Der Spruch kursiert heftig, allein gestern wurde er mir von vier verschiedenen Fans gewhatsappt. Er ist auf den ersten Blick lustig. Und auf den zweiten saublöd. Denn die Bezeichnung «von Afrika» ist mehrfach falsch. Und darin schwingt der unsägliche Rassismus mit, den Nati-Captain Stephan Lichtsteiner mit seiner Unterscheidung in «richtige» und «andere Schweizer» losgetreten hat.
Ja, es stehen manchmal sieben, acht Dunkelhäutige im YB-Team. Aber: Breiter als Gregory Wüthrich kann man gar nicht Berndeutsch reden. Er wuchs im Steigerhubel auf, einem Quartier der Bundesstadt. Djibril Sow ist Zürcher, «Chräis vier».
Die Nachwuchsinternationalen Kevin Mbabu und Jordan Lotomba stammen aus der Westschweiz, woher YB-Scout Stéphane Chapuisat schlau die Talente holt, wissend, dass solche aus Basel und Zürich weit schwieriger wegzulotsen wären. Folglich sind vier der angeblichen Afrikaner Schweizer.
Rechnet man Pedro Teixeira mit seinem dunklen Teint dazu, sind es fünf. Guillaume Hoarau und Jean-Pierre Nsame kommen aus Frankreich. Schliesslich stammen Sékou Sanogo und Roger Assalé tatsächlich von der Elfenbeinküste, ist Kasim Nuhu Ghanaer und Nicolas Ngamaleu Kameruner.
Aber spielt das eine Rolle? Offenbar schon. Immerhin fragte die «Berner Zeitung» unlängst den YB-Verwaltungsratspräsidenten, ob die vielen Schwarzen gewissen Fans nicht die Identifikation erschwerten. Und Fredu, der Stumpenraucher aus Sektor C4, gab mir die Antwort: Man sollte sich «halt einfach auf traditionelle Werte besinnen», schwadronierte er. Und raunte dann noch das Wort «Neger». Solange YB gewinnt, wird er dies nur heimlich tun.
Ich habe ihn an Seydou Doumbia erinnert, an die Norweger «Mini» Jakobsen und Lars Bohinen, den Dänen Bent Christensen, die Armenier Harut Vardanyan und Artur Petrosyan, den Schweden Robert Prytz. Immer schon hat Fredu die Fremden eingebernert. Alexander Farnerud war für ihn der «Fahrni Rüedu», Godfried Aduobe «dr Ghana-Gödu».
Nun aber scheint er sich nach einer Schweiz zu sehnen, die es nie gab. Wir haben immer von Zuwanderung profitiert, zumal im Fussball. Die momentane Nati verdankt ihren Höhenflug dem Zerfall Jugoslawiens. Bald wird das Team seinen Zenit überschreiten, und was dann kommt, ist völlig klar: Ein Schweizer Nationalteam mit zahlreichen Dunkelhäutigen, unter anderen den ehemaligen Young Boys Denis Zakaria und Yvon Mvogo.
Diese Zukunft des Schweizer Fussballs hat bei YB bereits begonnen. Das stimmt sogar mich zuversichtlich.