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EM 2025: Für den Schweizer Frauenfussball ist jetzt dranbleiben wichtig

epa12266284 An electronic display shows a new attendance record for a women's EURO tournament during the UEFA Women's EURO 2025 final soccer match between England and Spain, in Basel, Switze ...
Ausverkaufter St.Jakob-Park beim Final in Basel – die Frauen-EM in der Schweiz stellt einen neuen Zuschauerrekord auf.Bild: keystone
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Die EM war ein voller Erfolg – jetzt müssen die Fans die Euphorie beibehalten

Die Fussball-EM der Frauen ist vorbei. Nun geht es darum, den Schwung aus dem Turnier mitzunehmen und die Euphorie am Leben zu halten.
28.07.2025, 11:5928.07.2025, 11:59
Melinda Hochegger / ch media
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England bleibt Fussballeuropameister! Im Elfmeterschiessen setzten sich die Titelverteidigerinnen am Sonntagabend in Basel gegen die Favoritinnen aus Spanien durch.

Einmal mehr wurde das EM-Publikum grossartig dabei unterhalten: Mit dem Anpfiff der Women's Euro 2025 wurde die Schweiz zu einer Frauenfussballnation – und das Interesse am Sport zu einem Massenphänomen. Die Menschen strömten an Public Viewings und Fanmärsche, vor allem aber füllten sie die Schweizer Stadien und sorgten für Zuschauerrekord um Zuschauerrekord.

Switzerland's fans applaud the Switzerland Women's Team after the defeat after the UEFA Women's EURO 2025 quarterfinals soccer match between Spain and Switzerland at the Wankdorf stadiu ...
Selbst nach dem Ausscheiden werden die Schweizerinnen weiter gefeiert. Das Stadion Wankdorf? Bis auf den letzten Platz gefüllt.Bild: keystone

Dass eine solche Atmosphäre hierzulande möglich ist, hatte noch vor wenigen Monaten niemand erwartet. Vor über fünfzehn Jahren, als etwa Rekordnationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic ihr Debüt in Wohlen vor rund 300 Zuschauenden gab, schien es gar unvorstellbar. Und während des Turniers zeigte sich selbst Nati-Trainerin Pia Sundhage beeindruckt ob der Aufmerksamkeit. Sie sei stolz auf die Schweiz, betonte sie mehrmals.

Der Frauenfussball ist also in der Schweiz angekommen. Die Euphorie dank des historischen Viertelfinaleinzuges und der typische Turnier-Effekt haben gezeigt: Wenn die Dramaturgie und die Rahmenbedingungen stimmen, ist auch das Interesse am Fussball der Frauen in der Schweiz gross. Trotzdem bleibt nach Ende des Turniers eine Ungewissheit zurück. Ist die Begeisterung wirklich nachhaltig? Oder verschwindet sie mit dem Abpfiff des Finalspiels ebenso plötzlich, wie sie mit dem Turnierstart gekommen ist?

Die Spielerinnen selbst schienen Letzteres nach dem Turnier-Aus bereits zu befürchten. Ihre Enttäuschung galt nicht so sehr der Niederlage, sondern war geprägt von Wehmut. «Wir hätten so gerne noch einmal vor einer solchen Kulisse gespielt», sagten wahlweise Livia Peng oder Lia Wälti, die zu ahnen schienen, dass sie nicht mehr so schnell vor vollen Tribünen mit euphorischen Fans auflaufen würden.

Unweigerlich stellt sich also die Frage: War das wirklich der Beginn einer neuen Ära im Schweizer Fussball? Oder doch nur eine einmalige Sache? Ob die EM nachhaltig ein Erfolg ist, der Fussball der Frauen nun anders wahrgenommen wird, wird sich erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Dann, wenn sichtbar wird, ob die Aufmerksamkeit erhalten bleibt und die Fussballspiele der Frauen weiter besucht werden, wenn sie nicht mehr im Rahmen eines internationalen Events stattfinden.

Man kann nur hoffen, dass diese Begeisterung mehr war als ein kurzer Sommertraum. Dass die Fans, die an den Märschen zum Spiel Schilder wie «Women’s Football is here to stay» hochhielten, sich auch nach Turnierende noch an dieses Motto erinnern.

epa12229903 A person carry a placard reading 'Be ready: Women's Football is here to stay' as supporters of Switzerland attend a fanwalk prior to the UEFA Women's EURO 2025 Group A  ...
Schweizer Fans glauben daran, dass die Popularität im Fussball der Frauen auch abseits der EM beibehalten werden kann.Bild: keystone

Nur weil die Nati eine gute EM gespielt hat, werden die Fussballplätze nicht plötzlich von Tausenden Zuschauenden bevölkert sein, wenn die Frauen des FC St. Gallen auf jene von Basel treffen. Und es wäre auch naiv zu glauben, dass die Frauen-Nati-Spiele von nun an ausverkauft sein werden.

Dabei wäre genau das jetzt nötig. Dranbleiben. Nicht nur bei der Nati an EM-Spielen, sondern auch in der heimischen Super League. Auch Teams wie die Red Boots aus Aarau oder die Frauen des FC Luzern lassen in jedem Saisonspiel ihr Herz auf dem Platz. Selbst wenn nur knapp 100 Menschen am Spielfeldrand stehen.

Spielerinnen, Staff und Fans jubeln mit den Pokal dem Fussballschweizermeisters nach dem Sieg (5-4) nach der Verlaengerung, waehrend des Playoff-Final-Rueckspiels der Women's Super League zwische ...
Die YB-Frauen haben für die kommende Spielzeit bereits 1500 Saisonkarten verkauft.Bild: keystone

Nun liegt es also an den Fans, die Euphorie rund um den Fussball der Frauen am Leben zu erhalten. Deshalb: geht hin. Kauft ein Saisonabo für das Frauenteam eurer Stadt – es kostet nur einen Bruchteil dessen, was man für die Männer zahlt.

Unterstützt die Fussballerinnen der Schweiz. In den Stadien, in der Super League und bei den nächsten Nati-Spielen. Nicht als Akt der Gleichstellung, sondern weil sie längst gezeigt haben, dass sie Fussball und nicht Frauenfussball spielen. Nur so kann der Sport weiterwachsen. (aargauerzeitung.ch)

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Die besten Bilder der Fussball-EM 2025 in der Schweiz
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Die besten Bilder der Fussball-EM 2025 in der Schweiz

Da ist das Ding! Wie 2022 stemmt auch an der EM 2025 England den Siegerpokal in die Höhe.

quelle: keystone / til buergy
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Riola Xhemaili kickt die Frauennati in der Nachspielzeit ins Viertelfinal – und die Kommentatoren spüren sich nicht mehr
Video: watson
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w'ever
28.07.2025 13:08registriert Februar 2016
seinen wir mal ehrlich fussball em/wm der herren und frauen ist ein netter socializing event und andere leute kennenzulernen und ein paar bier zu trinken. 90% der personen die an solchen anlässen sind, interessieren sich weder vor oder nachher für fussball oder gehen in ein stadion.
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Mario 66
28.07.2025 13:08registriert November 2015
Die fans „müssen“ gar nichts, wie dies der titel suggeriert.

Ob fans ins stadion gehen entscheiden zum glück nicht die medien, sondern die qualität der angebotenen sportveranstaltung. Da habe ich bei der einheimischen liga meine fragezeichen
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Martin Gebauer
28.07.2025 12:28registriert Januar 2022
Bin gespannt ob man auf dem Heerenschürli jetzt auch weibliche Modefans sieht. Mein Eindruck, viele der weiblichen EM Fans wollten vor allem dabei sein. Die Liebe zum Fussball und zu seinen Farben macht einem aber erst zum Fan. Ich gehe schon über 50 Jahre ins Stadion, wegen des Fussballs, dem Geruch von Gras, Bratwürsten, Bier und um mit Freunden "dumm z'schnurre" und meine Leidenschaft für meine Farben zu teilen. Ob Frauen oder Männer, Hauptsache Fussball und FCZ.
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