Einen besseren Start in die Heim-WM hätte sich Alexis Pinturault wohl kaum vorstellen können. Bereits im Super-G distanzierte Pinturault, der in Courchevel heimisch ist und auch sein eigenes Hotel besitzt, fast die gesamte Konkurrenz. Einzig die Österreicher Marco Schwarz und Raphael Haaser konnten mit dem Franzosen mithalten. Dass die beiden Techniker bereits den Speed-Teil am schnellsten absolvierten und somit im Slalom als Erste starten durften, verschaffte ihnen einen zusätzlichen Vorteil. So kamen die beiden verbliebenen Techniker Loïc Meillard und Atle Lie McGrath, die im Slalom als Einzige schneller waren als Pinturault, nicht mehr an den 31-Jährigen heran.
Pinturault sicherte sich damit wie schon 2019 WM-Gold in der Kombination. Dahinter platzierte sich Schwarz, der zwar schneller in den Slalom startete als der Franzose, die Führung im unteren Teil aber noch aus der Hand gab. Nach Bronze 2019 und Gold 2021 hat der Österreicher nun also auch noch Silber in einer WM-Kombination geholt. Zwar ärgerte sich der 27-Jährige etwas über den vergebenen Sieg, doch freute er sich auch über Platz 2.
Den dritten Platz belegte wie schon am Vortag bei den Frauen ein Mitglied der Familie Haaser. Der 25-jährige Raphael Haaser durfte sich wie seine vier Jahre ältere Schwester über seine erste WM-Medaille freuen.
Als Topfavorit war Loïc Meillard gestartet. Der 26-jährige Neuenburger schien prädestiniert für eine Medaille, doch «nach dem Super-G war schon alles verloren», wie er im SRF-Interview sagte. Im Slalom gelang Meillard zwar die zweitbeste Laufzeit, doch wirklich verbessern konnte er sich dadurch nicht – nur 14 Hundertstelsekunden vermochte er auf Alexis Pinturault aufzuholen. Selbst Speed-Spezialist Raphael Haaser absolvierte den im Zielbereich sehr eng gesteckten Lauf nur um gut vier Zehntelsekunden langsamer als Meillard. Am Ende wurde er Sechster. Dementsprechend enttäuscht zeigte sich der Schweizer, der in Riesenslalom, Slalom und wohl auch dem Parallelrennen weitere Medaillenchancen haben wird.
Für Justin Murisier, der nach dem Super-G noch Sechster war, war der Slalom bereits nach einem Tor zu Ende. Dort fädelte er nämlich ein und begrub seine Medaillenhoffnungen früh im Rennen.
Stefan Rogentin und Marco Odermatt nutzten den Super-G als Trainingslauf. Rogentin kam als Neunter ins Ziel, Odermatt war gut unterwegs, fuhr aber am drittletzten Tor vorbei. Danach liess der 25-jährige Nidwaldner durchblicken, dass er sich nicht gross gegen das Ausscheiden wehrte. Im Interview mit dem SRF erzählte er: «Wäre ich im Rennmodus gewesen, hätte ich das Tor wohl irgendwie noch gekriegt. Absichtlich auszuscheiden, war aber nicht mein Plan.» Zumindest für sein Knie konnte er Entwarnung geben. In seinen Spezialdisziplinen Abfahrt, Super-G und Riesenslalom wird er also voll angreifen können.
Wie schon am Vortag verzichteten viele Speed-Fahrer auf den Kombi-Slalom und nutzten den Super-G ausschliesslich als Trainingsfahrt für die Medaillenentscheidung vom Donnerstag. Neben Rogentin und Odermatt waren dies unter anderem auch Aleksander Aamodt-Kilde und Vincent Kriechmayr.
Weiterhin vermochte im Slalom wenig Spannung aufzukommen. Dies lag daran, dass mit Pinturault und Schwarz zwei eigentliche Technik-Spezialisten nach dem Super-G auf den ersten beiden Plätzen standen. So schienen einzig Meillard und McGrath noch als potenzielle Spielverderber infrage zu kommen. Doch der Abstand war so gross, dass zumindest Gold und Silber bereits nach zwei Fahrern im 2. Lauf verteilt waren. Am Ende änderte sich an der Reihenfolge auf dem Podium nach dem Super-G nichts mehr.
Am Mittwoch wechselt das Geschehen wieder nach Méribel. Dort fahren die Frauen im Super-G um den zweiten Medaillensatz. Von den Schweizerinnen zählt vor allem Titelverteidigerin Lara Gut-Behrami zu den Favoritinnen. Der Italienerin Frederica Brignone, die am Montag Gold in der Kombination holte, sowie ihrer Landsfrau Sofia Goggia werden ebenfalls gute Chancen zugerechnet.
Die Schweizer Starterinnen: