Corinne Suter zeigte sich an einem Grossanlass einmal mehr am Tag X bereit. Nach jeweils zwei Medaillen an den Weltmeisterschaften 2019 in Are und vor Jahresfrist in Cortina, wo sie sich ebenfalls bereits die Goldmedaille in der Abfahrt gesichert hatte, lieferte die 27-Jährige in China mit einer so entschlossenen wie fehlerfreien Fahrt ihr Meisterstück ab.
Die Schwyzerin krönte sich damit zur sechsten Schweizer Abfahrts-Olympiasiegerin, der ersten seit Dominique Gisin, die 2014 in Sotschi triumphiert hatte. Zudem sorgte Corinne Suter zusammen mit Beat Feuz, der in Yanqing zu Beginn der Wettkämpfe bei den Männern gewonnen hatte, zugleich für das erst zweite Schweizer Abfahrts-Double an Winterspielen. Das erste war 1972 in Sapporo Bernhard Russi, dem Erbauer der dem Schweizer Team so wohlgesinnten Piste «The Rock», und Marie-Theres Nadig gelungen.
Die einzige Fahrerin, die in der Olympia-Abfahrt Corinne Suter nahe kam und deren grössten Triumph hätte verhindern können, hiess Sofia Goggia. Dieser Fakt alleine wäre kaum bemerkenswert, schliesslich ist die 29-jährige Italienerin im Weltcup Seriensiegerin und in dieser Saison in vier von sechs Abfahrten siegreich. Doch ihr Start in China hing aufgrund des Sturzes am 23. Januar bei den Heimrennen in Cortina an einem seidenen Faden. Sie erlitt dabei eine vielschichtige Verletzung im linken Knie, unter anderem einen partiellen Kreuzbandriss.
Die Olympia-Teilnahme geriet in höchste Gefahr. Doch Goggia gewann den Wettlauf gegen die Zeit. Den olympischen Super-G vier Tage zuvor liess sie noch aus. Ihr Fokus in China lag einzig und alleine auf der Abfahrt. Mit einem zweiten Triumph nach 2018 in Pyeongchang wollte sie Historisches schaffen.
Dazu befand sich Goggia lange auf Kurs, ihr Vorsprung auf Suter betrug bei der letzten Zwischenzeit und vor dem abschliessenden Flachstück durch den Canyon 18 Hundertstel. Auf den 20 Fahrsekunden bis ins Ziel büsste die Italienerin dann aber 0,34 Sekunden ein.
Als sie sich von der Schweizerin von der Leaderposition verdrängt sah, war Goggias Enttäuschung offensichtlich. Mit etwas mehr Abstand zum Rennen wich diese allerdings dem Stolz: «Dass es nicht Gold wurde, tut mir ein bisschen weh. Doch ich hätte auch für Silber unterschrieben, denn diese Medaille hat einen unglaublichen Wert für mich.»
Sie widme Silber «mir selbst, weil ich gefahren bin und diese Willenskraft habe», aber auch all den Menschen, «die an mich geglaubt und mich auf diesem Weg, der sich nach Cortina fast in Luft aufzulösen schien, begleitet haben», so Goggia, die auch als Zweite in die Geschichtsbücher eingehen wird. Sie wäre neben Katja Seizinger erst die zweite Skirennfahrerin gewesen, die in zwei Olympia-Abfahrten Gold gewann. Die Deutsche war sowohl 1994 wie 1998 zum Olympiasieg gefahren.
Mit Nadia Delago, die 0,57 Sekunden auf die Siegerin verlor, war auf dem Podest auch ein Überraschungsgast vertreten. Die 24-Jährige bestritt ihr Premierenrennen an Olympischen Spielen.
Ein Podestplatz war ihr im Weltcup bei 47 Starts noch nie gelungen. Der 4. Rang in der Abfahrt von Zauchensee Mitte Januar und der 5. Rang in Garmisch unmittelbar vor den Spielen waren bislang die Karriere-Bestleistungen von Nadia Delago, deren 22 Monate ältere Schwester Nicol in der Olympia-Abfahrt Elfte wurde.
«Sie hat mir gesagt, ich solle Spass haben und so fahren, wie ich es kann, und nun stehe ich hier mit einer Medaille. Ich kann es immer noch kaum glauben», so die Bronze-Gewinnerin. (ram/sda)
Das haben die beim SRF auch gesagt, stimmt aber hinten und vorne nicht:
Lindsey Vonn (Gold/Bronze)
Isolde Kostner (Silber/Bronze)
Annemarie Moser-Pröll (Gold/Silber)
Marie-Therese Nadig (Gold/Bronze)
Traudl Hecher (2x Bronze)
Trude Jochum-Beisser (Gold/Silber)