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Interview: So geht es Ex-Basel Goalie Vaclik in Sevilla

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Ex-Super-League- Spieler gegen Ex-Super-League-Spieler – Vaclik nimmt Lulic in die Zange.Bild: EPA/EFE
Interview

«Die ersten Wochen waren schlimm» – so geht es Ex-FCB-Goalie Vaclik in Spanien

Seit Sommer spielt der ehemalige Basel-Goalie Tomas Vaclik für Sevilla – ein Besuch in seiner neuen Heimat.
08.03.2019, 15:54
Céline Feller, Sevilla / ch media
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Tomas Vaclik empfängt uns auf dem Trainingsgelände des FC Sevilla. Es liegt etwas ausserhalb der Stadt. Mit seiner Frau und seiner Tochter wohnt er nicht unweit davon. Er hat ein Haus bezogen mit einem Pool, wie es hier alle haben, die es sich leisten können. Im Sommer wird es regelmässig 45 Grad. Aber auch jetzt klettert das Thermometer in der Sonne bereits auf 31 Grad.

Vaclik auf dem Trainingsgelände des FC Sevilla.
Vaclik auf dem Trainingsgelände des FC Sevilla.bild: céline Feller

Es ist eine andere Welt. Aber nicht nur deshalb. Sondern auch sportlich. So dauert es nur wenige Minuten im Gespräch, bis Tomas Vaclik erstmals sagt: «Der Schritt hierhin war riesig. Das habe ich von der ersten Sekunde an gemerkt.»

Inwiefern?
Tomas Vaclik: Als ich die Jungs das erste Mal gesehen habe, konnte ich es kaum glauben. Du siehst ausschliesslich hohe Qualität. Ich habe mir vorher nie vorstellen können, dass das Niveau so viel höher ist, der Schritt so gross sein würde. Ich meine, wir haben mit Basel in der Champions und der Europa League jeweils einen guten Job gemacht. Aber das hier ist unglaublich. Daher waren die ersten zwei Wochen verrückt. Und schlimm.

«In den ersten zwei Wochen fühlte ich mich wirklich nicht gut. Es war hart.»

Schlimm? Weshalb?
Ich dachte mir ganz ehrlich die ganze Zeit in den Trainings, dass ich dafür doch nicht gut genug bin. Dazu kam, dass ich im Hotel war, meine Familie war nicht da. Ich war einen Monat getrennt von ihnen, so lange wie noch nie. Dazu kamen 40 neue Leute um mich, neue Trainer, neue Trainings und dann noch eine neue Sprache. Ich fühlte mich wirklich nicht gut. Es war hart.

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Vaclik in der neuen Welt im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán.Bild: EPA/EFE

Wie lange dauerte diese Phase an?
Glücklicherweise nur zwei Wochen. Danach begannen die Testspiele. Von da an fühlte ich mich gut. Ich hatte wieder das Leben, das ich kannte, konnte meinen Job machen und kam in den Rhythmus. Ich war wieder klar im Kopf. Die Situation wurde besser. Ich wurde besser und besser. Wir qualifizierten uns dann für die Europa League und kletterten in der Liga an die Tabellenspitze.

Und Sie feierten ein starkes Debüt im Supercup gegen Barcelona und Lionel Messi.
Das war wirklich ein guter Einstand. Ich konnte gleich zeigen, was ich kann, rettete diverse Male. Auch bei einer Grosschance von ihm.

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Vaclik mit vollem Einsatz gegen Messi.Bild: EPA/EFE

Gegen ihn erlebten Sie bislang aber auch ihr schlechtestes Spiel, Ende Februar. Sevilla führte 2:1, Sie machten einen Fehler, Messi traf drei Mal und Sevilla verlor 2:4.
Das war bislang mein Tiefpunkt hier. 75 Minuten zeigte ich ein super Spiel – und dann das. Gegen ein anderes Team wäre es nicht so gravierend gewesen. Aber Messi ist ein Genie. Der bestraft so etwas. Er hat in den beiden Ligaspielen vier Tore gegen mich erzielt und zwei Assist gegeben. Er macht einen riesigen Unterschied. Im Hinspiel waren wir Tabellenführer und gastierten im Camp Nou. Nach zwölf Minuten stand es 2:0 für sie, er hatte ein Tor und einen Assist verbucht. Wenig später brach er sich den Arm, ging raus, und von da an hatte ich das Gefühl, als wäre das Spiel plötzlich ausgeglichen. Der Typ ist einfach nicht von hier.

Die Highlights der Messi-Show gegen Sevilla.Video: YouTube/Goal Deutschland

Und folglich in Ihren Augen besser als Cristiano Ronaldo. Gegen ihn spielten Sie in der Champions League mit Basel.
Cristiano ist für mich ein Topskorer, der von überall treffen kann. Aber Messi macht Dribblings, gibt Schlüsselpässe, lässt vier, fünf Mann stehen. Er kann alles. Daher ist er für mich der Beste.

Das Spiel gegen Barcelona war Ihr Tiefpunkt. Aber dem Team läuft es seit Jahresbeginn nicht mehr gut. Wieso?
Ich weiss es nicht. Wir haben so gut begonnen, aber jetzt leiden wir nur noch. Vor allem in Auswärtsspielen. Anfangs kamen wir immer mit mindestens einem Punkt heim. Jetzt verlieren wir fast nur noch. Auch zu Hause haben wir auf einmal Probleme. Im neuen Jahr konnten wir nur zweimal gewinnen. Alles hat sich gedreht. Machten wir zu Saisonbeginn jeweils mit der ersten Chance ein Tor und ich vereitelte die erste Chance immer, machen wir jetzt keine Tore mehr und die gegnerischen Chancen landen immer im Tor …

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Bei Sevilla ist mittlerweile der Wurm drin.Bild: EPA/EFE

Was dazu führt, dass Sevilla in der Tabelle abgerutscht und der Vorsprung auf die Teams gleich dahinter enorm geschmolzen ist.
Und genau das ist das grösste Problem. Dass wir über einen langen Zeitraum oder gar die ganze Saison zuvorderst bleiben würden, hat niemand erwarten können und dürfen. Aber ja, die Teams hinter uns kommen immer näher. Und für uns ist es enorm wichtig, dass wir es auf einen Champions-League-Platz schaffen. Für uns kommt jetzt eine wichtige Phase mit fünf Spielen gegen Teams direkt hinter uns. Dort können wir diesen so wichtigen Abstand wieder ausbauen. Für mich zeigt diese Nähe der Teams gleich hinter der Spitze, wie kompetitiv und stark diese Liga ist.

Ist es die beste Liga der Welt?
Man sagt immer, die Premier League sei die beste Liga, weil die Budgets, die Löhne und die Ablösen immens sind. Aber hier in Spanien habe ich das Gefühl, dass jedes Team guten Fussball spielen kann und will. In jedem Mittelfeld hat es Spieler, die speziell sind und den entscheidenden Pass spielen oder ein Match alleine entscheiden können.

Daran haben Sie sich aber schnell adaptiert. Was mussten Sie ändern?
Ich hoffe, dass das so ist (lacht). Ändern musste ich aber gar nicht so viel. Dass ich alle drei Tage Leistung zeigen kann, habe ich bereits in Basel bewiesen. Es ist viel mehr der höhere Druck, an den man sich gewöhnen muss. Ich habe 40 gute Spiele gemacht. Jetzt mache ich einen Fehler und plötzlich prasselt enorm viel Kritik auf mich ein. Fussball bedeutet hier enorm viel.

Wie gehen Sie damit um?
Ich habe nur die Reaktionen auf Twitter und Instagram gesehen. Aber ich besinne mich dann einfach darauf, was ich die ersten sechs Monate hier geleistet habe und arbeite hart weiter.

Vielleicht ist es auch gut, dass Ihr Spanisch noch nicht perfekt ist. So verstehen Sie noch nicht alles.
(lacht) Das kann man so sagen! Aber ich bin daran, es zu lernen, mittels Online-Kurs und einem Sprachlehrer. Das ist hier zwingend. Es wird nur Spanisch gesprochen. In der Schweiz hatte ich das Hintertürchen Englisch. Ich konnte in eine Tankstelle gehen und Englisch sprechen. Hier ist das nicht so, auch in den Läden nicht. Du musst es können.

Auch auf dem Platz?
Ja. Der Staff kann Englisch, aber sie bevorzugen Spanisch. Auch der Trainer. Bislang hat er kein einziges Mal Englisch mit mir gesprochen

Sie sind seit mehr als einem halbem Jahr hier. Was war Ihr Höhepunkt?
Das war mit Sicherheit der Award für den besten Spieler des Monats November. Den kann mir keiner mehr nehmen. Der steht Zuhause im Schlafzimmer. Ich habe so etwas noch nie gewonnen, weder in der Schweiz noch in Tschechien. Und jetzt gewinne ich ihn hier, in einer Liga mit Lionel Messi, Luis Suárez oder Antoine Griezmann. Das ist eine Riesensache.

Haben Sie erwartet, dass es Ihnen so gut laufen würde?
Keinesfalls. Hätte mir jemand im FCB-Trainingslager am Tegernsee gesagt, dass ich in vier Monaten als bester Spieler von La Liga ausgezeichnet werde, hätte ich das sicher nicht geglaubt!

«Ich wurde noch nie Spieler des Monats. Und jetzt werde ich es in einer Liga mit Messi und Suárez.»

Wussten Sie bei Ihrem Transfer schon, dass Sie die Nummer 1 sein würden?
Mit Sergio Rico und David Soria waren zwei weitere potenzielle Stammkeeper im Kader. Man hatte mir gesagt, dass die zwei gehen würden, wenn ich käme. Sicher ist man sich natürlich nie. Sergio Rico und ich haben und in den ersten Spielen jeweils die Minuten aufteilen müssen. Nach und nach wurde ich aber zur Nummer 1.

Zu einer starken Nummer 1. Es klingt, als fühlen Sie sich rundum wohl. Auch neben dem Platz.
Ich mag es wirklich sehr hier, ja. Die Stadt ist sehr, sehr schön. Es hat viele Monumente, vieles, das sich für Sightseeing anbietet. Beispielsweise die Kathedrale, in der Kolumbus begraben ist. Oder der Alcázar, wo die TV-Serie «Game of Thrones» gedreht wurde. Oder die Orte, welche ich aus dem Dan-Brown-Buch «Origin» kenne. Dieses las ich, als die Gerüchte um meinen Wechsel aufkamen. Und jetzt kann ich die Orte visualisieren. Es ist wirklich toll hier. Das Wetter und die Bedingungen sind perfekt. Und die Plaza de España ist einer der schönsten Plätze, die ich jemals gesehen habe.

Ihrer Familie gefällt es auch?
Sehr, ja. Meine Frau mag dieses Wetter und die Stadt und auch meine Tochter Nicole ist glücklich. Sie ist in einer tollen Schule und spricht schon gut Spanisch. Da es aber schon ihre vierte Sprache ist, hat sie manchmal noch ein ziemliches Durcheinander im Kopf mit Englisch, Tschechisch und Spanisch.

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Wie geht es ihr eigentlich? Hat sie sich vom Sturz aus dem zweiten Stock erholt?
Ja, sie ist wieder komplett gesund. Es war ein harter Tag und ein Wunder, aber es ist alles wieder gut.

Spätestens seit diesem Tag und Ihrer gleichentags starken Leistung beim 3:0 über Real Madrid kennt Sie jeder hier. Können Sie problemlos in die Stadt gehen?
Normalerweise ja. Aber es gab einen Moment, wo ich mir eine Kappe und eine Sonnenbrille aufsetzen musste. Es war kurz vor Weihnachten, ich habe mit meinem Bruder eine Stadiontour gemacht und wollte im Shopping-Center nebenan etwas mit ihm essen gehen. Da haben mich viele Leute entdeckt. Meine hellere Hautfarbe und meine blonden Haare haben es ihnen aber auch leicht gemacht (lacht).

Sie werden bald 30 und spielen bei einem Spitzenklub. Haben Sie alles erreicht, was Sie sportlich wollten?
Jetzt kommt der zweite Teil meiner Karriere. Es geht alles sehr schnell. Ich hatte immer dieses Verlangen, zu zeigen, dass ich in einer grossen Liga spielen kann. Das habe ich geschafft. Aber ich will mich vorwärts pushen bis zu den grossen Namen, die hier auf meiner Position spielen. Ich will auf deren Level kommen. Sie gehören zu den Weltbesten. Ich möchte mit ihnen verglichen werden. Das ist es, was ich noch erreichen will.

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5 Kommentare
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*sharky*
08.03.2019 16:38registriert Oktober 2014
Vaclik im November und jetzt Schär mit einem Award... 🏆
gelernt ist halt gelernt... ❤️💙

Ansonsten hat er mit seinen Aussagen absolut recht und schon Rakitić fühlte sich in Sevilla sehr wohl, schön!

Ter Stegen, halte ich für den seit längerem konstantesten und weltbesten Keeper, ihn als Vorbild zu nehmen ist, denke ich eine gute Sache. Das Eine oder Andere noch zu lernen wird im gut tun und er ist definitiv nicht lernresistent... viel Erfolg!
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