Noch tut sich Luka Doncic im Trikot der Los Angeles Lakers schwer. In seinen ersten fünf Spielen verwandelte er nur 38,1 Prozent seiner Würfe, von den Dreierversuchen fand nur jeder vierte den Weg durch die Reuse. Bei einem Superstar, der so häufig wirft wie Doncic, schadet es dem Team noch stärker, wenn er – überspitzt gesagt – nichts trifft.
Auch in der Nacht auf Mittwoch beim 107:99-Sieg gegen seinen Ex-Klub zeigte er sich wenig treffsicher. Eine Wurfquote von 35,3 Prozent und nur ein getroffener Dreier bei sieben Versuchen sprechen Bände. Doncics Qualitäten liegen aber nicht nur im Skoren, sondern auch in seiner Übersicht bei Pässen oder als Rebounder. Und so konnte er gegen die Dallas Mavericks, die ihn Anfang Februar per Trade in den Westen der USA verschifften, dennoch brillieren. Neben 19 Punkten gelangen ihm zwölf Assists und 15 Rebounds, dazu konnte der eigentlich schwache Verteidiger mit drei Steals und zwei Blocks glänzen.
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Ob er durch den Erfolg gegen sein altes Team mit dem Trade abschliessen könne, wurde er danach gefragt. «Das wird eine Weile dauern», gab er zu, «ich bin einfach froh, dass das Spiel vorbei ist.» Für Doncic war Dallas eine zweite Heimat geworden. Gerne hätte er auch den Rest seiner Karriere für das Team, das ihn während des Drafts 2018, wo er von den Atlanta Hawks an 3. Stelle gepickt wurde, nach Texas holte, gespielt. Nun sagte er:
Dennoch scheint er sich bei den Lakers zumindest auf dem Court immer besser einzuleben. Auch das Zusammenspiel mit LeBron James, gegen Dallas Abnehmer von vier Assists Doncics, funktioniert immer besser. Schon am Samstag hatte der Neuankömmling mit 32 Punkten, sieben Assists und vier Steals einen grossen Anteil am 123:100-Sieg gegen das extrem formstarke Denver.
Sorgen müssen sich die Verantwortlichen in LA also trotz Startschwierigkeiten nicht machen, dass sich der Monster-Trade rächen wird. Denn auch gut drei Wochen nachdem die Lakers Doncic per Trade aus Dallas geholt haben und im Gegenzug Anthony Davis und einen Erstrundenpick im Draft von 2029 zu den Mavericks geschickt haben, steht die legendäre Franchise aus Kalifornien als grosser Gewinner da.
Mit dem Slowenen wurde ein 25-Jähriger geangelt, der in den letzten fünf seiner sechs NBA-Saisons immer zu den besten Spielern auf seiner Position zählte und Stimmen in der Wahl zum wertvollsten Spieler (MVP) erhielt. Der verletzungsanfällige Davis hingegen ist sechs Jahre älter und fällt schon wieder länger aus. Dass die Lakers da nur einen weit in der Zukunft liegenden Pick sowie zwei zu vernachlässigende Spieler abgeben mussten, ist noch immer schwer zu glauben.
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Da ändert auch nichts daran, dass die Verantwortlichen der Dallas Mavericks um General Manager Nico Harrison ein anderes Bild von Doncic haben. So hielten sie ihren Star für faul. Eine Meinung, welche durch die Gewichtsprobleme und die schwachen Leistungen als Verteidiger verstärkt wurde. Seine Vorliebe für Shisha und Bier tat da angeblich ihr übriges.
Auch Mavericks-Besitzer Patrick Dumont, der die NBA-Franchise Ende 2023 von Mark Cuban übernommen hat, deutete auf den mangelnden Arbeitswillen Doncics als Grund für die Trennung hin. In ihren Augen wäre das Risiko zu gross gewesen, den Shooting Guard im Sommer mit einem Fünfjahresvertrag über 346 Millionen Dollar auszustatten.
Die Fans der Texaner sehen dies aber noch immer deutlich anders. So beliebt wie Doncic war bei den Mavs-Fans zuletzt Dirk Nowitzki, der dem Team 2011 seinen einzigen Titel der Geschichte bescherte. Der Slowene galt als Nachfolger des «German Wunderkind» – spätestens seit er Dallas gemeinsam mit Kyrie Irving in der letzten Saison in den Playoff-Final geführt hatte.
Die Kritik an GM Nico Harrison reisst nicht ab. Auch weil dieser nicht mehr herausgeholt hat, was dem Umstand geschuldet ist, dass er lediglich mit einem Team verhandelt hat. Doncic schien Harrison ebenfalls zeigen zu wollen, dass dieser einen grossen Fehler begangen habe.
Bei den Lakers-Fans ist die Freude und die Dankbarkeit hingegen riesig. Beim Spiel gegen Dallas waren laute «Thank You, Nico»-Sprechchöre zu hören. Ohnehin herrscht im Zentrum von Los Angeles aktuell Feierlaune. Schliesslich gewannen die Lakers nun drei Spiele in Serie und 13 der letzten 16 Partien. Damit ist der 17-fache Meister in der Western Conference auf Platz 4 vorgerückt und scheint unter Rookie-Coach J. J. Redick für die Playoffs gewappnet.
Loud “Thank you, Nico!” chants while Luka Dončić shoots free throws. pic.twitter.com/qaI0x8ct8J
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Dort stehen die Lakers dann unter grossem Druck – nicht nur, weil LeBron James bereits 40 Jahre alt ist und selbst der «King» nicht ewig auf diesem Niveau weiterspielen kann. Denn Doncic, der sich schliesslich nicht selbst für den Wechsel nach Los Angeles entschied, muss überzeugt werden, im nächsten Jahr bei den Lakers zu verlängern. Ansonsten droht ihnen, den Superstar ohne Gegenwert zu verlieren.
Anders als Dallas kann Doncics neues Team ihm keinen sogenannten «Supermax»-Vertrag geben, weil diese jenen Franchises vorbehalten sind, welche den betreffenden Spieler gedraftet haben. Doncic verlor durch den Trade deshalb über 100 Millionen Dollar.
Doch auch mit 229 Millionen Dollar über fünf Jahre wird Doncic leben können – egal, ob er für diese Summe nun in Los Angeles oder an anderer Stelle unterschreibt.