Eine Frage, die ich mir immer wieder stelle: Wie kann eine solch grosse und stolze Disziplin wie die Formel 1, die wichtigste aller Motorsportarten, nur so dermassen langweilig sein, wie sie gerade ist? Wie kann es sein, dass in dem Milliarden-Zirkus, in dem stets krampfhaft versucht wird, mehr Attraktivität zu erzeugen, gefühlt das Gegenteil passiert?
Was muss in der Formel 1 also passieren, dass die Spannung wieder zurückkehrt? Am Fahrermaterial scheitert es ja nicht. Auch wenn das Charisma des neuen Weltmeisters tatsächlich überschaubar ist, sind da noch Piloten wie Lewis Hamilton und Max Verstappen, die sowohl auf wie auch neben der Strecke immer für die eine oder andere Story gut sind.
Dass die einzelnen Fahrer aber wieder besser zur Geltung kommen, muss die Einseitigkeit an der Spitze ausgehebelt werden. «Seriensieger sind nicht gut für das Produkt», sagt F1-Boss Bernie Ecclestone und fügt an: «Im Moment weiss jeder, wer gewinnt.» Die Verantwortlichen hoffen, die Saison mit Regelanpassungen wieder ausgeglichener zu gestalten. Diese betreffen vor allem die Aerodynamik und die Reifen. Die Autos sollen ein Stück schneller werden, was aber sofort die Zweifler wieder auf den Plan bringt: Wird dann das Überholen noch schwieriger?
Ob die Pläne fruchten, werden wir erst nächstes Jahr sehen. Zum einen wäre es der traditions- und ruhmreichen Sportart zu gönnen. Zum anderen aber muss man sich auch fragen, ob sie in der jetzigen Form noch zukunftsträchtig ist. Entspricht nicht die Formel E eher dem Zeitgeist, dem sich früher oder später alle grossen Automobilhersteller unterordnen werden?
Grundsätzlich wäre in dieser Formel-1-Saison ja alles angerichtet gewesen: Vor dem letzten Grand Prix können Nico Rosberg und Lewis Hamilton, die beiden erbitterten Rivalen von Mercedes, noch Weltmeister werden. Hochspannung in Abu Dhabi? Mitnichten. Die beiden Mercedes fahren wie gewohnt vorne weg und weil Rosberg ein 2. Platz reicht, bleibt das dramatische Direktduell um die Krone leider aus.
Der Deutsche ist also wie sein Vater Keke Rosberg Formel-1-Weltmeister (ein Familien-Kunststück, das davor bereits Graham und Damon Hill gelungen war), doch über sein fahrerisches Können wird gestritten. Der 31-Jährige ist ohne Zweifel ein fähiger Pilot, doch viele halten Lewis Hamilton für den talentierteren Fahrer. Darum wird argumentiert, dass Rosberg im teaminternen Duell nur obsiegt hat, weil sein Bolide etwas zuverlässiger war, als jener des grossmäuligen Briten. Quintessenz zu Lasten des Sports: Die Technik ist unterdessen wichtiger als der Mensch hinter dem Steuer.
WORLD CHAMP!! pic.twitter.com/fkcv0iiMFG
— Nico Rosberg (@nico_rosberg) 27. November 2016
Wesentlich grösser ist das zweite Problem, das die Formel 1 momentan hat und das wir schon gestreift haben: Die Einseitigkeit. Von den 21 Rennen in dieser Saison wurden nur gerade zwei nicht von einem Silberpfeil gewonnen. Max Verstappen triumphierte beim grossen Preis von Spanier als jüngster GP-Sieger aller Zeiten und sein Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo gewann in Malaysia. Das ist eigentlich als Mercedes-Meisterleistung auszulegen, doch das fällt angesichts der fehlenden Konkurrenz schwer. Es ist einfach nicht spannend, ein Rennen anzuschauen, wenn nur zwei Fahrer als Sieger infrage kommen.
Früher konnte man als lokalpatriotischer Sportfan wenigstens noch auf einen Exploit des Sauber-Teams hoffen. Doch diese Zeiten sind leider auch vorbei. Jubelstürme nach den zwei WM-Punkten von Felipe Nasr? Ein Armutszeugnis.
Apropos Armut: Die ist auch ein Problem. Wobei einige Teams ja nicht «arm» sind, aber notorisch knapp bei Kasse. Das führt beispielsweise bei Sauber dazu, dass eben nicht das hoffnungsvollste Talent als Fahrer verpflichtet wird, das vielleicht hin und wieder mit seiner Klasse entzücken würde, sondern stattdessen zwei «Paydriver». Diese sind überlebenswichtig für den Rennstall, dafür fällt es dem Fan ungemein schwer, ihnen «echte» Leidenschaft entgegenzubringen.
Und was nützen der Formel 1 die horrenden Sponsorenbeträge, wenn das Produkt selbst nicht mehr zieht? Motorsport-Enthusiasten werden das anders sehen, aber am Sonntag gibt es längst einen Haufen sinnvollere Dinge zu tun, als sich einen Grand Prix vor dem Fernseher zu Gemüte zu führen. Dazu gehört sogar, sich Super-League-Fussball anzutun, obwohl die diesjährige Meisterschaft – zumindest was das Titelrennen anbelangt – ebenfalls seeeehr langweilig ist.
Was ist deine Meinung zur Thematik? Hältst du die Formel 1 für unverzichtbar oder hättest du den perfekten Lösungsvorschlag, um sie wieder attraktiver zu machen? Teil dich mit in den Kommentaren.
Die Lösung wäre, wenn man eine Budgetobergrenze einführen würde (100-200 Mio.) und die technischen Reglemente lockern würde. So würden wieder verschiedene Konzepte gegeneinander antreten und mehr Spannung erlauben.
2. Mehr technische Freiheiten für die Teams