England bleibt Fussballeuropameister! Im Elfmeterschiessen setzten sich die Titelverteidigerinnen am Sonntagabend in Basel gegen die Favoritinnen aus Spanien durch.
Einmal mehr wurde das EM-Publikum grossartig dabei unterhalten: Mit dem Anpfiff der Women's Euro 2025 wurde die Schweiz zu einer Frauenfussballnation – und das Interesse am Sport zu einem Massenphänomen. Die Menschen strömten an Public Viewings und Fanmärsche, vor allem aber füllten sie die Schweizer Stadien und sorgten für Zuschauerrekord um Zuschauerrekord.
Dass eine solche Atmosphäre hierzulande möglich ist, hatte noch vor wenigen Monaten niemand erwartet. Vor über fünfzehn Jahren, als etwa Rekordnationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic ihr Debüt in Wohlen vor rund 300 Zuschauenden gab, schien es gar unvorstellbar. Und während des Turniers zeigte sich selbst Nati-Trainerin Pia Sundhage beeindruckt ob der Aufmerksamkeit. Sie sei stolz auf die Schweiz, betonte sie mehrmals.
Der Frauenfussball ist also in der Schweiz angekommen. Die Euphorie dank des historischen Viertelfinaleinzuges und der typische Turnier-Effekt haben gezeigt: Wenn die Dramaturgie und die Rahmenbedingungen stimmen, ist auch das Interesse am Fussball der Frauen in der Schweiz gross. Trotzdem bleibt nach Ende des Turniers eine Ungewissheit zurück. Ist die Begeisterung wirklich nachhaltig? Oder verschwindet sie mit dem Abpfiff des Finalspiels ebenso plötzlich, wie sie mit dem Turnierstart gekommen ist?
Die Spielerinnen selbst schienen Letzteres nach dem Turnier-Aus bereits zu befürchten. Ihre Enttäuschung galt nicht so sehr der Niederlage, sondern war geprägt von Wehmut. «Wir hätten so gerne noch einmal vor einer solchen Kulisse gespielt», sagten wahlweise Livia Peng oder Lia Wälti, die zu ahnen schienen, dass sie nicht mehr so schnell vor vollen Tribünen mit euphorischen Fans auflaufen würden.
Unweigerlich stellt sich also die Frage: War das wirklich der Beginn einer neuen Ära im Schweizer Fussball? Oder doch nur eine einmalige Sache? Ob die EM nachhaltig ein Erfolg ist, der Fussball der Frauen nun anders wahrgenommen wird, wird sich erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Dann, wenn sichtbar wird, ob die Aufmerksamkeit erhalten bleibt und die Fussballspiele der Frauen weiter besucht werden, wenn sie nicht mehr im Rahmen eines internationalen Events stattfinden.
Man kann nur hoffen, dass diese Begeisterung mehr war als ein kurzer Sommertraum. Dass die Fans, die an den Märschen zum Spiel Schilder wie «Women’s Football is here to stay» hochhielten, sich auch nach Turnierende noch an dieses Motto erinnern.
Nur weil die Nati eine gute EM gespielt hat, werden die Fussballplätze nicht plötzlich von Tausenden Zuschauenden bevölkert sein, wenn die Frauen des FC St. Gallen auf jene von Basel treffen. Und es wäre auch naiv zu glauben, dass die Frauen-Nati-Spiele von nun an ausverkauft sein werden.
Dabei wäre genau das jetzt nötig. Dranbleiben. Nicht nur bei der Nati an EM-Spielen, sondern auch in der heimischen Super League. Auch Teams wie die Red Boots aus Aarau oder die Frauen des FC Luzern lassen in jedem Saisonspiel ihr Herz auf dem Platz. Selbst wenn nur knapp 100 Menschen am Spielfeldrand stehen.
Nun liegt es also an den Fans, die Euphorie rund um den Fussball der Frauen am Leben zu erhalten. Deshalb: geht hin. Kauft ein Saisonabo für das Frauenteam eurer Stadt – es kostet nur einen Bruchteil dessen, was man für die Männer zahlt.
Unterstützt die Fussballerinnen der Schweiz. In den Stadien, in der Super League und bei den nächsten Nati-Spielen. Nicht als Akt der Gleichstellung, sondern weil sie längst gezeigt haben, dass sie Fussball und nicht Frauenfussball spielen. Nur so kann der Sport weiterwachsen. (aargauerzeitung.ch)
Ob fans ins stadion gehen entscheiden zum glück nicht die medien, sondern die qualität der angebotenen sportveranstaltung. Da habe ich bei der einheimischen liga meine fragezeichen