Sport
Israel

Frankreichs Innenminister: Karim Benzema hat Kontakt zu Muslimbrüdern

Al Ittihad's Karim Benzema greets fans during his team match against Al Raed in the Saudi Professional League, in Buraidah, Saudi Arabia, Monday, Aug. 14, 2023. (AP Photo)
Karim Benzema hat sich nicht von den Anschlägen der Hamas auf Zivilisten distanziert – er macht im Gegenteil Israel Vorwürfe. Bild: keystone

Frankreichs Innenminister: «Benzema hat Kontakt zu Terrororganisation»

Nach einem Tweet von Karim Benzema zum Nahost-Konflikt äusserte sich der französische Innenminister zur Sache und macht dem Fussballer schwere Vorwürfe. Benzema reagiert daraufhin über seinen Anwalt.
19.10.2023, 02:2619.10.2023, 12:21
Mehr «Sport»

Es ist ein Hin und Her an Vorwürfen, ausgetragen in der Öffentlichkeit und vor allem in Frankreich viel diskutiert. Der Streit zwischen Karim Benzema und einigen französischen Staatsangestellten hat seinen Ursprung am vergangenen Sonntag, als der Fussballer mit einem Tweet auf den Krieg zwischen der Hamas und Israel reagiert.

Benzemas Tweet

«Wir beten für die Menschen in Gaza, die wieder einmal Opfer dieser ungerechten Bombardierungen geworden sind, die weder Frauen noch Kinder verschonen», schreibt Benzema auf X. Damit verzichtete er darauf, die Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten zu verurteilen und prangert stattdessen Israel an. Der Post brachte dem 35-Jährigen sowohl Applaus als auch grosse Kritik ein.

Vorwürfe des Innenministers

Die ganz grosse Kritik kam nun am Dienstagabend, als Frankreichs Innenminister, Gérald Darmanin, in einer Fernsehsendung auf dem Sender «CNews» Benzema bezichtigte, Kontakt zu einer Terrororganisation zu haben. Konkret sagte Darmanin:

«Herr Benzema hat, wie wir alle wissen, eine notorische Verbindung zu den Muslimbrüdern. Wir greifen eine Hydra an, die die Muslimbrüder sind, weil sie zu einer dschihadistischen Atmosphäre beitragen.»
Die Muslimbrüder
Die Muslimbruderschaft ist eine der einflussreichsten sunnitisch-islamistischen Bewegungen im Nahen Osten. Aufgrund ihrer radikal-islamistischen Haltung wird die Muslimbruderschaft in einigen Ländern, wie zum Beispiel der USA oder auch in Frankreich, als Terrororganisation eingestuft. Andere Länder, darunter auch muslimische wie Saudi-Arabien oder ihr Gründungsland Ägypten, gehen noch weiter und verbieten die Bewegung.
epa10925364 French Interior Minister Gerald Darmanin leaves the Elysee Palace after the weekly cabinet meeting in Paris, France, 18 October 2023. EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON
Der französische Innenminister Gérald Darmanin. Bild: keystone

Auf Nachfrage des «Le Parisien» erklärte das Büro des Innenministers später: «Wir stellen seit mehreren Jahren ein langsames Abgleiten der Stellungnahmen von Karim Benzema in Richtung eines harten, rigoristischen Islam fest.» Dieser sei typisch für die Ideologie der Muslimbrüder, die darin bestehe, die islamischen Normen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zu verbreiten, insbesondere im Sport.

Neben dem französischen Innenminister äusserten sich auch weitere Politikerinnen und Politiker zur Causa. Valérie Boyer, konservative Senatorin der Region Bouches-du-Rhône, forderte für Benzema dabei sogar Konsequenzen, sollten sich die Kontakte zur Muslimbruderschaft bewahrheiten.

«Wenn Karim Benzema mit der Muslimbruderschaft in Verbindung steht, müssen wir ihm mindestens den Ballon D'Or aberkennen (eine symbolische Strafe), aber auch und vor allem seine französische Staatsbürgerschaft.» Mit denen zu paktieren, «die uns den Krieg erklären», so Boyer, käme einem Verrat an seinem Land gleich.

Benzema reagiert

Am Mittwochabend erschien nun in der Zeitung «Le Parisien» eine Erklärung Benzemas, in der er eine Beziehung zur Muslimbruderschaft abstreitet. Über seinen Anwalt lässt er verlauten: «Dies ist nicht wahr! Karim Benzema hat nie eine Beziehung zu dieser Organisation gehabt.» Zu Benzemas Post zitiert «Le Parisien» den Anwalt so: «Es ist, wie ich glauben möchte, das natürliche Mitgefühl angesichts dessen, was viele heute als Kriegsverbrechen bezeichnen, die in Gaza begangen werden. Aber es ändert nichts an dem Schrecken der Terrorakte vom 7. Oktober, der nicht diskutiert werden kann.»

Doch dabei bleibt es nicht, denn Benzema geht gleichzeitig in einen Gegenangriff über: Er habe sich übrigens dafür entschieden, in Arabien zu leben, «das die genannte Terrororganisation zu einer solchen erklärt hat, was Frankreich nie getan hat», lässt sich der Anwalt zitieren.

«Die nicht vorhandene Verbindung zur Muslimbruderschaft, die er immerhin als notorisch bezeichnet, wird offensichtlich als abwertend dargestellt.»

Darüber hinaus lässt Benzema ausrichten, dass man darüber nachdenke, rechtlich gegen den Minister vorzugehen, «beispielsweise in Anwendung des Gesetzes über Informationsmanipulation, das unserer Regierung am Herzen liegt ... und wegen Verleumdung oder gar öffentlicher Beleidigung, weil diese nicht vorhandene Verbindung zur Muslimbruderschaft, die er immerhin als notorisch bezeichnet, offensichtlich als abwertend dargestellt wird.» Es könne nicht sein, dass Menschen in Regierungen glauben, «aus reinem Opportunismus zu allem berechtigt zu sein.»

Neben seiner potenziellen Klage gegen Gérald Darmanin plant Karim Benzema gemäss seinem Anwalt auch eine Klage wegen Verleumdung gegen die Europaabgeordnete Nadine Morano und den Autor Frank Tapiro. Beide haben sich ähnlich wie Darmanin zu Benzemas Haltung geäussert.

Karim Benzema ist bekennender Muslim. Seine Familie hat Wurzeln in Algerien, Benzema selbst ist in Frankreich aufgewachsen. Gemäss eigenen Aussagen hat er zum Klub Al-Ittihad auch deshalb gewechselt, weil er schon immer in einem muslimischen Land wie Saudi-Arabien leben wollte. (lak)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Ex-Navy-Seal und Kampfsportexperte: Das ist Messis neuer Bodyguard
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Reiszeit
19.10.2023 04:54registriert November 2021
Benzema scheint da nicht ganz objektiv zu sein und sollte sich vielleicht mit politischen Äusserungen zurückhalten. Die Menschenrechtsverletzungen des saudischen Staates kommentiert er ja auch nicht, das Geld nimmt er aber gerne.
21817
Melden
Zum Kommentar
avatar
El_Chorche
19.10.2023 08:20registriert März 2021
Tut nicht so überrascht, er hat den Vertrag mit den Terroristen immerhin vor laufender Kamera unterschrieben.
11519
Melden
Zum Kommentar
avatar
herrelsener
19.10.2023 08:25registriert Juli 2023
Viele wissen es nicht: Der Islam ist eine Abspaltungen des Christentums und das Christentum, eine Abspaltung des Judentums. Alle beziehen sich auf denselben Ursprung, auf den selben "imaginären Mann im Himmel", der Gutes belohnt und Böses bestraft. Am Schluss wird abgerechnet: Bonus/Malus = Himmel/ Hölle. Auf dem Weg dahin wird viel interpretiert und unterschiedlich umgesetzt. Man sollte das nicht so ernst nehmen. Die Kernbotschaft ist doch simpel: "Sei lieb, sei nicht bös." Sollte doch reichen, nicht?
10121
Melden
Zum Kommentar
38
Der FIFA-Kongress hat geklatscht: Fussball-WM 2030 in 6 Ländern, 2034 in Saudi-Arabien
Wie erwartet erhalten Spanien, Portugal und Marokko den Zuschlag für die Fussball-WM 2030, wobei wenige Spiele auch in Südamerika ausgetragen werden, sowie Saudi-Arabien für das Turnier 2034. Niemand stellt sich FIFA-Präsident Gianni Infantino in den Weg.

Fast entschuldigend wirkte die Erklärung des Schweizerischen Fussballverbandes, der am Dienstag in einer Mitteilung formulierte, warum er den WM-Vergaben zustimmen werde. Man wolle den eingeschlagenen Weg «Dialog anstatt Boykott» weitergehen, «mit dem Ziel, die Situation vor Ort mit unserem bescheidenen Einfluss als Fussballverband zu verbessern versuchen».

Zur Story