Sport
Kommentar

Breel Embolo: Nach dem Gericht muss er sich auch bei der Nati erklären

Der Fussballspieler Breel Embolo, links, und sein Anwalt, rechts, fotografiert am Mittwoch, 21. Juni 2023 beim Gericht fuer Strafsachen in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)
Breel Embolo vor dem Gericht in Basel.Bild: keystone
Kommentar

Nach seinem grotesken Auftritt vor Gericht muss sich Embolo jetzt bei der Nati erklären

Der 26-Jährige Nati-Star schadet mit seinem Verhalten dem Schweizer Fussball. Die grosse Frage lautet nun: Wie wird sich seine Verurteilung auf die Zukunft auswirken? Eine Aufarbeitung.
28.06.2023, 06:4528.06.2023, 06:45
Etienne Wuillemin / ch media
Mehr «Sport»

Breel Embolo ist einer der beliebtesten Schweizer Fussballer. Und verurteilter Straftäter. Seit letztem Donnerstag ist das so. Zwar kündigt sein Anwalt an, Berufung einzulegen. Doch der Schaden ist angerichtet.

Wenn Embolo künftig auftritt, werden ihn stets auch diese Sätze begleiten. «Ich mach dich fertig, du Hurensohn.» Oder: «Ich vernichte euch - wisst ihr eigentlich nicht, wer ich bin?» So führt er sich auf, im Basler Nachtleben, in dieser Nacht vom 26. auf den 27. Mai 2018, als er von einer Frau abgewiesen wird. Der Streit eskaliert. Tiefpunkt: das gebrochene Nasenbein eines Begleiters der Frau. Dafür ist nicht Embolo selbst verantwortlich, aber sein bester Freund.

Embolo vor Gericht: Rüpel statt Reue und Einsicht

Der Gerichtsverhandlung letzte Woche in Basel wäre die perfekte Gelegenheit gewesen für Embolo, Reue zu zeigen. Doch anstatt sich zu hintersinnen, beschädigt er seinen Ruf weiter mit einem grotesken Auftritt vor Gericht. Inklusive Macho-Sprüche («Ich habe keine Drohungen nötig, ich bin 1.85 Meter gross») und Rundumschlag gegen die Medien via Instagram («Super Arbeit wieder Mal - verpisst euch, ihr Arschlöcher»).

In solchen Momenten fällt es umso schwerer, seine Vergangenheit auszublenden. Mehrere, teils schwerwiegende Verkehrsdelikte. Teilnahme an einer illegalen Corona-Party. Flucht vor der Polizei, die in einer Badewanne endet. Aus Embolo, 26-jährig mittlerweile, ist Problem-Breel geworden. Nun könnte man zum Schluss kommen: selber schuld, wenn er seinen Ruf beschädigt und dies negativen Einfluss auf die eigene Zukunft hat. Doch so einfach ist es nicht. Embolo ist als Figur viel zu gross. Er verkörpert immer auch die Nationalmannschaft. Mit seinem Verhalten schadet er darum dem Schweizer Fussball.

Die Nacht des Ausrasters: Kurz vor dem WM-Camp

Wie geht der Schweizerische Fussballverband damit um? Man kann wohl davon ausgehen, dass es beim nächsten Zusammenzug der Nati anfangs September ein Gespräch zwischen Embolo und den Nati-Verantwortlichen geben wird, wo sich der Stürmer erklären muss. Die Message an Embolo dürfte klar sein: so nicht! Adrian Arnold, Kommunikationschef beim SFV, äussert sich indes nicht dazu. Weil Embolos Taten nicht direkt mit der Nationalmannschaft zu tun haben.

Kann man so sehen. Sinnvoller wäre es hingegen, auch in der Öffentlichkeit ein paar deutliche Worte zu deponieren. Zumal sich ein kurzer Blick zurück auf den Samstag, 26. Mai 2018 lohnt. Die WM in Russland steht vor der Tür. Die Schweizer Nati hat soeben ihre erste Vorbereitungs-Woche hinter sich. 15 Spieler haben sich von Dienstag bis Freitag in Feusisberg getroffen für erste Trainingseinheiten. Darunter Yann Sommer, Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, der aufstrebende Manuel Akanji – und auch Breel Embolo.

Übers Wochenende hat Trainer Vladimir Petkovic den Spielern frei gegeben. Noch einmal abschalten mit den Liebsten, schliesslich ist man im kommenden Monat fast durchgehend beisammen im Nati-Tross. Am Sonntagabend, dem 28. Mai, erwartet er die Spieler zurück in Lugano zum Start der letzten Vorbereitungszeit.

Breel Embolo Testspiel Schweiz-Japan, kurz vor der WM 2018. Damals weiss die Öffentlichkeit noch nichts über die fatale Nacht in Basel vom 26. auf den 27. Mai.
Testspiel Schweiz-Japan, kurz vor der WM 2018. Damals weiss die Öffentlichkeit noch nichts über die fatale Nacht in Basel vom 26. auf den 27. Mai.Bild: Urs Flüeler / Keystone

Embolos Hoffnung: «Das wird eine ruhige Vaterschaft»

Für Embolo ist diese Zeit ohnehin speziell. 21 Jahre alt ist er damals. Nach einer schweren Verletzung hat er bei Schalke zumindest einigermassen Tritt gefunden. In der Nati ist er innert Kürze zum Liebling der Fans geworden. Seit der EM 2016 in Frankreich singen sie: «Oh Embolo!». Nun steht auch noch die erste WM vor der Tür. Aber vor allem: Seine Freundin Naomi ist hochschwanger. Embolo weiss schon vor Turnierbeginn, dass er aller Voraussicht nach während der WM Vater wird. «Es geht um ein Lebewesen, um ein kleines Menschlein - das ist wichtiger als alles andere», sagt er vor kurz vor dem Abflug nach Russland.

Die Nacht vom 26. Mai auf den 27. Mai, es könnte die letzte vor der WM sein im Beisein seiner Freundin. Embolo entscheidet sich anders.

Einen Monat später weiss die Öffentlichkeit noch nichts von den Geschehnissen im Nachtleben von Basel. Am 28. Juni 2018 kommt in Zürich Tochter Naliya zur Welt. Embolo ist mit dabei. Kurz nach dem 2:2 gegen Costa Rica und der damit verbundenen Achtelfinal-Qualifikation fliegt er in die Schweiz. 36 Stunden später ist er zurück in Russland. Embolo sagt über die Momente nach der Geburt: «Es war ein sehr, sehr schönes Gefühl. Ich bin sehr glücklich, dass es so gut geklappt hat. Die Kleine hat zwar kurz geweint, aber danach war sie sehr ruhig. Wenn das so weitergeht, wird das eine sehr ruhige Vaterschaft.» (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Klubs hatten 2022/23 die meisten Zuschauer
1 / 62
Diese Klubs hatten 2022/23 die meisten Zuschauer
1. FC Barcelona: 83'397 Zuschauer im Camp Nou (99'354 Plätze).
Quelle: transfermarkt.de
quelle: www.imago-images.de / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So feierte Jack Grealish den Triple-Sieg von Manchester City (Spoiler: feucht-fröhlich)
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
67 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
nöd ganz. klar #161!
28.06.2023 08:44registriert April 2019
Problem-Breel? Pfff… verpasste Chance für:

Problembolo.
2761
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pebbles F.
28.06.2023 07:53registriert Mai 2021
Es hat schon beinahe was Drolliges, wenn Etienne Wuillemin allen Ernstes darauf hofft, dass Adrian Arnold, Kommunikationschef des SFV, irgend etwas Substantielles zum Benehmen, zur Haltung eines Nati-Spielers oder Plänen des SFV verlauten lässt.
Der Kommunikationschef ist ein Funktionär und ist professioneller Abwiegler in jeder Frage.
1041
Melden
Zum Kommentar
avatar
fandustic
28.06.2023 07:37registriert Juni 2021
"Sinnvoller wäre es hingegen, auch in der Öffentlichkeit ein paar deutliche Worte zu deponieren."
Oder man spricht zuerst mit dem Spieler und äussert sich dann...wäre noch viel sinnvoller.
826
Melden
Zum Kommentar
67
    Der U18-Abstieg ist noch kein Weltuntergang – aber ein Warnzeichen, das wachrütteln sollte
    Das Schweizer Nachwuchs-Eishockey hat auf U18-Stufe einen Denkzettel erhalten. Wo die Probleme liegen und was mögliche Lösungsansätze sein könnten.

    Was soll auch all die Panikmache? Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft hat doch vergangenen Mai erst gerade die Silbermedaille gewonnen. Und auch für dieses Jahr stehen die Zeichen gut für eine erfolgreiche Schweizer WM. Das Team besteht aus vielen Spielern der besten Mannschaft Europas (ZSC Lions), dazu darf noch mit einiger NHL-Verstärkung gerechnet werden (Meier, Siegenthaler, Moser und wohl auch Fiala und Hischier).

    Zur Story