Wenn Cristiano Ronaldo in der Heimat antritt, ist die Euphorie gross. Auch deshalb wird in Lissabon die zweite Partie in der Nations League ausverkauft sein. Die Schweiz trifft am Sonntagabend (20.45 Uhr) auf Portugal, die Nummer 8 der FIFA-Weltrangliste.
Die Mannschaft von Trainer Murat Yakin ist nach dem schwachen Auftritt beim 1:2 in Prag bereits ein bisschen in Rücklage in ihrer Gruppe der Nations League. Der letzte Herbst, der so golden war mit der direkten Qualifikation für die WM in Katar, ist gerade jetzt weit weg. Es bleibt das vordergründige Ziel, nicht aus der Topliga abzusteigen.
Im Jahr 2022 gab es seit dem ersten Zusammenzug Diskussionen um Granit Xhaka. Und jetzt wieder nach dem Spiel gegen Tschechien um seine Rolle im Mittelfeld. Der Schweizer Captain sieht sich von der Position her lieber auf der Sechs und betonte dies im Nachgang des 1:2, als er im 4-4-2 weiter vorne als gewohnt agierte. Im Bauch des Sporting-Stadions sagte Murat Yakin zu dieser Polemik:
Auf Nachfrage fügte Yakin an, er müsse die Berichte nach einem Spiel jeweils nicht lesen. Xhaka habe ihm in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass er das so nie gesagt hätte. Zudem habe im Nachgang die Videoanalyse ja ergeben, dass Granit gar nicht so weit vorne gespielt habe.
Im Jahr 2022 gab es auch Diskussionen, weil die Resultate nicht mehr gut sind. Aus drei Begegnungen resultierten ein Unentschieden im Test gegen Kosovo und zwei Niederlagen (Test gegen England, Tschechien).
Yakin erkennt, dass es im vergangenen Jahr gewiss mehr Spannung gab im Team als in den Freundschaftsspielen im März und jetzt zum Ende der Saison. Der Trainer sagt: «Defensiv gegen die Tschechen machten wir einige Fehler. Ich möchte das nicht zu kritisch sehen, offensiv haben wir gute Chancen kreiert und weiter Fussball gespielt trotz der beiden unnötigen Gegentreffer.»
Und natürlich war die Rassismus-Debatte in Lissabon noch einmal Thema, auch weil Djibril Sow, einer der Verunglimpften im «Blick»-Onlinekommentar eines Fans, neben Yakin an der Pressekonferenz teilnahm. Der Frankfurt-Profi sagte: «Granit hat emotionaler reagiert als ich, dennoch ist es gut, dass er den Post gemacht hat. Das kommt von einem kleinen Fanteil. Ob man Schweizer ist, definiert sich nicht über den Namen, sondern wie man aufgewachsen ist, von der Kultur her.»
Yakin strebt grundsätzlich eine Spielweise an, die vertikaler sein soll, moderner. Mit dem Ziel, so schnell wie möglich vor das gegnerische Tor zu kommen. Gegen die Portugiesen dürfte diese Taktik noch vermehrt angewendet werden, weil dieser Widersacher mehrheitlich begnadete Fussballer in seinen Reihen weiss. Yakin sagte: «Wer Favorit ist, ist klar. Wir wollen unbekümmert ins Spiel gehen und uns weiterentwickeln.»
Die Aufstellung, wie das am Sonntag dann aussehen soll, liess sich Yakin selbstredend nicht entlocken. Manuel Akanji ist erst nächste Woche einsatzbereit, und Nico Elvedi wie Jordan Lotomba fehlen wohl ebenfalls, weil sie angeschlagen sind. Einzig auf der Goalieposition wird Yann Sommer nicht spielen, soviel liess sich Yakin entlocken. Und damit dürfte wohl eher Gregor Kobel als Jonas Omlin gegen die Lusitaner zum Handkuss kommen.
Zum Schluss sagte Sow: «Es macht Spass, gegen Spieler wie Ronaldo zu spielen. Und Siege sind noch süsser gegen solche Akteure, wie damals mit YB.» Die Berner besiegten am 12. Dezember 2018 in der Champions League Juventus, bei den Italienern war damals Ronaldo engagiert. Das ist aber weit weg, lange her. Nahe ist das Spiel gegen Portugal, den Europameister 2016.