Die letzten Spiele der Vorrunde werden jeweils parallel gespielt. Dies soll taktische Absprachen zwischen Teams vermeiden. In der Gruppe E kommt es nun aber trotz dieser Massnahme zur kuriosen Situation, dass Rumänien und die Slowakei beide sehr gut mit einem Remis leben könnten.
Bei den Veranstaltern werden angesichts dieser Tatsache Erinnerungen an das Jahr 1982 wach und es steht die Frage im Raum: Erwartet uns die Neuauflage der «Schande von Gijon», also gewissermassen eine «Schande von Frankfurt»?
Die «Schande von Gijon» ereignete sich an der WM 1982 in der gleichnamigen nordspanischen Stadt. Damals sicherte ein 1:0-Sieg der Deutschen sowohl Deutschland als auch Österreich den Vorstoss in die nächste Runde. Die beiden Teams schlossen einen «Nichtangriffspakt» und siehe da, das Spiel endete 1:0 für Deutschland. Weinender Dritter war Algerien, das aufgrund dieses Resultats ausschied.
Ähnlich präsentiert sich an der Europameisterschaft in Deutschland nun die Ausgangslage in der Gruppe E. Alle vier Teams haben momentan drei Punkte auf dem Konto – zu dieser Konstellation kam es an einer Endrunde zuvor noch nie. Weil durch den 2016 eingeführten Modus auch die vier besten Gruppendritten weiterkommen, wissen die Slowakei und Rumänien schon jetzt, welches Resultat sie brauchen, um das Achtelfinale zu erreichen.
Aufgrund des Torverhältnisses liegt Rumänien momentan auf dem ersten Gruppenplatz, Slowakei belegt hinter Belgien Rang drei. Bei einem Unentschieden würden beide Teams sicher die Gruppenphase überstehen, unabhängig vom Ergebnis im anderen Spiel zwischen Belgien und der Ukraine.
Denn: Wenn die Slowakei gegen Rumänien unentschieden spielt, muss die Ukraine gegen Belgien zwingend gewinnen, um doch noch den Sprung in den Achtelfinal zu schaffen. Tut sie dies, ist Belgien ausgeschieden, falls das Remis im anderen Spiel eintrifft. Auch hier könnte es zu einer Premiere kommen: Holt die Ukraine gegen Belgien einen Punkt und spielt die Slowakei gegen Rumänien unentschieden, wäre die Ukraine die erste Mannschaft, die beim neuen Modus mit vier Punkten auf dem Konto nicht das Achtelfinale erreicht.
Man kann es drehen und wenden, wie man will, holt die Slowakei gegen Rumänien einen Punkt, hat die Ukraine das Nachsehen, wenn sie gegen Belgien weniger als drei Punkte holt. Und so bleibt zu hoffen, dass Rumänien und die Slowakei im letzten Vorrundenspiel in Frankfurt mehr Sportsgeist an den Tag legen als Deutschland und Österreich vor 42 Jahren in Gijon. (kat)
Und die Ukraine kann immer noch weiterkommen indem sie einfach ihre Partie gegen Belgien gewinnen.