Sport
Kommentar

Granit Xhaka: Sascha Ruefer soll politischen Einmischungen sein lassen

FIFA WM 2022 
Sascha Ruefer
Kommentator

Copyright: SRF/Gian Vaitl
SRF-Kommentator Ruefer steht in der Kritik.Bild: SRF/GIAN VAITL
Kommentar

Sascha Ruefer soll die politischen Einmischungen sein lassen – oder abtreten

Sascha Ruefers Aussage zu Granit Xhaka empört. Der SRF-Kommentator hat seine Aufgabe verfehlt.
06.04.2023, 12:1406.04.2023, 18:30
Mehr «Sport»

Schon die Meldung, dass SRF-Kommentator Sascha Ruefer eine Aussage über Nati-Captain Granit Xhaka aus der Doku-Serie «The Pressure Game» hat streichen lassen, sorgte für Aufruhr. Der Wellengang ist seit gestern Abend nochmals intensiver geworden, denn die Wochenzeitung veröffentlichte den Satz, den Ruefer nicht an der Öffentlichkeit haben wollte. So soll der 51-Jährige gesagt haben:

«Granit Xhaka ist vieles, aber kein Schweizer.»

Der Satz ist äusserst unglücklich gewählt und kann als diskriminierend eingestuft werden. Natürlich spielt auch bei dieser Aussage der Kontext eine Rolle. Meinte Ruefer, Xhakas grosser Siegeswille sei nicht typisch schweizerisch? Dass er zu wenig zurückhaltend sei? Oder wollte er wirklich sagen, Xhaka sei aufgrund der Herkunft seiner Eltern kein richtiger Schweizer?

Ein Kommunikationsprofi wie Ruefer sollte sich der Wirkung von Stammtischproleten-Formulierungen bewusst sein, zumal auch «positiv gemeinter» Rassismus am Ende ausgrenzend ist.

Der 51-Jährige, der aufgrund seiner slowenischen Mutter selbst Wurzeln im Balkan hat, unterschätzt seine Vorbildfunktion und seine Macht im öffentlichen Diskurs in der Schweiz. Der Umstand, dass der Kommentator und das Schweizer Fernsehen bis jetzt zur Debatte keine Stellung nahmen, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf Ruefer.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Reporter in dieser Thematik in die Nesseln setzt. An der WM 2018 ist es seine überempörte Reaktion auf die Doppeladler-Jubelgeste, die den fremdenfeindlichen Ton der damaligen Debatte prägt. Die serbischen Provokationen und der Umstand, dass die FIFA die Schweizer von jeglicher Schuld freisprach: geschenkt.

Seither hat Ruefer Xhaka auf dem Kieker. Als der Captain vier Jahre später wieder gegen Serbien ständig provoziert wird und gar physisch angegangen wird, hat er sich bis auf eine kleine Geste stets im Griff. Doch Ruefer benutzt genau diese Geste, um Politik gegen den Arsenal-Spieler zu machen. Öffentlich fordert er dessen Absetzung als Captain.

Switzerland's midfielder Granit Xhaka and Switzerland's midfielder Xherdan Shaqiri celebrate the victory and the qualification during the FIFA World Cup Qatar 2022 group G soccer match betwe ...
Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri jubeln nach dem Sieg gegen Serbien mit der Schweizer Fahne. Bild: keystone

Das ist nicht seine Aufgabe als Kommentator bei den Spielen der Nationalmannschaft. Ruefer ist da, um das Geschehen auf dem Rasen zu begleiten und zu erklären. Nicht, um Politik zu machen. Eine Aufgabe, der er immer weniger nachkommt. Der Solothurner hat insbesondere in den Nati-Spielen die Tendenz, sich auf einzelne Spieler oder Nebenschauplätze einzuschiessen. Er ruiniert so mit seiner Negativität das TV-Erlebnis der Zuschauer.

Ruefer ist wegen seiner emotionalen Art beim Publikum umstritten. Sollten sich die Vorwürfe der «Wochenzeitung» bestätigen oder der Kommentator sich nochmals eine politische Entgleisung erlauben, dann muss sich das SRF nach 15 Jahren mit der Absetzung Ruefers als Nati-Kommentator befassen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Hier werden die Spiele der EM der Frauen 2025 ausgetragen
1 / 10
Hier werden die Spiele der EM der Frauen 2025 ausgetragen
Basel, St. Jakob-Park, 38,512 Plätze.
quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann zaubert im Training und begeistert damit Millionen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
188 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Looney
06.04.2023 12:59registriert Dezember 2015
Ruefer ist in erster Linie ein Entertainer mit einem „Bünzli“-Mindset und kein Fussball-Kommentator.

Ich verstehe auch nicht wieso in der Schweiz alle Nati Spiele über mehrere Jahre exklusiv von einer einzigen Person moderiert werden müssen (früher Beni-„National). Da könnte man doch auch ein bisschen rotieren und sich damit auf das Wesentliche (kommentieren eines Fussballspiels) konzentrieren.
26935
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hoagie
06.04.2023 12:45registriert Oktober 2018
«Ruefer ist da, um das Geschehen auf dem Rasen zu begleiten und zu erklären.»
Aber genau das kriegt er ja irgendwie auch nicht hin. Wenn man sich die Kommentatoren in Deutschland oder England anhört wird sehr viel mehr über Taktik geredet, während Ruefer sich über komische Namen wundert, Spieler verwechselt oder dem ein oder anderen Spieler lieber nicht Nachts in der Tiefgarage begegnen will.
Ich habe mit Kumpels mal ein Trinkspiel mit typischen Ruefer Phrasen veranstaltet, da muss man echt trinkfest sein.
21826
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lowend
06.04.2023 12:53registriert Februar 2014
Granit Xhaka ist am 27. September 1992 in Basel geboren und im Basler Stadtteil St. Johann aufgewachsen.

Wenn Sascha Rufer nun gesagt hätte: «Granit Xhaka ist vieles, aber kein Schweizer - Granit Xhaka ist ein echter Europäer oder gar ein Weltbürger!», dann wäre es komplett richtig, aber genau das hat er nicht getan.

Er denkt leider extrem viel kleinräumiger und kleinkarierter und beurteilt Menschen anhand ihrer elterlichen Abstammung, was nicht nur für Reporter ein komplettes No-Go sein sollte.
19261
Melden
Zum Kommentar
188
Kleiner Surfer, riesige Welle – ein neuer Weltrekord winkt

Der deutsche Surfer Sebastian Steudtner hat wohl seinen eigenen Weltrekord verbessert. Im portugiesischen Nazaré, bekannt für seine riesigen Wellen, bezwang Steudtner eine 28,57 Meter hohe Welle.

Zur Story