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Eishockey-WM: Diese Niederlage schmerzt mehr als (fast) alle vorherigen

Switzerland's forward Nino Niederreiter #22, Switzerland's forward Fabrice Herzog #68 Switzerland's defender Jonas Siegenthaler #97 and Switzerland's forward Nico Hischier #13, loo ...
Lange Schweizer Gesichter nach dem WM-Aus.Bild: keystone
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Diese Niederlage schmerzt mehr als (fast) alle vorherigen

Wieder scheitert die Schweizer Eishockey-Nati gegen das eigentlich unterlegene Deutschland, das in unserer Wahrnehmung längst zur unüberwindbaren Hürde geworden ist. Der Schmerz sitzt tief – auch deshalb, weil so viel mehr drin gelegen wäre.
26.05.2023, 09:3226.05.2023, 13:57
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Eigentlich beginnt das Spiel wie erwartet. Die Schweiz ist spielbestimmend, das bessere Team – doch dann fällt das Tor trotzdem auf der Gegenseite. Deutschland geht mit der Hilfe von Goalie Robert Mayer nach knapp sechseinhalb Minuten in Führung und wir Schweizer denken uns: typisch. Wieder einmal geht genau in diesem Spiel alles schief. Wieder bekommen sie nichts gebacken, wenn es drauf ankommt.

Dann fällt der Ausgleich durch Jonas Siegenthaler, die Hoffnung ist zurück, der Riegel müsste doch geknackt sein.

Bloss kommt nichts mehr. Nicht einmal während über vier Minuten Powerplay. Im Gegenteil: Deutschland geht erneut in Führung – und legt 36 Sekunden später nach. In Unterzahl.

Wir fühlen die Machtlosigkeit, die den Nati-Spielern anzusehen ist.

So macht die kurz dagewesene Hoffnung der Machtlosigkeit Platz. Wir fühlen diese nicht nur, weil wir nur auf dem Sofa sitzen und, selbst wenn wir eingreifen könnten, alles nur noch schlimmer machen würden. Sondern vor allem, weil diese Machtlosigkeit den Nati-Spielern anzusehen ist. Und wir fühlen diese mit. Jedes Mal, wenn es in einem wichtigen Spiel gegen Deutschland geht.

Die Zusammenfassung des Spiels.Video: YouTube/SRF Sport

Deshalb schmerzt diese Niederlage so sehr. Weil die Schweiz, die eine so starke Gruppenphase gespielt hat, erneut an diesem eigentlich unterlegenen Gegner, der in unserer Wahrnehmung längst zu einer unüberwindbaren Hürde geworden ist, gescheitert ist.

Noch grösser wird die Enttäuschung, wenn man sich den Turnierbaum anschaut. Schweden und Finnland schieden ebenfalls im Viertelfinal aus. Dafür sind Kanada und Lettland unter den letzten Vier. Von den Nationen, die in der Vorrunde geglänzt haben, ist einzig noch die USA dabei. Dass die Schweiz gegen Kanada gewinnen kann, hat sie bereits gezeigt, auch Lettland wäre im zweiten Versuch wohl ein machbarer Gegner gewesen.

Die Vorfreude, die Euphorie und das Träumen. All das wurde uns genommen.

Mit einem Sieg gegen Deutschland wäre der Weg in den Final also definitiv bereitet gewesen. Und wer weiss, vielleicht hätte es sogar zum ganz grossen Wurf gereicht.

Doch das sind nur Spekulationen. Denn die zwei Tage Vorfreude auf den Halbfinal, die Euphorie über den Sieg gegen den Angstgegner und natürlich das Träumen vom Titel, all das wurde uns genommen.

Das 2:3 nach Penaltyschiessen im WM-Final 2018 bleibt die Mutter aller Niederlagen. Zu nah war die Schweiz dort am Weltmeistertitel dran, zu präsent noch immer die vergebene Chance in der Verlängerung durch Kevin Fiala. Doch gleich danach kommt die neuerliche Pleite in einem K.o.-Spiel gegen Deutschland. Noch vor dem WM-Final 2013, den die Schweiz mit 1:5 deutlich verloren hat.

Denn in der Enttäuschung nach der gestrigen Schlusssirene schwingt noch der Schmerz aus den vergangenen Duellen gegen den grossen Nachbar mit.

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quelle: keystone / pavel golovkin
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50 Kommentare
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uhl
26.05.2023 11:14registriert Februar 2019
"Mit einem Sieg gegen Deutschland wäre der Weg in den Final also definitiv bereitet gewesen."
Ich weiss wirklich nicht, was so ein Satz in der Nachbetrachtung einer wirklich schmählichen Leistung zu suchen hat. Mit genau dieser Fehleinschätzung ist die Nati auch unterwegs. Man sollte sich mal wieder besinnen und Spiel für Spiel nehmen. Jeder Sportler weiss, dass diese Floskel keine ist.
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Coffey
26.05.2023 10:28registriert März 2016
Jetzt müsste mal noch jemand plausibel erklären können, weshalb Deutschland ein "eigentlich unterlegener Gegner" sein soll. Das ist Schweizer Arroganz in Reinkultur. Ein "eigentlich unterlegener Gegner" wird in 10 Matches acht oder neun Mal bezwungen. Die Bilanz zwischen CH und DE ist aber eine völlig andere. Vielleicht sollte man da mal ansetzten. Nicht sich selber stärker labern und den Gegner schwächer reden als die Realität in den letzten 20 Jahren abbildet.
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Atavar
26.05.2023 09:47registriert März 2020
Das was mich am meisten Schmerzt:
Den Spielern war die Mut- und Hoffnungslosigkeit anzumerken.
Der Körpersprache, der Abstimmung, dem Zusammenspiel. Keine Lockerheit, der verbissene Wille der ersten zwei Spielminuten war gebrochen und danach kam: nichts!

Es gab keinen Plan B. Keine Antwort auf die deutsche Physis.
Es sind viele Leader vieles schuldig geblieben. In den Momenten wo der Wille entscheidend ist, wo man sich den Glauben an sich selbst erkämpfen muss, kam: Muslosigkeit & hängende Schultern.
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