Der 24-jährige Filippo Colombo ist in diesem Jahr in die absolute Weltspitze gefahren. In vier der acht Weltcup-Rennen im Cross-Country klassierte er sich in den Top 5, zuletzt gelang ihm im kanadischen Mont-Sainte-Anne als Zweiter erstmals den Sprung aufs Podest. Im Short Race hatte er an gleicher Stätte gewonnen, wie zuvor schon auf der Lenzerheide.
Dabei bestreitet der Tessiner insofern seine erste «richtige» Weltcup-Saison in der Elite-Kategorie, als 2020 grösstenteils der Coronavirus-Pandemie zum Opfer fiel und er 2021 wegen eines schweren Sturzes lange pausieren musste. Davor startete er in der U23-Kategorie.
Colombo ging in Abwesenheit von Nino Schurter (konzentriert sich auf die WM in der kommenden Woche im französischen Les Gets) und Mathias Flückiger (positiver Dopingtest) als Schweizer Nummer 1 ins EM-Rennen. Diesem Status wurde er als Dritter gerecht. Er musste sich einzig dem britischen Olympiasieger Thomas Pidcock und dem Dänen Sebastian Carstensen geschlagen geben.
Mit ersterem konnte Colombo wie alle anderen nicht mithalten, obwohl er es versuchte. Carstensen habe am Ende die etwas frischeren Beine gehabt. «Ich bin allerdings sehr zufrieden mit der Bronzemedaille», bilanzierte Colombo. Zum Fall Flückiger sagte er: «Das war sicher nicht einfach für uns. Wir versuchten, so professionell wie möglich damit umzugehen, wollten uns als Mannschaft zeigen.» Letzteres gelang mit sechs Schweizern in den Top 11 vorzüglich.
Colombo ist durch seine Mutter und einen Onkel, die beide Radrennfahrer waren, zum Velosport gekommen. Die guten Resultate führt er darauf zurück, dass er als junger Fahrer in jedem Rennen etwas lerne und darum immer schneller geworden sei. Zudem ist in seinem Team BMC kein geringerer als die französische Mountainbike-Legende Julien Absalon der Chef. Von ihm kann er selbstredend enorm viel profitieren.
Colombo ist ein explosiver Fahrer, Potenzial sieht er insbesondere noch im Grundlagenbereich. «Ich kann noch mehr trainieren und kleine Details verbessern.» Dadurch will er es schaffen, noch konstantere Leistungen abzurufen. Denn es gab in der laufenden Weltcup-Saison auch Ausreisser nach unten, weshalb er in der Gesamtwertung aktuell «nur» Neunter ist. Die Richtung seiner Entwicklung stimmt aber auf jeden Fall. (ram/sda)
München. Europameisterschaften.
Cross-Country. Männer (34,9 km):
1. Thomas Pidcock (GBR) 1:18:09.
2. Sebastian Carstensen (DEN) 0:11 zurück.
3. Filippo Colombo (SUI) 0:12.
Ferner die weiteren Schweizer:
5. Thomas Litscher 0:21.
7. Lars Forster 0:30.
8. Andri Frischknecht 0:37.
9. Vital Albin 0:46.
11. Joel Roth 0:51.
25. Marcel Guerrini 2:38.
58 Fahrer gestartet, 54 klassiert.
Nicht am Start u.a.: Nino Schurter (SUI), Mathias Flückiger (SUI), Mathieu van der Poel (NED), Luca Braidot (ITA), David Valero Serrano (ESP), Titouan Carod (FRA) und Vlad Dascalu (ROU). (sda)