-Geschichte gelang es sechs Ländern, als Gastgeber den Pokal in die Höhe stemmen zu können.

1930 bei der ersten WM überhaupt setzte sich Uruguay im eigenen Land durch. Im Final in Montevideo schlug «La Celeste» den Nachbarn Argentinien 4:2.

1934 gelang Italien das gleiche Kunststück: Der Titelgewinn bei einer Heim-WM. Bis heute ist er verbunden mit dem Vorwurf, der italienische Diktator Benito Mussolini habe persönlich dafür gesorgt.

1966 feierte England im Londoner Wembley-Stadion seinen bisher einzigen Titelgewinn. Geoff Hurst schoss in der Verlängerung gegen Deutschland an die Unterkante der Latte, von dort ging der Ball … ins Tor oder eben doch nicht? Das Wembley-Tor gehört zu den grossen Mythen der Fussballgeschichte. Mit der heutigen Technik wäre es wohl als aberkannter Treffer höchstens eine Fussnote geworden.

1974 holte Deutschland seinen zweiten WM-Titel. Im Final schlug die DFB-Elf die Niederlande, die mittels Penalty in Führung gegangen war, ehe der erste deutsche Spieler den Ball berührt hatte. Paul Breitner und Gerd Müller sorgten in München für die Wende.

1978 in Argentinien blieb der WM-Pokal gleich dort. Die «Gauchos» gewannen in einem Land, das während dieser Zeit eine Militärdiktatur war. In zahlreichen Ländern wurde ein Boykott thematisiert. Beim Turnier selber wurde beim 6:0-Sieg gegen Peru wohl dafür gesorgt, dass sich der Gegner nicht allzu sehr wehrte. So kam Argentinien auf Kosten Brasiliens in den Final.

1998 war ganz Frankreich im Freudentaumel. Zinédine Zidane und Co. fegten im Final Brasilien 3:0 vom Platz. Zuvor benötigten «Les Bleus» auch das nötige Glück: Im Achtelfinal setzten sie sich gegen Paraguay dank einem Golden Goal durch, im Viertelfinal gegen Italien im Penaltyschiessen.

FILE - In this Sunday, July 12, 1998 file photo, French teammates from left, Zinedine Zidane, Marcel Desailly and Laurent Blanc hold the soccer World Cup after France defeated Brazil 3-0 in the World  ...
Zidane, Desailly, Blanc und der WM-Pokal.Bild: AP
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
20.11.2022 19:32registriert Oktober 2020
Ich bin kein Fussballkenner - aber es hat im Vorfeld wohl niemand erwartet, dass Katar gewinnen wird?
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TanookiStormtrooper
20.11.2022 20:42registriert August 2015
Es ist eben auch ein Unterschied ob man für EIN Land oder SEIN Land spielt.
Ich hoffe Katar verliert alle Gruppenspiele zu Null und geht auch in den Statistiken peinlich unter. Diese WM muss als schlechteste aller Zeiten in die Geschichte eingehen, nur so lernt es die FIFA vielleicht.
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Präventionsparadox
20.11.2022 19:45registriert Januar 2021
Erfolgloser und (zumindest im westen) unbeliebter Gastgeber... Wer hätte das gedacht!? Nein! Doch! Oh..
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Für Gretzkys Abschied wird sogar die kanadische Nationalhymne umgetextet
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