Breel Embolo ist einer der beliebtesten Schweizer Fussballer. Und verurteilter Straftäter. Seit letztem Donnerstag ist das so. Zwar kündigt sein Anwalt an, Berufung einzulegen. Doch der Schaden ist angerichtet.
Wenn Embolo künftig auftritt, werden ihn stets auch diese Sätze begleiten. «Ich mach dich fertig, du Hurensohn.» Oder: «Ich vernichte euch - wisst ihr eigentlich nicht, wer ich bin?» So führt er sich auf, im Basler Nachtleben, in dieser Nacht vom 26. auf den 27. Mai 2018, als er von einer Frau abgewiesen wird. Der Streit eskaliert. Tiefpunkt: das gebrochene Nasenbein eines Begleiters der Frau. Dafür ist nicht Embolo selbst verantwortlich, aber sein bester Freund.
Der Gerichtsverhandlung letzte Woche in Basel wäre die perfekte Gelegenheit gewesen für Embolo, Reue zu zeigen. Doch anstatt sich zu hintersinnen, beschädigt er seinen Ruf weiter mit einem grotesken Auftritt vor Gericht. Inklusive Macho-Sprüche («Ich habe keine Drohungen nötig, ich bin 1.85 Meter gross») und Rundumschlag gegen die Medien via Instagram («Super Arbeit wieder Mal - verpisst euch, ihr Arschlöcher»).
In solchen Momenten fällt es umso schwerer, seine Vergangenheit auszublenden. Mehrere, teils schwerwiegende Verkehrsdelikte. Teilnahme an einer illegalen Corona-Party. Flucht vor der Polizei, die in einer Badewanne endet. Aus Embolo, 26-jährig mittlerweile, ist Problem-Breel geworden. Nun könnte man zum Schluss kommen: selber schuld, wenn er seinen Ruf beschädigt und dies negativen Einfluss auf die eigene Zukunft hat. Doch so einfach ist es nicht. Embolo ist als Figur viel zu gross. Er verkörpert immer auch die Nationalmannschaft. Mit seinem Verhalten schadet er darum dem Schweizer Fussball.
Wie geht der Schweizerische Fussballverband damit um? Man kann wohl davon ausgehen, dass es beim nächsten Zusammenzug der Nati anfangs September ein Gespräch zwischen Embolo und den Nati-Verantwortlichen geben wird, wo sich der Stürmer erklären muss. Die Message an Embolo dürfte klar sein: so nicht! Adrian Arnold, Kommunikationschef beim SFV, äussert sich indes nicht dazu. Weil Embolos Taten nicht direkt mit der Nationalmannschaft zu tun haben.
Kann man so sehen. Sinnvoller wäre es hingegen, auch in der Öffentlichkeit ein paar deutliche Worte zu deponieren. Zumal sich ein kurzer Blick zurück auf den Samstag, 26. Mai 2018 lohnt. Die WM in Russland steht vor der Tür. Die Schweizer Nati hat soeben ihre erste Vorbereitungs-Woche hinter sich. 15 Spieler haben sich von Dienstag bis Freitag in Feusisberg getroffen für erste Trainingseinheiten. Darunter Yann Sommer, Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, der aufstrebende Manuel Akanji – und auch Breel Embolo.
Übers Wochenende hat Trainer Vladimir Petkovic den Spielern frei gegeben. Noch einmal abschalten mit den Liebsten, schliesslich ist man im kommenden Monat fast durchgehend beisammen im Nati-Tross. Am Sonntagabend, dem 28. Mai, erwartet er die Spieler zurück in Lugano zum Start der letzten Vorbereitungszeit.
Für Embolo ist diese Zeit ohnehin speziell. 21 Jahre alt ist er damals. Nach einer schweren Verletzung hat er bei Schalke zumindest einigermassen Tritt gefunden. In der Nati ist er innert Kürze zum Liebling der Fans geworden. Seit der EM 2016 in Frankreich singen sie: «Oh Embolo!». Nun steht auch noch die erste WM vor der Tür. Aber vor allem: Seine Freundin Naomi ist hochschwanger. Embolo weiss schon vor Turnierbeginn, dass er aller Voraussicht nach während der WM Vater wird. «Es geht um ein Lebewesen, um ein kleines Menschlein - das ist wichtiger als alles andere», sagt er vor kurz vor dem Abflug nach Russland.
Die Nacht vom 26. Mai auf den 27. Mai, es könnte die letzte vor der WM sein im Beisein seiner Freundin. Embolo entscheidet sich anders.
Einen Monat später weiss die Öffentlichkeit noch nichts von den Geschehnissen im Nachtleben von Basel. Am 28. Juni 2018 kommt in Zürich Tochter Naliya zur Welt. Embolo ist mit dabei. Kurz nach dem 2:2 gegen Costa Rica und der damit verbundenen Achtelfinal-Qualifikation fliegt er in die Schweiz. 36 Stunden später ist er zurück in Russland. Embolo sagt über die Momente nach der Geburt: «Es war ein sehr, sehr schönes Gefühl. Ich bin sehr glücklich, dass es so gut geklappt hat. Die Kleine hat zwar kurz geweint, aber danach war sie sehr ruhig. Wenn das so weitergeht, wird das eine sehr ruhige Vaterschaft.» (aargauerzeitung.ch)
Problembolo.
Der Kommunikationschef ist ein Funktionär und ist professioneller Abwiegler in jeder Frage.
Oder man spricht zuerst mit dem Spieler und äussert sich dann...wäre noch viel sinnvoller.