1:6, 0:6, 4:2, 1:6, 2:8 und 0:10.
1:2, 1:4, 2:4, 1:5, 1:8 und 1:6.
0:4, 1:3, 2:5, 1:9, 0:4 und 2:3.
Das waren die bisherigen Resultate von Ungarn, Kasachstan und Slowenien an der diesjährigen Eishockey-WM in Dänemark und Schweden. Es ist ziemlich deutlich: Die Aussenseiter können mit den Top-Teams auf diesem Niveau kaum mithalten, nur in den Duellen untereinander gibt es Chancen auf Punkte. Das gestrige «Stängeli», der 10:0-Sieg der Schweizer Nati gegen Ungarn, ist der höchste Sieg an einer Eishockey-WM auf oberstem Niveau, seit Russland Italien vor sechs Jahren mit dem gleichen Resultat schlug.
Gute Werbung fürs Eishockey ist das nicht. Trotz zehn Schweizer Toren war das Spiel gegen Ungarn nur mässig spassig, für neutrale Eishockey-Fans wohl fast schon unerträglich. Kein Wunder, kommt da die Frage auf, ob der aktuelle WM-Modus der richtige ist. Braucht es wirklich 16 Teams in der obersten IIHF-Kategorie, wenn es offenbar nicht so viele Teams hat, die auf diesem Niveau konkurrenzfähig sind?
Ja, braucht es. Die Eishockey-WM hat den richtigen Modus. Es kommt schon in den Gruppenspielen zu attraktiven Spielen gegen andere Spitzenmannschaften. Und es gibt auch Stolperfallen gegen vermeintlich leichte Gegner – fragt mal die USA, die gegen Norwegen einen zwischenzeitlichen 5:1-Vorsprung noch verspielten. Die Favoriten haben in den sieben Gruppenspielen auch etwas Zeit, um die Form zu finden, bevor es in den Viertelfinals um alles oder nichts geht.
Die grossen Unterschiede zwischen den besten und den schwächsten Mannschaften werden seit kurzem durch zwei Faktoren noch verstärkt: die Absenz von Russland und Belarus sowie die Rückkehr der NHL an die Olympischen Spiele.
Seit Russland 2022 grossflächig in der Ukraine eingefallen ist, ist nicht nur ihr Nationalteam, sondern auch das von Russlands verbündetem Belarus von IIHF-Wettbewerben ausgeschlossen. Das sind eine sehr gute und eine ordentliche Mannschaft, die durch zwei weniger konkurrenzfähige Teams ersetzt wurden. Der Entscheid, Russland und Belarus auszuschliessen, ist politisch richtig, aber halt sportlich auch bemerkbar.
Vor etwas mehr als einem Jahr hat zudem die NHL angekündigt, ab 2026 die besten Spieler der Welt wieder an den Olympischen Winterspiele antreten zu lassen. Die Plätze in den Kadern sind da aber natürlich begrenzt. Eine Möglichkeit, sich bei den nationalen Verbänden für einen Olympiaplatz aufzudrängen, ist ein überzeugender WM-Auftritt. Deshalb nehmen seit letztem Jahr auch wieder vermehrt echte NHL-Stars der grossen Nationen an den Weltmeisterschaften teil, was zu einem noch grösseren Klassenunterschied führt.
Aber selbst wenn Russland und Belarus bis auf weiteres suspendiert bleiben und es halt den einen oder anderen Kantersieg mehr gibt: Der WM-Modus ist der richtige. Natürlich ist es für Ungarn und Slowenien nicht lustig, derart auf den Deckel zu kriegen. Doch für die Spieler ist es eine Möglichkeit, zu wachsen und sich zu verbessern. Gerade die beiden Aufsteiger sind gespickt mit Youngstern, die nun auf diesem Niveau wertvolle Erfahrungen sammeln, um sich eines Tages hoffentlich nicht mehr auf gleiche Art und Weise «abschlachten» zu lassen. Bei Ungarn gelangt mit Doman Kristof Szongoth sogar ein 16-Jähriger zu ersten Einsätzen bei den Erwachsenen.
Dass das möglich ist, hat Österreich gezeigt. Vor einigen Jahren war der östliche Nachbar der Schweiz selbst oft noch das Opfer bei solchen Kanterniederlagen. Heuer brachte die ÖEHV-Auswahl Finnland und Schweden an den Rand einer Niederlage und kann immer noch vom Viertelfinal träumen. Die Österreicher haben die richtigen Schlüsse gezogen, Talente gefördert und mit dem Schweizer Roger Bader einen guten Trainer eingestellt. Daran müssen sich die aktuellen «Boxsäcke» der Hockey-WM ein Vorbild nehmen.