«Hier wird Geschichte geschrieben. Das ist ein Transfer, der nicht nur unseren Verein zu noch grösserem Erfolg inspirieren wird, sondern auch unsere Liga, unsere Nation und künftige Generationen. Er wird Jungen und Mädchen dazu anspornen, die beste Version ihrer selbst zu sein.»
Mit diesen hochtrabenden Worten verkündete der saudische Fussballklub Al-Nassr am 30. Dezember die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo. Der 37-jährige fünffache Weltfussballer des Jahres hat beim aktuellen Tabellenzweiten der Saudi Professional League einen Zweieinhalbjahresvertrag unterschrieben. Es dürfte wohl das letzte Arbeitspapier gewesen sein, das «CR7» als aktiver Fussballer unterzeichnet hat – und das lässt sich der Portugiese fürstlich bezahlen. Allein für seine Signatur soll er übereinstimmenden Medienberichten zufolge 100 Millionen Euro kassiert haben.
Dass der Weltstar, der erst im November im Unfrieden mit dem englischen Rekordmeister Manchester United auseinandergegangen war, tatsächlich eines Tages in der Wüste Fussball spielen werde, wollten und konnten die wenigsten Beobachter und Fans glauben. Ronaldo eingeschlossen.
2015 sprach er in der britischen Talkshow «The Jonathan Ross Show» über sein Karriereende und traf dabei Aussagen, die ihm nun auf die Füsse fallen und für Hohn und Spott sorgen.
«Ich stelle mir vor, dass ich meine Karriere auf Topniveau beende. In Würde bei einem grossen Klub», erklärte Ronaldo vor laufenden Kameras, ehe er ergänzte: «Das bedeutet nicht, dass es nicht gut ist, in die USA, nach Katar oder Dubai zu gehen, aber ich sehe mich dort nicht.»
Saudi-Arabien ist natürlich weder die USA noch Katar oder Dubai, aber der Grundtenor von Ronaldos Aussage bezieht auch Al-Nassr ein: Er wollte seine Karriere als Stammspieler in einem Spitzenklub, in einer der Top-5-Ligen Europas, beenden. Das ist ihm nicht gelungen – besonders der Punkt mit der Würde.
Von Manchester United wurde Ronaldo nach einem vereinsschädigenden, vor Egozentrismus triefenden Interview vor die Tür gesetzt. Bei seiner letzten WM in Katar wurde er von Portugals Nationaltrainer Fernando Santos zum Bankspieler degradiert, nachdem er sich mit seinem kindischen Benehmen gegen Uruguay lächerlich gemacht hatte, als er stur ein Tor von Bruno Fernandes als sein eigenes proklamierte.
Nun also Saudi Professional statt Premier League, der 25'000 Zuschauer fassende Mrsool Park statt das 74'000 Fans Platz spendende Old Trafford, dafür aber ein Jahresgehalt von kolportierten 200 Millionen Euro. Trotz des immensen Geldregens ist dies sicherlich nicht das Karriereende, das sich Ronaldo 2015 ausgemalt hatte. Vielleicht trösten ihn die satten Lohntüten in der Wüste und die ein oder andere Trophäe darüber, dass er nie wieder den Henkelpott der europäischen Königsklasse in die Luft stemmen wird. Immerhin gibt es ja auch in Asien eine Champions League. Ronaldo, so viel ist trotz allem sicher, wird auch sie gewinnen wollen.