Nun wird es so richtig eng für den FC Basel. Sein Vorsprung auf St.Gallen ist bis auf zwei Punkte zusammengeschmolzen. Und damit allmählich der zweite Platz in Gefahr, der zur Teilnahme an den Qualifikationsspielen zur Champions League berechtigt. Auch wenn dieser Fall – St.Gallen vor dem FCB – kaum eintreffen wird, ist seit gestern klar: Der FC Basel wird erstmals seit 2009 nicht Schweizer Meister, die Young Boys nach 32-jähriger Durststrecke dagegen schon.
Nach einer schwachen Vorstellung des FCB und einer 0:1-Niederlage in Luzern beträgt der Rückstand auf die Berner nun 17 Punkte. Selbst wenn Rotblau seine Nachholspiele in Lausanne und gegen den FC Zürich gewinnen sollte, hinkte es noch immer elf Zähler hinter dem Leader her.
Nein, das Titelrennen ist entschieden. Es ist angesichts der Leistungsstärke von YB unvorstellbar, dass es in seinen elf noch ausstehenden Spielen so sehr patzt, dass die Basler zum neunten Mal in Folge Meister werden könnten. Wer einwendet, der Begriff «veryoungboysen» sei einst nicht ohne Grund kreiert worden, übersieht, dass in Bern eine Mannschaft am Werk ist wie seit ewig nicht mehr. Eine, die auch mal nur mässig spielen kann, um dennoch wie gegen GC zu einem ungefährdeten 3:1-Sieg zu kommen. Die in der Liga nun schon sieben Mal hintereinander gewonnen und dem FCB im Cup den Meister gezeigt hat.
Nein, das wird für den FC Basel nichts mehr mit der Titelverteidigung. Vier Tage nach dem Überraschungssieg in der Champions League gegen Manchester City hat die Mannschaft wieder ihr eingefallenes, blasses Super-League-Gesicht des Jahres 2018 gezeigt. Wer in drei von vier Spielen kein Tor schiesst und nur drei Punkte holt, kann nicht Erster werden, wenn der Konkurrent so konstant spielt, wie YB es tut.
Ist es überhaupt schon einmal vorgekommen, dass zu einem vergleichbaren Zeitpunkt ein solcher Vorsprung noch verspielt worden ist? Ja! Es ist zwar nur ein Beispiel aus der Challenge League, aber weil damals, im Frühling 2011, nur noch sieben Runden ausstehend waren, ist es noch verrückter, als es ein Scheitern von YB wäre. 14 Punkte lag Lugano vor Lausanne und Servette. Am Ende hatten die Waadtländer drei Punkte mehr als die Tessiner und stiegen auf, die Genfer waren punktgleich und kamen wegen der besseren Tordifferenz in die Barrage. Es handelt sich dabei um eine der verrücktesten Aufholjagden überhaupt in der Fussballgeschichte.
Aber eben: YB ist nicht Lugano. «Wenn wir so weiterspielen, werden wir Meister», ist sich Djibril Sow sicher. Der 21-jährige Aufbauer ist im Sommer von Borussia Mönchengladbach in die Schweiz zurückgekehrt und hat sich bei YB prächtig entwickelt. Er schoss mit einem herrlichen Volley aus der Distanz zum 3:1 sein erstes Super-League-Tor. «Wenn es sich einer verdient hat, dann er», sagte sein Trainer Adi Hütter. 25'000 Zuschauer feierten im Stade de Suisse nicht nur den 18. Sieg im 25. Spiel, sondern auch den 120.Geburtstag des BSC Young Boys, der ein Nostalgielogo auf dem Trikot trug. «Natürlich hat der Luzerner Sieg über Basel ganz gut in diesen Rahmen gepasst», sagte Hütter.
Beim FCB dagegen war die Gemütslage im Keller. Zumal er in der Nachspielzeit auch noch Marek Suchy mit gelbrot verloren hatte. «Es wäre nicht jugendfrei, wenn ich jetzt sagen würde, was ich denke», sagte Verteidiger Fabian Frei. «Ein Gegentor kann immer passieren, aber vorne müssen wir mehr Tore machen. Da haben wir andere Ansprüche.» Trainer Raphael Wicky sagte: «Wir hatten zu wenige Torchancen, waren zu kompliziert und zu wenig konsequent.»
Und, war’s das mit dem Titel, Raphael Wicky? «In unserer Situation müssen wir nicht von der Meisterschaft reden. Wir schauen nur von Spiel zu Spiel.» Das nächste steht schon am Mittwoch in Lausanne an.