Was hatte der FC Basel in den letzten Tagen und Wochen mit Unruhen zu kämpfen. Zuerst die Ausschreitungen rund um den Cup-Halbfinal, bei denen drei Sicherheitsleute schwer verletzt und der Heim- sowie der Gästesektor beim darauffolgenden Heimspiel gesperrt wurden. Dann der Entscheid der lokalen Behörden in Nizza einen Tag vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Conference League, alle Gästefans aus dem Stadion und aus der Stadt auszusperren.
Auch wenn die Vorkommnisse nur indirekt mit dem Team und hauptsächlich mit den Fans zusammenhingen, sind solche Nebenschauplätze mehr als suboptimal. Zumal vor einem solch gleichermassen wichtigen wie schwierigen Auswärtsspiel in Nizza, zu dem der FCB dann ohne seinen Anhang antreten musste.
Doch weder die 16 eingesetzten Spieler noch Trainer Heiko Vogel liessen sich dadurch aus der Ruhe bringen – ebenso wenig wie durch den frühen Rückstand. Die Basler zogen ihren Matchplan trotzdem unbeirrt durch. Der Gegner werde mehr Ballbesitz haben, doch man müsse geduldig bleiben und auf die eigene Chance warten, sagte Vogel dem Team in der Halbzeitpause. So lautete der Plan, der am Ende perfekt aufgegangen ist. Weil Jean-Kévin Augustin und Kasim Adams ihre Chance erkannten und nutzten, setzte sich Basel 2:1 nach Verlängerung durch und sorgte für eine weitere magische Nacht im Europacup.
Natürlich ist Nizza nicht Manchester United, und die Conference League ist nicht die «Königsklasse». Doch anders als in der Champions League ist in diesem Wettbewerb auch für einen Schweizer Klub alles möglich. Und der Titel muss jetzt auch das Ziel sein, obwohl der FCB sowohl im Halbfinal gegen Fiorentina als auch in einem möglichen Final gegen West Ham oder Alkmaar als Aussenseiter gelten wird. Aber Aussenseiter kann der FC Basel. Und wer weiss, wann wieder einmal ein Schweizer Klub die Chance hat, in einen europäischen Final einzuziehen – als erster überhaupt.
Die laufende Saison hat nämlich auch gezeigt, dass der Klub vom Rheinknie international weiterhin ein Einzelkämpfer ist. Standen in jüngerer Zeit weder YB noch der FCZ in einem europäischen Viertelfinal, ist Basel in dieser Saison bereits zum vierten Mal seit der Saison 2012/13 so weit gekommen und steht zum zweiten Mal im Halbfinal. Solch magische Nächte kann nur der FCB. Davon profitiert aber auch der Rest der Super-League-Klubs. Schon jetzt hat die Schweiz in der Fünfjahreswertung einen Platz gut gemacht und steht neu auf dem 13. Rang, und es ist noch mehr möglich. Ein Champions-League-Fixplatz ist für die Zukunft wieder in Sichtweite.
Der Erfolg bringt Basel aber auch in eine heikle Situation. Sportdirektor Heiko Vogel hat den Trainerposten nach der Entlassung von Alexander Frei nur interimsweise übernommen, Ende Saison will er dieses Amt wieder niederlegen. Doch wäre es für den FCB nicht besser, wenn er permanent auf die Trainerbank wechselt?
Sowohl Taulant Xhaka («Vogel stellt uns auf jeden Gegner hervorragend ein») als auch Michael Lang («Ich hätte definitiv nichts dagegen, wenn er unser Trainer bleibt») haben sich bereits für den Deutschen ausgesprochen. Vielleicht sollte Heiko Vogel sich einmal mit den beiden Führungsspielern zusammensetzen – und dann einen neuen Sportchef und nicht einen neuen Trainer suchen. Denn der aktuelle sitzt felsenfest im Sattel.
Nein nur für den FC Basel, die schweizer Clubs bringen international nach wie vor kein Bein vors andere.