Historisch! Die Schweizerinnen feiern einen Dreifachsieg im Mountainbike bei den Olympischen Spielen in Tokio. Erstmals seit 1936 wehen an einer olympischen Siegerehrung drei Schweizerfahnen. Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand gewinnen Gold, Silber und Bronze.
Am Donnerstag wurden die Mountainbikerinnen gemeinsam mit Marlen Reusser, die im Zeitfahren Silber gewinnen konnte, in der Schweiz empfangen. Zahlreiche Fans sowie Familienangehörige und Freunde erwarteten die Athletinnen und ihr Edelmetall. Vor allem die ohrenbetäubenden Kuhglocken fielen auf.
«Es ist sehr laut – ich glaube, ich habe jetzt einen Gehörschaden. Aber es ist wunderschön. Dass ich so etwas mal erlebe, hätte ich nie gedacht», sagte Marlen Reusser. Auch Sina Frei freute sich über die hohe Lautstärke: «Es zeigt, wie viele Leute hinter uns stehen.»
Olympia-Siegerin Jolanda Neff stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die 28-Jährige freute sich über die Unterstützung: «Wir haben so viele Nachrichten bekommen von Leuten, die mitgefiebert haben und sich mit uns gefreut haben. Es ist so schön, den Erfolg mit allen teilen zu können.» Die Ruhe während des Flugs habe sie dazu genutzt, etwas herunterzukommen und sich auszuruhen. Nach dem Gewinn der Medaille sei eine Menge los gewesen und sie konnte nur zwei Stunden schlafen. Nun freue sie sich erst einmal auf eine Dusche.
Für Giulia Steingruber war der Mehrkampf-Final wohl der letzte Auftritt auf der olympischen Bühne. Die 27-Jährige turnte sich auf den 15. Rang und konnte sich somit gegenüber der Qualifikation um acht Plätze verbessern. Dennoch war Steingruber nicht ganz zufrieden mit dem Wettbewerb – nicht wegen ihrer Leistung, sondern aufgrund der Benotung.
Im Interview nach dem Wettbewerb drückte sie ihre Enttäuschung aus: «Meine Freude ist etwas getrübt, da ich sehr enttäuscht bin von den Noten am Balken. Ich bin überhaupt nicht einverstanden, da ich eigentlich besser geturnt habe. Das macht mich fast ein bisschen wütend.» Mit ihrer Leistung sei sie aber zufrieden: «Ich habe einen guten Wettbewerb gezeigt und kann stolz sein.»
Beim Sprung konnte sie sogar den dritthöchten Wert des Tages erzielen. Die Qualifikation für den Final in ihrer Paradedisziplin, wo Steingruber 2016 in Rio noch Bronze gewinnen konnte, hatte sie am Montag noch verpasst. Sie kann dort nun nur noch hoffen, im Falle eines Ausfalls einer anderen Turnerin nachrücken zu können. Voraussichtlich wird der Mehrkampf-Final aber der letzte Auftritt der Ostschweizerin an Olympischen Spielen gewesen sein.
Im Mehrkampf-Final der Turnerinnen mussten die USA auf Superstar Simone Biles verzichten. Die 24-Jährige hatte sich bereits beim Team-Wettkampf vorzeitig zurückgezogen und setzte auch am Donnerstag aus, um den Fokus auf die mentale Genesung zu legen. Doch selbst in Abwesenheit der vierfachen Olympiasiegerin von 2016 führte kein Weg an den US-Turnerinnen vorbei.
Sunisa Lee behielt in einem spannenden Wettkampf die Oberhand und konnte sich mit 0,135 Punkten Vorsprung durchsetzen. Für die 18-Jährige war es nach Silber mit der Mannschaft bereits die zweite olympische Medaille in Tokio. Im Wettbewerb am Sprung, den Stufenbarren, dem Schwebebalken und am Boden verwies sie die Brasilianerin Rebeca Andrade und die Russin Angelina Melnikowa auf die weiteren Podestplätze.
Damit wurde Lee zur Nachfolgerin von Biles, die in Rio noch Gold im Mehrkampf gewinnen konnte. Die Titelverteidigerin drückte ihrer Landsfrau von der Tribüne die Daumen. Die höchste Punktzahl des Tages erreichte Suni, wie sie genannt wird, am Stufenbarren. Mit 15,3 Punkten wurde sonst nur der Sprung von Silbermedaillen-Gewinnerin Andrade bewertet.
Suni Lee on Uneven Bars is breathtaking. Grabee! pic.twitter.com/guaBRncsSb
— Christ Orozco (@xtianorozco) July 29, 2021
Belinda Bencic und Viktorija Golubic begeistern die Schweizer Zuschauerinnen und Zuschauer am olympischen Turnier weiter. Bencics Siegesserie geht auch am dritten Tag in Folge mit den Siegen im Einzel im Doppel mit Golubic weiter. Damit konnte die 24-Jährige nun Siege innerhalb von drei Tagen feiern.
Dabei bewiesen beide Tennisspielerinnen Nerven. Im Einzel geriet die Ostschweizerin mehrmals in Rückstand, fand aber immer die richtige Antwort. Auch im Doppel gelang den Schweizerinnen ein Comeback nach 0:4-Rückstand im ersten Satz. Am Samstag stehen die beiden Finals an – dann spielen Belinda Bencic zweimal und Viktorija Golubic einmal um Gold.
Der deutsche Radsport-Funktionär, der beim Zeitfahren mit rassistischen Aussagen auf sich aufmerksam machte, wurde nach Hause geschickt. Patrick Moster hatte Radfahrer Nikias Arndt zugerufen: «Hol die Kameltreiber!» Damit meinte er einen algerischen und einen eritreischen Fahrer, die vor dem Deutschen fuhren.
Arndt hat sich nach dem Zeitfahren von den Aussagen distanziert und zeigte sich entsetzt. Der 54-jährige Moster entschuldigte sich später. Dennoch entschied der Deutsche Olympische Sportbund mit einem Tag Verspätung, dass Moster aus Tokio Abreisen muss. Der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer habe gegen die olympischen Werte verstossen. Der Rad-Weltverband verhängte zudem eine vorläufige Sperre.
Auch der algerische Radfahrer Azzedine Lagab äusserte sich gegenüber «Bild» über den Vorfall: «Richtig geschockt war ich nicht, als ich davon gehört habe. Ich bekam schon viel aggressivere rassistische Beleidigungen zu hören. Geschockt war ich nur, dass das auf einem so hohen professionellen Niveau wie Olympia passieren kann.»
Die grösste Schweizer Medaillenhoffnung im Schwimmen schafft den Einzug ins Final über 200 m Lagen. Jérémy Desplanches schwamm im Halbfinal die fünftbeste Zeit und kann am Freitag auf eine Medaille hoffen. Dafür muss sich der Genfer aber steigern. Desplanches blieb um sieben Zehntel über seinem Schweizer Rekord vom Juli 2019 und lag 52 Hundertstelsekunden hinter dem Drittplatzierten des Halbfinals.
Weniger erfreulich lief es für den Rest des Schweizer Schwimmteams. Einzig Noè Ponti konnte sich ebenfalls für die nächste Runde qualifizieren. Der 20-Jährige startet in der Nacht auf Freitag im Halbfinal über 100 m Schmetterling. Fpr Roman Mityukov über 200 m Rücken und Lisa Mamié über 200 m Brust war jeweils im Halbfinal Schluss.
Novak Djokovic zieht problemlos in den olympischen Halbfinal ein. Der Serbe gewinnt gegen Kei Nishikori locker mit 6:2 und 6:0 und trifft in der nächsten Runde auf den Deutschen Alexander Zverev. Djokovic gewann bisher jedes grosse Turnier des Jahres und ist auch in Tokio der Favorit auf Gold. Sollte ihm der Turniersieg bei Olympia gelingen, würde dem 34-Jährigen lediglich noch der Triumph an den US Open fehlen, um als erster Mann in die Geschichte einzugehen, der den «Golden Slam» schaffte.
San Marino hat die erste Medaille seiner Olympia-Geschichte. Verantwortlich dafür ist die 33-jährige Alessandra Perilli, die im Tontaubenschiessen in Tokio Bronze erringt. Perilli ist eine von fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Olympischen Spielen in Tokio aus San Marino. Zuvor nahm der Zwergstaat an 22 Olympischen Sommer- oder Winterspielen teil, blieb aber jeweils ohne Medaille.
Skifferin Jeannine Gmelin glänzte in ihrem Halbfinallauf als Zweite und musste sich einzig Hanna Prokazen aus Russland geschlagen geben. Die 31-Jährige ruderte die 2 Kilometer in 7:25,80 Minuten und konnte sich so einen Platz im Final sichern.
Dort müsste Gmelin wohl noch einen Zahn zulegen, um eine Medaille mit nach Hause nehmen zu können. Über beide Halbfinalläufe gesehen war sie die Fünftschnellste. Im Final am Freitag hält sie dennoch alles für möglich: «Ich gehörte in den letzten Jahren immer zu den sechs schnellsten. Ich weiss, dass ich es kann und das werde ich auch morgen wieder zeigen.»
Zum ersten Mal werden in den BMX-Wettbewerben olympische Medaillen vergeben. Auf eine solche hoffen auch Schweizerinnen und Schweizer. Simon Marquart und David Graf bei den Männern, sowie Zoé Classens bei den Frauen waren am Donnerstag in den Viertelfinals der BMX-Rennen im Einsatz.
Routinier David Graf und die 20-jährige Europameisterin Zoé Classens konnten sich souverän für die Halbfinals qualifizieren. Für den 24-jährigen Simon Marquart ist die Olympia-Premiere aber bereits wieder vorbei. Nach einem Sturz im dritten Lauf verlor er zu viel Zeit, um sich in seinem Viertelfinal unter den besten vier zu platzieren.
Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré verpassen den angestrebten Gruppensieg. Nach Siegen in den ersten beiden Spielen unterlagen die Schweizer Beachvolleyballerinnen im Duell um den ersten Rang gegen die Kanadierinnen. Sarah Pavan und Melissa Humana-Paredes konnten sich mit 21:13 und 24:22 in zwei Sätzen durchsetzen und bleiben somit ohne Satzverlust bei Olympia.
Trotz der Niederlage ziehen die Zürcherin und die Bernerin in den Achtelfinal ein. Damit überstehen beide Schweizer Frauenteams im Beachvolleyball die Gruppenphase. Bereits am Mittwoch konnten sich Tanja Huberli und Nina Betschart für die nächste Runde qualifizieren.