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Zwei Fragen haben uns vor dem Saisonstart beschäftigt: Kann Tom Lüthi (29) noch einmal Weltmeister werden? Welchen Dominique Aegerter (25) werden wir beim Saisonauftakt sehen?
Die Frage nach der Verfassung von Dominique Aegerter war auch eine bange Frage. Er hatte ja Wochen gebraucht, um sich von den Folgen des Horror-Sturzes beim GP von Aragon im letzten September zu erholen.
Nun wissen wir: Es gibt keine Nachwirkungen. Dominique Aegerter hat in Katar den 5. Platz herausgefahren. Nach dem Rennen wirkt er erstmals seit Monaten richtig entspannt, ja glücklich. Er hatte schon bei den Vorsaisontests und bei den Trainings zum GP von Katar einen guten Eindruck gemacht. Aber unter der Oberfläche des Selbstvertrauens war die Verunsicherung doch spürbar.
Erst der Ernsteinsatz, das Rennen, konnte die definitive Antwort geben. Dominique Aegerter sagt, dass er in Katar anfänglich noch nicht ganz der wilde, bissige «Domi» war, wie wir ihn kennen. «Ich bin beim Start und in den ersten Runden noch nicht so aggressiv gefahren wie früher. Es ist ja auch verrückt, wie da zur Sache gegangen wird, es ist geradezu Krieg auf der Rennstrecke. Aber in der zweiten Hälfte des Rennens bin ich wieder so gefahren wie immer.» Und nach dem Rennen kam noch eine erfreuliche Nachricht: sein Manager Dr. Robert Siegrist hat am letzten Samstag die letzte freie Werbefläche doch noch verkaufen können – die finanziellen Einbussen gegenüber der letzten Saison sind nun nur noch minim.
Es ist also wieder alles so, wie es schon immer war. Oder doch nicht? Nicht ganz. Die Ausgangslage im Team ist nach diesem GP von Katar eine andere geworden. Letzte Saison ging es noch darum, wer im Team die Nummer 1 ist. Tom Lüthi oder Dominique Aegerter? Diese Frage ist nun beantwortet: Tom Lüthi hat mit dem Sieg beim Saisonauftakt seinen Status als Nummer 1 zementiert.
Diese klaren Verhältnisse bringen Ruhe ins Team und ermöglichen eine Konzentration auf den Rennsport. Die Rivalität der beiden Piloten hatte letzte Saison viel Unruhe und Hektik provoziert. Das ist nicht mehr der Fall. Aegerter steht nicht mehr unter dem Druck, seine Saison 2014 (mit dem bisher einzigen Sieg) beweisen zu müssen. Er hat jetzt im Windschatten von Tom Lüthi erst einmal Ruhe und kann seine ganze Energie in den Rennsport investieren. So gesehen hilft Tom Lüthis Sieg auch ihm.
Der Sieg beim Saisonauftakt in Katar hat auch die Frage beantwortet, ob Tom Lüthi noch einmal Weltmeister werden kann. Dieser Sieg bringt ihm zwar auch nur 25 Punkte ein. Gleich viel wie die vorherigen zehn GP-Siege. Und doch ist es sein wichtigster und grösster seit dem 25. September 2005. Damals distanzierte er beim GP von Malaysia Mika Kallio um zwei Tausendstel. Am Ende der Saison war er 125er-Weltmeister.
Seither war Tom Lüthi oft Titelanwärter. Die Hoffnungen haben sich nie erfüllt. Die neue Generation, die jungen Wilden, haben ihn in der Moto2-WM immer wieder besiegt, sind an ihm vorbeigezogen und in die Königsklasse aufgestiegen. Der Emmentaler wird im September 30. Er ist von allen Spitzenfahrern der Älteste. Zu alt um Weltmeister zu werden?
Nun hat er zum Saisonauftakt einen der ganz wilden Jungen besiegt. Franco Morbidelli (21) hat den Kampf um den Sieg gegen den Schweizer um 14 Tausendstel verloren. Als er die Enttäuschung über die Strafe für den Frühstart (20 Strafsekunden) überwunden hatte (er erfuhr davon erst nach der Zieldurchfahrt) kam er auf das Rennen zu sprechen und sagte: «Es ist mir ein Rätsel, wie Tom im Sattel bleiben konnte, als er mich überholte. Es war ein unglaubliches Manöver.»
Tom Lüthi wird gelegentlich vorgeworfen, es fehle ihm eine entscheidende Prise Biss und Aggressivität beim Start und im Zweikampf. Er schaffte es nur selten, aus der hinteren Reihen durchs dichte Gedränge durchzubrechen und den Anschluss an die Spitze zu finden. In Katar hat er von der dritten Reihe aus sofort den Anschluss an die Spitze gefunden. Und dann jene Zweikampfstärke gezeigt, die er braucht um Weltmeister zu werden. Wir haben in Katar den besten Tom Lüthi seit dem Einstieg in die Moto2-WM (2010) gesehen.