Schon die Meldung, dass SRF-Kommentator Sascha Ruefer eine Aussage über Nati-Captain Granit Xhaka aus der Doku-Serie «The Pressure Game» hat streichen lassen, sorgte für Aufruhr. Der Wellengang ist seit gestern Abend nochmals intensiver geworden, denn die Wochenzeitung veröffentlichte den Satz, den Ruefer nicht an der Öffentlichkeit haben wollte. So soll der 51-Jährige gesagt haben:
Der Satz ist äusserst unglücklich gewählt und kann als diskriminierend eingestuft werden. Natürlich spielt auch bei dieser Aussage der Kontext eine Rolle. Meinte Ruefer, Xhakas grosser Siegeswille sei nicht typisch schweizerisch? Dass er zu wenig zurückhaltend sei? Oder wollte er wirklich sagen, Xhaka sei aufgrund der Herkunft seiner Eltern kein richtiger Schweizer?
Ein Kommunikationsprofi wie Ruefer sollte sich der Wirkung von Stammtischproleten-Formulierungen bewusst sein, zumal auch «positiv gemeinter» Rassismus am Ende ausgrenzend ist.
Der 51-Jährige, der aufgrund seiner slowenischen Mutter selbst Wurzeln im Balkan hat, unterschätzt seine Vorbildfunktion und seine Macht im öffentlichen Diskurs in der Schweiz. Der Umstand, dass der Kommentator und das Schweizer Fernsehen bis jetzt zur Debatte keine Stellung nahmen, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf Ruefer.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Reporter in dieser Thematik in die Nesseln setzt. An der WM 2018 ist es seine überempörte Reaktion auf die Doppeladler-Jubelgeste, die den fremdenfeindlichen Ton der damaligen Debatte prägt. Die serbischen Provokationen und der Umstand, dass die FIFA die Schweizer von jeglicher Schuld freisprach: geschenkt.
Seither hat Ruefer Xhaka auf dem Kieker. Als der Captain vier Jahre später wieder gegen Serbien ständig provoziert wird und gar physisch angegangen wird, hat er sich bis auf eine kleine Geste stets im Griff. Doch Ruefer benutzt genau diese Geste, um Politik gegen den Arsenal-Spieler zu machen. Öffentlich fordert er dessen Absetzung als Captain.
Das ist nicht seine Aufgabe als Kommentator bei den Spielen der Nationalmannschaft. Ruefer ist da, um das Geschehen auf dem Rasen zu begleiten und zu erklären. Nicht, um Politik zu machen. Eine Aufgabe, der er immer weniger nachkommt. Der Solothurner hat insbesondere in den Nati-Spielen die Tendenz, sich auf einzelne Spieler oder Nebenschauplätze einzuschiessen. Er ruiniert so mit seiner Negativität das TV-Erlebnis der Zuschauer.
Ruefer ist wegen seiner emotionalen Art beim Publikum umstritten. Sollten sich die Vorwürfe der «Wochenzeitung» bestätigen oder der Kommentator sich nochmals eine politische Entgleisung erlauben, dann muss sich das SRF nach 15 Jahren mit der Absetzung Ruefers als Nati-Kommentator befassen.
Ich verstehe auch nicht wieso in der Schweiz alle Nati Spiele über mehrere Jahre exklusiv von einer einzigen Person moderiert werden müssen (früher Beni-„National). Da könnte man doch auch ein bisschen rotieren und sich damit auf das Wesentliche (kommentieren eines Fussballspiels) konzentrieren.
Aber genau das kriegt er ja irgendwie auch nicht hin. Wenn man sich die Kommentatoren in Deutschland oder England anhört wird sehr viel mehr über Taktik geredet, während Ruefer sich über komische Namen wundert, Spieler verwechselt oder dem ein oder anderen Spieler lieber nicht Nachts in der Tiefgarage begegnen will.
Ich habe mit Kumpels mal ein Trinkspiel mit typischen Ruefer Phrasen veranstaltet, da muss man echt trinkfest sein.
Wenn Sascha Rufer nun gesagt hätte: «Granit Xhaka ist vieles, aber kein Schweizer - Granit Xhaka ist ein echter Europäer oder gar ein Weltbürger!», dann wäre es komplett richtig, aber genau das hat er nicht getan.
Er denkt leider extrem viel kleinräumiger und kleinkarierter und beurteilt Menschen anhand ihrer elterlichen Abstammung, was nicht nur für Reporter ein komplettes No-Go sein sollte.