Es läuft gut bei Newcastle United, ja fast hervorragend. Der Klub steht auf dem fünften Platz der Premier League, nur zwei Punkte hinter den Champions-League-Plätzen, und das, obwohl Newcastle im Vergleich zu Tottenham noch zwei Spiele ausstehend hat. Auch dank Fabian Schär hat Newcastle die beste Defensive der Premier League. Nur 19 Gegentore kassierte das Team in 26 Partien, mit Schär waren es gar nur 15 in 24 Spielen.
An der Seitenlinie steht mit Eddie Howe ein viel gepriesener Trainer, der vielleicht nicht den attraktivsten, aber dafür erfolgreichen Fussball spielen lässt. Nur in der Offensive hapert es mit erst 39 Toren noch etwas. Da soll Alexander Isak, der im Sommer von Real Sociedad geholt wurde, Abhilfe schaffen. Der Schwede verpasste nach einer Oberschenkelverletzung mehrere Monate, zeigte mit sechs Toren in zehn Spielen aber bereits, was sich Howe und Newcastle vom 23-jährigen Stürmer versprechen.
Die «Magpies» sind also auf gutem Weg, in der nächsten Saison in der «Königsklasse» oder mindestens der Europa League zu spielen und damit die beste Endplatzierung seit Platz 3 in der Saison 2002/03 einzufahren. Dabei hat der Klub, der sich in der Winterpause der letzten Saison noch auf einem Abstiegsplatz befunden hatte, noch gar nicht so viel Geld ausgegeben, wie viele nach der Übernahme durch die saudischen Investoren befürchtet hatten. Dennoch könnte der NUFC am heutigen Sonntag mit einem Sieg gegen Manchester United (17.30 Uhr) zum Drittplatzierten aufschliessen.
Doch trotz aller erfreulichen Ergebnisse läuft in Nordengland nicht alles rund. Und dafür ist der Klub selbst verantwortlich – oder besser gesagt, dessen Mehrheitseigner. Newcastle United ging im Oktober 2021 in den Besitz des saudischen Public Investment Funds über. Dem PIF gehört neben Newcastle unter anderem auch die LIV-Golf-Serie, die in Konkurrenz zur etablierten PGA Tour steht. Weil die PGA-Tour jene Spieler, die bei Events des saudischen Konkurrenten antraten, ausgeschlossen hat, verklagt die LIV-Golf-Serie diese in den USA, weil diese ihre Monopolstellung ausnutzen würden, um potenzielle Konkurrenz zu zerstören.
Nun wurde auch der Vorsitzende von Newcastle Yasir Al-Rumayyan, der gleichzeitig auch den PIF verwaltet, vom Gericht vorgeladen. Der Fall selbst hat mit Newcastle eigentlich nichts zu tun, wäre da nicht ein kleines Detail. Anwälte, welche die LIV-Golf-Serie vertreten, haben vor dem US-Gericht erklärt, dass Al-Rumayyan international Immunität geniesse, weil er «amtierender Minister in der Regierung» sei, wie der «Guardian» berichtete. Diese Äusserung sorgte in England für Aufregung.
Denn gemäss Statuten der Premier League darf kein Klub von einem Staat kontrolliert werden. Und wer in der saudischen Regierung sitzt, vertritt Saudi-Arabien. Bereits bei der Übernahme sorgten die offensichtlichen Verbindungen zwischen dem PIF und der saudischen Regierung für Fragezeichen, doch nach eingängiger Prüfung entschied die Liga, den Verkauf an die neuen Besitzer zuzulassen. Obwohl Al-Rumayyan von Kronprinz Mohamed bin Salman als Chef des Public Investment Fund engagiert wurde und der 53-Jährige als enger Vertrauter von MBS gilt.
Die ambitionierten Ziele von bin Salman für Saudi-Arabien sind zudem eng mit dem PIF, der Vermögen in Höhe von 600 Milliarden Dollar kontrolliert, verflochten. Auch mithilfe von diesem sollen nämlich einige Projekte der Regierung finanziert werden. Deshalb mussten sowohl der künftige Mehrheitseigner des Klubs als auch die saudische Regierung der englischen Liga vertraglich zusichern, dass der PIF komplett unabhängig ist und nicht vom Staat kontrolliert wird. Aber wenn der Vorsitzende von Newcastle gleichzeitig in der Regierung sitzt, scheint eine vollständige Unabhängigkeit kaum möglich. Fällt die Aussage aus dem Gerichtsfall in den USA Al-Rumayyan und dem PIF nun auf die Füsse?
Angesprochen auf die Vorkommnisse, sagte der Liga-Vorsitzende Richard Masters nur: «Ich kann das nicht kommentieren. Wir können nicht einmal etwas dazu sagen, ob wir den Fall untersuchen.» Im November 2021, kurz nach der Übernahme des Klubs durch den Investmentfonds, erklärte Masters gegenüber «BBC» noch, dass die Liga dem PIF den Klub wieder entziehen könne, falls es Beweise geben würde, dass die saudische Regierung involviert sei. Dies geschah beim früheren Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, den die Liga nach den Sanktionen gegen Russland als ungeeignet, einen Klub zu führen, erklärte. Ob die Liga auch bei Newcastle eingreifen wird, ist zurzeit nicht zu sagen.
Das stinkende Geld regiert.