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Olympiageneral (Chef de Mission) Ralph Stöckli hat das Privileg, den Fahnenträger oder die Fahnenträgerin alleine zu bestimmen. Wobei er relativiert: «Es war nicht ein einsamer Entscheid von mir.» Er habe vorher verschiedene Gespräche geführt. Seine Wahl begründet er so: «Giulia hat durch ihre Erfolge Charisma und es ist eine Freude zu sehen, wie bescheiden und konsequent sie ihren Weg geht. Sie trägt den olympischen Traum in sich. Es soll auch ein Zeichen für die Frauenpower in unserem Team sein.» Er habe Giulia Steingruber bereits vor drei Wochen informiert – und die Neuigkeit ist geheim geblieben.
Giulia Steingruber sagt: «Ich fühle mich geehrt und freue mich extrem, bin sehr stolz und motiviert, die Ehre gibt mir Kraft für die kommenden Wettkämpfe. Es wird sicher spät am Freitagabend. Aber am Samstag habe ich einen ruhigen Tag mit einem Training am Nachmittag.»
Die Frage ist natürlich immer, wer denn sonst noch in Frage gekommen wäre. Was, wenn Roger Federer nicht abgesagt hätte? Ist es denkbar, dass der grösste Schweizer Sportler aller Zeiten dann die Fahne nicht getragen hätte? «Ja», sagt Ralph Stöckli. «Ich habe mich vor seiner Absage für Giulia Steingruber entschieden.»
Auch Fabian Kauter als Fahnenträger wäre eine wunderbare Geschichte gewesen – sein Vater Christian, auch er ein Fechter und 1972 im Degen-Silberteam von München, trug 1976 in Montréal die Fahne ins Stadion und holte bei diesen Spielen mit dem Team wieder eine Medaille (Bronze). Was für eine Story! Die Fahne, vom Vater an den Sohn weitergegeben. Oder warum nicht Fabian Cancellara? Doch er hat bereits am Samstag einen Wettkampf.
Die Fahne ins Stadion tragen zu dürfen, ist eine Frage der Ehre und bringt keine zusätzlichen Privilegien. Nicht einmal einen Rückflug in der Businessklasse. Ralph Stöckli sagt, Upgrade beim Rückflug gebe es nur für Medaillengewinner.