Karim Benzema, der fünffache Champions-League-Sieger, hat schon unterschrieben. N'Golo Kanté, Weltmeister von 2018, auch. Und natürlich, als Erster von allen, als Türöffner sozusagen: Cristiano Ronaldo.
Alle drei, Benzema, Kanté, Ronaldo, sind Protagonisten dieser Geschichte, welche die Fussballwelt gerade in Atem hält. Und sie sollen nicht die einzigen bleiben. Unzählige Namen werden von News-Portalen gerade in die Welt hinausgetickert.
Sie lauten Hakim Ziyech, Edouard Mendy, Kalidou Koulibaly – Vollzug bevorstehend. Lauten Bernardo Silva, Romelu Lukaku, Neymar – Interesse vorhanden. Und da sind noch viele mehr. Die Klubs, die werben und kaufen und allen den Kopf verdrehen, weil sie mit Geld regelrecht um sich werfen, heissen allen voran Al-Hilal und Al-Nassr, Al-Ahli und Al-Ittihad. Das sind die grossen Vereine in Saudi-Arabien, zu Hause in Riad und Dschidda, den grössten Städten dieses Landes, das gerade mit aller Macht auf die Fussball-Landkarte drängt.
Bald drei Wochen ist es her, dass Mohammed bin Salman persönlich die Pläne seines Landes skizzierte, und das zeigt schon, wie wichtig die Sache für Saudi-Arabien ist. Bin Salman ist Kronprinz und starker Mann des Landes, er will es umbauen, gesellschaftlich, vor allem auch ökonomisch. Daneben ist er ein Mann, der von Menschenrechten nicht viel hält, doch dazu später.
Saudi-Arabien ist dank seiner Erdöl-Vorkommen steinreich. Doch bin Salman, den alle nur MBS nennen, weiss, dass sein Land nicht ewig von diesem Schatz leben kann. Er hat deshalb die «Vision 2030» erdacht. Sie soll die Wirtschaft transformieren und die Abhängigkeit vom Erdöl verringern.
Ein wichtiger Teil der Vision 2030 ist der Sport, gerade der Fussball, weil er die populärste Sportart der Welt ist.
Und so präsentiert MBS Anfang Juni einen Plan, der die saudische Pro League radikal verändern soll. Derzeit ist das Niveau dort bescheiden. Doch das wollen die Saudis rasch ändern. Dereinst soll die Liga zu den Top 10 weltweit gehören, der Marktwert dreimal höher sein und die Einnahmen viermal.
Das alles geht nur mit Geld, viel Geld. Und dieses Geld fliesst gewissen saudischen Klubs neuerdings aus den Staatskassen zu. Bei den vier grössten Fussballvereinen des Landes hat nun der saudische Staatsfonds das Sagen. Er wird PIF genannt und ist einer der grössten seiner Art weltweit. Über ihn werden die Öl-Milliarden investiert, in Firmen weltweit. Und jetzt auch in Ronaldo, Benzema, Kanté und all die anderen Fussballer.
Natürlich geht es dabei nicht nur um Sport und auch nicht nur um Geld. In Saudi-Arabien führen sie gerne die Volksgesundheit als weiteren Beweggrund an, und das mag tatsächlich so sein, weil mehr als die Hälfte der Saudis übergewichtig sind.
Vor allem aber investiert Mohammed bin Salman in den Fussball, weil das Spiel schöne Bilder garantiert. Weil es eine Wirkung entfaltet, wenn Fussballer wie Ronaldo oder Benzema in Saudi-Arabien spielen.
Sportswashing nennen das Experten wie Jürgen Mittag von der Deutschen Sporthochschule. Das ist für ihn das «Überschminken politischer und gesellschaftlicher Realitäten mithilfe des Sports». Im Saudi-Arabien von Mohammed bin Salman beinhalten diese Realitäten etwa den brutalen Mord an Regimegegner Jamal Khashoggi 2018. Oder die Zahl der Hinrichtungen, die in den letzten Jahren laut Menschenrechtsorganisationen sogar gestiegen sind – trotz der gesellschaftlichen Reformen, die gerade Frauen mehr Rechte einräumten und den Eindruck erwecken sollen, dass das Land sich modernisiert.
Geld spielt in Saudi-Arabien gerade keine Rolle, das darf es auch gar nicht, weil es mit Abstand das beste Argument ist, das die Liga in der Wüste zu bieten hat. Ronaldo soll laut Medienberichten 200 Millionen Euro pro Saison verdienen. Bei Benzema wird auch mal diese Zahl genannt, mal auch eine tiefere, doch eines ist klar: Die Saudis bezahlen astronomische Gehälter. Die bestbezahlten Fussballer der Welt kicken jetzt nicht mehr in Barcelona oder Manchester. Sondern in der Saudi Pro League.
Auch wenn zahlreiche namhafte Fussballer – allen voran Lionel Messi, dem gar 400 Millionen pro Jahr geboten worden sein sollen – den saudischen Avancen widerstehen, bringen diese auf dem internationalen Transfermarkt einiges durcheinander. Für die Spieler ist das eine komfortable Situation, weil sie irrwitzige Offerten an den Verhandlungstisch mitbringen können.
Für die Klubs in Europa kann die saudische Offensive demnach ein Fluch sein – aber auch ein Segen. Das illustriert das Beispiel Chelsea. Die Londoner haben seit dem letzten Jahr neue Besitzer, die in der ersten Saison sagenhafte 610 Millionen Franken für neue Spieler ausgegeben haben. Jetzt sitzen sie auf einem Kader, der aufgebläht ist und zu viel kostet. Als Retter in der Not – oder als Abnehmer für eine Reihe von Spielern, für die Chelsea keine Verwendung mehr hat – tauchen nun saudische Klubs auf.
In England sorgt das alles gerade für gehässige Debatten. Dazu muss man wissen, dass Chelsea zu 60 Prozent der Investmentgesellschaft Clearlake Capital gehört und diese wiederum den saudischen Staatsfonds zu seinen – vielen – Investoren zählen soll. Nun kursiert der böse Verdacht, dass da die eine Hand die andere wäscht, oder konkreter: dass die Saudis Chelsea bei der Kaderbereinigung helfen – und nebenbei ihre eigene Investition beschützen. Fussballlegende Gary Neville hat schon mal gefordert, dass alle Transfers nach Saudi-Arabien gestoppt und geprüft werden müssen.
Viele Leute, die sich mit Geldströmen im Fussball auskennen, halten wenig von der Theorie. Doch dass sie überhaupt im Raum steht, erzählt viel über den modernen Fussball, diese Welt, in der sich Kronprinzen, Investmentgesellschaften und Staatsfonds tummeln. In der sich politische und wirtschaftliche und gesellschaftliche Absichten zu einem unübersichtlichen Ganzen vermengen.
Saudi-Arabien ist nicht das erste Land, das mit viel Geld Stars anlockt, vor einigen Jahren war China in aller Munde, längst ist das wieder vorbei. Doch in Saudi-Arabien gibt es eine Fussballkultur, und hinter allem steht ein Staat, der viele Ziele hat, unter anderem auch dieses: eine WM ausrichten, möglichst bald. (aargauerzeitung.ch)
Die Bankdrücker und Frührentner wechseln zu den Saudis um nochmals dick abzukassieren.
Das Menschenrechte im Fussball niemanden interessieren weiss man ja schon lange.
Das steht unter seinem Bild.
Mein Vorschlg für die zukünftigen Artikel:
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (Auftraggeber des Mordes an Kashoggi)
Er kann Gutes tun wie er will. Er lässt Verwandte, Oppositionelle etc am Laufmetter liquidieren.